Doppelinszenierung in den Kammerspielen
Ein Bild der Zeit

"antigone. ein requiem" ist Sprechtheater in Reinform. | Foto: Birgit Hupfeld
  • "antigone. ein requiem" ist Sprechtheater in Reinform.
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In den Kammerspielen hat Regisseur Franz-Xaver Mayr Wolfram Lotz‘ Sprechtext „Die Politiker“ mit Thomas Köcks „antigone – ein requiem“ kombiniert – ein Abend, der einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlässt, aber wegen der ausgesprochen gelungenen Sophokles-Adaption und der überzeugenden Ensemble-Leistung doch sehenswert ist.

„Die Politiker“, ausdrücklich konzipiert, um mit anderen Theatertexten kombiniert zu werden, ist ein Spiel mit Klischees, das in seinen besten Momenten das Problem der Politikverdrossenheit von verschiedenen Seiten beleuchtet und dabei durchaus auch dadaistische Qualitäten hat. Auf die Dauer wirkt die Anhäufung von Kalauern aber einfach nur ermüdend. Konstantin Bühler, Anna Drexler, William Cooper, Michael Lippold, Jing Xiang und Jele Brückner zeigen jedoch ein beeindruckendes Zusammenspiel, das auch die verstörende zweite Hälfte „antigone. ein requiem“ trägt.
Dabei wird der antike Stoff mit dem Elend der Flüchtenden auf dem Mittelmeer (und anderswo) verknüpft, wobei die inneren Widersprüche im Denken und Handeln der Bevölkerung West- und Mitteleuropas im Mittelpunkt stehen. Bühne und Kostüme sind bewusst schlicht gehalten – die volle Konzentration gilt dem von den Schauspielern hervorragend gestalteten Text.
Die Kombination der beiden Texte hat so gesehen schon eine gewisse inhaltliche Logik: Wolfram Lotz‘ Text versperrt den Weg zu einer einseitigen Schuldzuweisung an „die Politiker“, wenn es um die Verantwortung für die Situation der Geflüchteten geht. Dennoch verblasst „Die Politiker“ in der Konfrontation mit „antigone. ein requiem“, das nicht von ungefähr mit Bezügen zu Bertolt Brecht spielt und problemlos für sich stehen kann.

Termine
- „antigone. ein requiem/ Die Politiker“ ist am Sonntag, 19., und Sonntag, 26. Dezember, wieder in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.
- weitere Termine: Dienstag, 11. Januar, 19.30 Uhr; Mittwoch, 12. Januar, 19.30 Uhr; Freitag, 21. Januar, 19.30 Uhr; Samstag, 29. Januar, 19.30 Uhr.
- Karten und weitere Informationen gibt es auf: schauspielhausbochum.de.
- Die Theaterkasse ist unter Tel.: 3333 5555 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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