Jason Bartsch im Interview: Sänger, Poetry-Slammer, Spießer
„Bochum hat eine kreative Szene“

Foto: Jakob Kielgaß
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Als Moderator und Slam-Poet ist Jason Bartsch schon länger bekannt - 2017 erschien sein erstes Album "4478 Bochum". Den Songs des Wahl-Bochumers ist wenig heilig - und auch seine Live-Auftritte sind ein Erlebnis. Am Mittwoch, 5. Februar, ist er zu Gast im Bahnhof Langendreer. Davor haben wir mit ihm gesprochen.

Von Fabian Schulenkorf

Jason, lass uns mit den einfachen Fragen anfangen: Du kommst gebürtig aus Solingen - was hat dich nach Bochum gezogen?
Wie bei so vielen: die Arbeit. Bei mir ist aber die Kunst die Arbeit und die kann ich hier einfach besonders gut ausleben. Ich finde, Bochum hat eine gut connectete kreative Szene. Wir haben hier viele Künstlerinnen und Künstler, Musiker und das schöne Schauspielhaus - hier kommt viel zusammen, was das Leben als Kreativer einfacher macht. Außerdem kommt mein Vater aus Essen, den Ruhrpott kenne ich also schon lange.

In Bochum muss man die schönen Orte suchen

Was schätzt Du hier ganz besonders?
Wie gesagt sind es die vielen, kleinen Angebote: Das Schauspielhaus, die Theater an der Rottstraße, die die vielen kleinen Clubs im Ruhrpott. Und neben dem Urbanen hast Du gleich um die Ecke die Ruhr, den Westpark oder andere Grünflächen. Diese tolle Mischung gibt's im Bergischen nicht!

Du hast gesagt, Du seist zum Arbeiten hier her gezogen. Ist so ein Musikerleben denn echt so harte Arbeit?
Auf jeden Fall! Das fängt beim Songschreiben an, die dann noch geprobt, arrangiert und aufgenommen werden. Dann spiele ich viele Konzerte - und wenn ich dafür mal nach München fahre, sitze ich einen ganzen Tag im Zug, spiele eine Stunde lang die Show, übernachte womöglich in Bayern und fahre am nächsten Tag wieder zurück - da bin ich auch mal gute 30 Stunden unterwegs. Natürlich ist das Arbeit - aber schöne! Nebenher schreibe ich dann auch noch Texte für Poetry-Slams, moderiere Veranstaltungen und nehme einen Podcast auf.

Bochumer Lieblingsort: Eine Buchhandlung

Du bist tatsächlich superviel unterwegs, spielst aktuell eine Tour mit fast dreißig Konzerten. Das klingt anstrengend. Wie kommst Du da wieder "runter"?
Ich lese sehr viel. Dabei kann ich mich total gut entspannen. Deswegen gehört zu meinen Lieblingsorten auf jeden Fall die Buchhandlung Janssen auf der Brüderstraße. Da arbeiten total nette Menschen, die ihren Job auch mit viel Passion und Überzeugung machen - so wie ich, haha!

Liest Du so viel, um dir Inspiration aus den Büchern zu ziehen? Oder wie kommen so verrückte Texte wie der vom beinlosen Schokocroissant zustande?
Auch da bin ich ziemlich diszipliniert: Ich habe einen Proberaum, den ich mir dem Dortmunder Singer-Songwriter Frère teile. Wenn ich wirklich arbeite, dann tue ich das da. Viele denken ja "ach, als Musiker sitzt Du zuhause rum und klimperst ein bisschen auf der Gitarre", aber das ist absolut nicht so. Das ist bei mir wie bei Handwerkern: zuhause wird nicht gearbeitet. Und um zu deiner Frage zurück zu kommen: Natürlich bringen mich manche Bücher, Situationen und Begebenheiten auch dazu, Texte darüber zu schreiben.

Ich kann die Greta-Kritik nicht nachvollziehen

...und die sind manchmal total verrückt, manchmal ganz schön (selbst) kritisch und politisch. Du machst kein Geheimnis daraus, dass Du dich für die Fridays For Future-Bewegung einsetzt.
Ja, weil es zum einen notwendig ist. Der menschengemachte Klimawandel ist nun mal nicht von der Hand zu weisen und wissenschaftlich bewiesen. Zum anderen mag ich, wie sich die Fridays For Future-Bewegung organisiert und entwickelt hat: Sie ist nämlich seit langem endlich mal nicht selbstironisch, orientiert sich an der Wissenschaft, hat eine klare Forderung und ist doch unparteilich.

Kannst du die Kritik an Greta Thunberg nachvollziehen?
Nein. Ein Sprichwort sagt: Man muss kein Schuster sein, um zu beurteilen, ob einem der Schuh passt." Die Fridays For Future-Bewegung ist zwar von ihr ausgegangen, aber es sind mehrere hunderttausende Menschen, die auf der ganzen Welt nach ihrem Vorbild auf die Straße gehen. Und dann gibt es da ein paar alte, weiße Männer, die in den Kommentarspalten von Facebook die Fehler bei Greta suchen, weil das Schiff nicht zu 100 Prozent klimaneutral gebaut wurde, weil sie Klamotten trägt, die Plastik enthalten und in der Bahn eine Einwegschale für Nudeln neben sich stehen hat? Hey! Dieses Mädchen hat Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße gebracht, hat sie dazu bewegt, grüner und nachhaltiger zu denken. Und wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass sich mal ein 16-jähriges Mädchen mit dem amerikanischen Präsidenten anlegen würde?

Lass uns mal wieder über etwas Lustiges sprechen: Tierlieder!
Haha! Okay, Du willst auf das Hunde- und Katzenlied hinaus?

Genau, und auf das Video dazu. Wie ist der Clip zum Hundelied entstanden?
Wir hatten vor, ein Video zu dem Lied zu drehen, aber an dem Tag war ich so krank, dass ich ans Bett gefeselt war. Ich wollte den Clip aber unbedingt fertig haben und da habe ich meine Followerinnen und Follower auf Facebook und Instagram darum gebeten, mir ihre lustigsten Hundevideos zu schicken. Und da sind echt lustige Clips zusammengekommen.

...und das Ergebnis sieht man auf Youtube und Jason Bartsch sieht man am 5. Februar im Bahnhof Langendreer. Der Popmusiker Jason Bartsch geht mit seinem neuen Album "Eine Idee für das Klappen aller Dinge" auf seine erste Headliner-Tour. Besucher können sich auf viel Klamauk, aber auch auf ernste Themen, verpackt in ein kreatives Gewand verpackt.

Foto: Jakob Kielgaß
Foto: Jakob Kielgaß
Autor:

Fabian Schulenkorf aus Essen

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