Klanginszenierung "Konfekt" vom ArToll-Klanglabor

Sigrid Neuwinger
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Das XOX-Theater in Kleve war am 18. September Gastgeber für das ArToll-Klanglabor-Ensemble, das als Abschluss des diesjährigen Sommerlabors des Vereins ein großartiges Konzert gegeben hat. Alles was irgendwie Klänge hervorbringen kann kam zum Einsatz. Ein schönes Beispiel hierfür sind zwei Stücke, „Hörbuch“ und „Wellnuss“, die, obwohl gespielt auf einer abgedunkelten Bühne, doch einigermaßen gut bildlich zu dokumentieren waren.
Im Stück „Hörbuch“ erscheint aus der Dunkelheit eine dunkel gekleidete Frau die ein rotes, schweres Buch an einem langen Seil hörbar hinter sich her schleppt. Sie bringt dieses Buch bald in eine kreisförmige Bewegung, es schleift dann immer noch über den Boden und bringt einen konstanten Klang hervor. Akteure stellen Pulten auf und gleiche Bücher darauf, öffnen sie und bringen einzelne Seiten durch Anblasen zu unregelmäßigen Quietschtöne. Dann werden die offengeschlagen Bücher am Pult beklopft, gestreichelt, mehrmals durchgeblättert, es werden Seiten ausgerissen, zerknüllt und wild weggeworfen. Herumgetragen werden sie dann auf- und zugeklappt um beim gleichzeitigen Zuschlagen das Ende des Stückes anzukündigen.
Im „Wellnuss“ werden Tonnenweise Wallnüsse von einem Behälter in einen anderen geschüttet, was brandungsähnliche Geräusche mit sich bringt. In großem Ernst wird dieses An- und Abschwellen der Brandung in Gang gehalten, bis alle Behälter auf den Boden ausgegossen werden. Die entstandene Schicht wird von allen durchwatet, und von immer weniger Akteuren zusammengefegt zu einem großen Haufen. Ein Flutlicht von obendurchstrahlt schließlich den aufgewirbelten Staub und das Spiel ist zu Ende.
Man wähnt sich bei Mysterienspielen, ausgeführt von Priestern in voller Ernsthaftigkeit und Überzeugung. Es werden natürlich keine Glaubensinhalte bildlich dargestellt, noch Götzen verehrt. Aber es entsteht eine Empfindung von Unnahbarkeit und Übernatürlichkeit die schon lange nicht mehr auf kirchlichen Bühnen erreicht wird.
Die Handelnden: Claus van Bebber, Rita Beckmann, Albinus Burokas, Clemens Drissen, Barbara Hahn, Rika Gerritzen, Sigrid Neuwinger und Markus Reuber.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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