Der in Bochum geborene Fotograf Slomi zeigt ausgewählte Porträtfotos im Stadtarchiv
Bedeutenden Persönlichkeiten in die Augen schauen

Slomi mit den Porträtfotos, die er von Konrad Adenauer und Papst Franziskus gemacht hat. | Foto: Slomi
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  • Slomi mit den Porträtfotos, die er von Konrad Adenauer und Papst Franziskus gemacht hat.
  • Foto: Slomi
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„Im digitalen Zeitalter haben Fotos meist eine sehr kurze Halbwertszeit“, erklärte Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestags a.D., bei der Eröffnung der Ausstellung „Menschen meiner Zeit, die etwas bewegten“ mit Fotografien des in Bochum geborenen Slomi im Stadtarchiv – um dann allerdings hinzuzufügen: „Andere Fotos sind Kunstwerke und brennen sich in das Gedächtnis ganzer Generationen ein.“
Er, so Lammert, habe Josef Albert Slominski, besser bekannt als Slomi, gefragt, wie oft das an der Wittener Straße ausgestellte Adenauer-Porträt reproduziert worden sei. „Er hat mir geantwortet, dass dieses Bild auch deshalb so bekannt sei, weil Adenauer es für das Vorsatzblatt seiner Memoiren ausgewählt hat“, verriet Lammert, der als Gastredner die erste Schau mit Bildern des Fotografen in Bochum eröffnete.
Die Präsentation im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte umfasst 100 Porträts und 13 Doppelporträts, die es erlauben, Persönlichkeiten wie Helmut Schmidt und Norbert Blüm in verschiedenen Lebensaltern kennenzulernen. „Jüngere Menschen“, so Lammert, „lernen viele der Abgebildeten ja erst über die Fotos kennen.“ Schmunzelnd gesteht er: „Dass mich selbst in Bochum viele auf dem Bild aus jungen Jahren nicht mehr erkennen, gibt mir zu denken. Ich selbst habe allerdings den jungen Heiner Geißler nicht auf Anhieb erkannt, obwohl ich mit ihm über Jahrzehnte im Kontakt stand.“

Kirche und Politik als Schwerpunkte

Schwerpunkte im Schaffen Slomis sind Kirche und Politik. Von Adenauer bis Merkel hat er sämtliche Kanzler der Bundesrepublik fotografiert. Sieben Päpste haben vor seiner Kamera gestanden. An diesen Fotos lässt sich auch erkennen, wie sich die Präsentation dieser Würdenträger verändert hat: Franziskus wirkt wesentlich nahbarer als viele seiner Vorgänger.
Der 1937 geborene Slomi erhielt seine Schulausbildung am Lessing-Gymnasium. Er erinnert sich: „Diese Schule war nach dem Krieg im Amtsgericht untergebracht. Im Anschluss habe ich eine Lehre als Schriftsetzer absolviert und mir von der Ausbildungsbeihilfe meine erste Kleinbildkamera gekauft.“ Früh knüpfte er Kontakte zur Politik und der katholischen Kirche. „Heute bin ich der dienstälteste selbständige Pressefotograf im Deutschen Bundestag“, erzählt er.

Verdienstvolle Persönlichkeiten

Im Stadtarchiv sind neben Fotos von Politikern und Vertretern der Kirche solche von Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport zu sehen. Dirk Rossmann fehlt ebenso wenig wie Grace Jones; Katharina Thalbach stand für Slomi genauso vor der Kamera wie Jupp Heynckes. „Man meint, da kommt einem die Persönlichkeit entgegen“, umreißt Norbert Lammert das Besondere der Slomi'schen Fotografie.
Bei der Auswahl der Fotos für die Ausstellung „Menschen meiner Zeit, die etwas bewegten“ war für Slomi nicht der Bekanntheitsgrad der abgebildeten Persönlichkeiten entscheidend, sondern die Lebensleistung. Kleine Objektkärtchen neben den Fotos liefern dem Betrachter entsprechende Informationen. „Giovanni di Lorenzo ist nicht deshalb Teil der Ausstellung, weil er Chefredakteur der 'Zeit' ist“, betont Slomi, „sondern weil er als junger Journalist die Lichterketten erfunden hat. Der bekannte Koch Johann Lafer engagiert sich sehr für gutes Schulessen und die Verlegerin Friede Springer setzt viel Geld aus ihrer Privatschatulle für die Aktion 'Ein Herz für Kinder' ein, ohne dass das in der Öffentlichkeit besonders bekannt wäre.“
Die Porträts verzichten auf Inszenierung und Zusatzlicht und bieten so einen unverstellten Blick auf Persönlichkeiten, mit denen wohl jeder auch ganz persönliche Erinnerungen verbindet.

Infos
- Die Ausstellung „Menschen meiner Zeit, die etwas bewegten“ ist bis zum 28. Juli dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, zu sehen.

Slomi mit den Porträtfotos, die er von Konrad Adenauer und Papst Franziskus gemacht hat. | Foto: Slomi
Porträts ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten sind an der Wittener Straße zu sehen. | Foto: Slomi
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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