Ein Bild - Eine Geschichte

Licht

Schnaufend hielt Marco einen Augenblick inne. Er lauschte in die Dunkelheit hinein. Seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen. Er lehnte sich an den feuchten Felsen, von dem unaufhörlich Wasser herabrieselte. Unter ihm toste der schmale Fluss. Wenn er jetzt abstürzte, würde er ertrinken. Er tastete sich langsam weiter, den Rücken an den Felsen gepresst, die Augen fest auf dem schmalen Felsvorsprung unter ihm gerichtet. In dem kargen Licht, dass in die Klamm drang, konnte er kaum erkennen, wohin er seine Füße setzte. Der Fels war glitschig und mehr als einmal hatte er beinahe den Halt verloren. Die Schreie seiner Verfolger, die durch das Tosen des Wassers zu ihm drangen, sagten ihm, dass sie bereits mehr als einen Mann an die wilden Fluten verloren hatten, doch sie waren schneller als er und sie kamen näher. Eine Biegung weiter konnte er Licht am Ende der Klamm erkennen. Er hatte es beinahe geschafft. Wenn er, ohne dass seine Verfolger es sahen, aus der Klamm herauskam, würde er einen ordentlichen Vorsprung gewinnen können, bevor es ihnen gelang, seine Fährte wieder aufzunehmen. Nur noch wenige Meter, dann stand er im Sonnenlicht, der Vorsprung unter ihm verbreiterte sich zu einem bequemen Weg. Zögernd lief er einige Schritte den Weg entlang, hielt dann jedoch inne. So würde er seinen Verfolgern nie entkommen. Er schaute nach oben. Der Fels war rau und voller Kanten. Entschlossen kletterte er die Felswand nach oben, schaffte es gerade noch, sich auf das Plateau über der Klamm und damit außer Sichtweite zu ziehen, als der erste Mann aus der Klamm kam. Erleichterung durchflutete Marco. Er hatte es geschafft. Er zog sich ein Stück von der Felskante zurück und stand dann auf. Kaum hatte er sich aufgerichtet, spürte er kalten Stahl im Nacken und ein Klicken verriet, dass eine geladene Waffe auf ihn gerichtet war.
„Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finde, Bürschchen.“
Marco sank das Herz in die Hose. Nun war alles vorbei.
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