Wer setzte Moses Hörner auf?

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Dass der Moses von Michelangelo und der etwas ältere Moses von Claus Sluter am Mosesbrunnen in Dijon deutlich Hörner auf dem Haupt tragen rührt von der Vulgata Übersetzung eines Verses aus dem Buch Exodus her.

Als Moses zum zweiten Mal vom Berg herunterstieg, mit den neuen Gesetzestafeln, war sein Antlitz verändert, weil er mit Gott geredet hatte. Im Urtext stehen keine Hilfszeichen für die Selbstlaute. Das Buchstabengebilde "qrn", das die Veränderung wiedergibt, erlaubt sowohl das Verb "glänzen, strahlen" als auch das Substantiv "Horn".
Der Vulgata-Übersetzer Hieronymus wählte "Horn", „cornuta“.
Erst viel später legten jüdische Gelehrte die Selbstlaute fest, und somit die Bedeutung. „Qrn“ wurde dann endgültig als „qāran“ gelesen: „Licht ausstrahlen“, und nicht „qeren“, „Hörner (wachsen)“. Dieser Festlegung folgen alle modernen Übersetzungen. Weil aber der Begriff „Horn“ auch steht für „Kraft“ (wie in Psalm 18:2, dort "qeren") ist die Übersetzung vom Hl. Hieronymus zu verteidigen und ist sie vielleicht sogar die Folge einer Erklärung seiner jüdischen Lehrer. Der Prophet Moses gilt ja als die gewaltigste Gestalt der jüdischen Geschichte.

Es heißt weiterhin, dass das Antlitz des Propheten Furcht einflößte und dass Mose, der selber nicht merkte, dass sein Gesicht sich geändert hatte, es bedecken musste, damit seine Volksgenossen ihn überhaupt ansehen konnten. Nachher geschah dies jedes Mal als er im Zelt der Begegnung mit Gott gesprochen hatte.

Dies alles hat wenig zu tun mit den schmückenden und anmutigen Strahlenkränzen um die Häupter der Heiligen späterer Zeiten. Sluter und Michelangelo wollten die furchtausstrahlende Wirkung des Antlitzes darstellen, ohne das Gesicht des Mose zu entstellen.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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