Das Prinz Regent Theater stellt seine Pläne für die Spielzeit 2018/2019 vor
Ein Programm, so vielfältig wie die Realität

Kerstin Sommer, Bernd Schenkrich vom Theater am Bauturm, Anne Rockenfeller, Hans Dreher, Pascal Merighi und Thusnelda Mercy (stehend, von links) sowie Mascha Krupka und Sabrina Heim (sitzend, von links) vom Theater am Bauturm freuen sich auf die kommende Spielzeit. | Foto: Wedel
  • Kerstin Sommer, Bernd Schenkrich vom Theater am Bauturm, Anne Rockenfeller, Hans Dreher, Pascal Merighi und Thusnelda Mercy (stehend, von links) sowie Mascha Krupka und Sabrina Heim (sitzend, von links) vom Theater am Bauturm freuen sich auf die kommende Spielzeit.
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„Die freundschaftlichen Kontakte, die wir in der Interimsspielzeit 2018/2019 geknüpft haben“, erklärt Anne Rockenfeller, geschäftsführende Leiterin des Prinz Regent Theaters, „werden wir in der kommenden Theatersaison nutzen.“ - Dann ist Hans Dreher, bekannt durch seine Arbeit als Leiter und Regisseur des Rottstr5-Theaters, auch ganz offiziell mit den künstlerischen Belangen in dem renommierten Theater an der Prinz-Regent-Straße betraut. Oliver Thomas, bisher mit Dreher das Leitungsduo an der Rottstraße, übernimmt mit einem Team die Verantwortung im Theater unter den Gleisen.
Die zweite Produktion der Spielzeit am PRT wird eine Tanzproduktion von Merighi und Mercy sein, die in der von Gastspielen geprägten Interimsspielzeit bleibenden Eindruck am PRT hinterlassen haben. Thusnelda Mercy und Pascal Merighi waren gemeinsam in Pina Bauschs Wuppertaler Ensemble engagiert. Mit Merighi/Mercy unterhalten sie mittlerweile ihre eigene Tanzkompanie. Mit ihren genreübergreifenden Arbeiten wollen sie Bilder der Welt auf die Bühne zaubern. Ihre neue Produktion ist eine Maßarbeit für die ungewöhnliche Spielstätte auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Prinz Regent. Die Premiere ist für den 19. Oktober vorgesehen.

„Faust“ zur Spielzeiteröffnung

Die Saisoneröffnung am 28. September ist allerdings Hans Dreher vorbehalten, der mit dem „wahrscheinlich berühmtesten Drama der deutschsprachigen Literatur“ gleich ein Ausrufezeichen setzen will: Goethes „Faust“, wohlgemerkt der Tragödie erster Teil. In der Vier-Personen-Fassung agieren Maximilian Strestik, bekannt auch vom Rottstr5-Theater, als Faust und Oliver Möller, durch sein Wirken am Schauspielhaus während Elmar Goerdens Intendanz noch in bester Erinnerung, als Mephisto. Der Regisseur verspricht Spektakel und Theaterzauber.
Einen langgehegten Traum erfüllt sich Dreher, wenn im Februar 2020 Terrence McNallys „Meisterklasse“ auf die Bühne kommt. „Das ist eines meiner Lieblingsstücke“, verrät Dreher. Ausgangspunkt der Handlung sind die Meisterklassen, die die legendäre Sängerin Maria Callas an der Juliard School in New York gegeben hat. Auf dieser Grundlage wird die lebenslange Suche der Callas nach Liebe und Bewunderung rekapituliert. Als Maria Callas wird Hella-Birgit Mascus, in den letzten Jahren in Bochum vor allem mit ihren umwerfenden Lesungen präsent, zu sehen sein.

Ein Sachbuchbestseller auf der Bühne

Als Koproduktion mit dem Kölner Theater im Bauturm, das die Interimsspielzeit im PRT mit Gastspielen bereichert hat, bringt Hans Dreher bereits am 15. November Yuval Noah Hararis Sachbuch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ auf die Bretter. Zentrale These des israelischen Historikers ist, dass vieles, was als allgemeinmenschlich gilt, in Wahrheit ein Spezifikum der Moderne sei. Religionen, Nationen, Währungen und moralische Wertungen erscheinen dann als situationsabhängige Vereinbarungen. Man darf gespannt sein, wie sich das auf der Bühne verhandeln lässt.
Kerstin Sommer, als langjährige Regieassistentin eine feste Größe im Prinz Regent Theater, wird nach „Kassandra“ im Juni 2020 eine weitere eigene Regiearbeit präsentieren. Die anglophile Regisseurin realisiert Ken Campbells „Mr. Pilks Irrenhaus“, „angesiedelt zwischen Monty Python und Samuel Beckett“, wie Hans Dreher einordnet.

Roger Vontobel arbeitet mit

Unter dem Arbeitstitel „Das Teheran-Projekt“ konzipiert Matin Soofipour Omam unter der dramaturgischen Mitarbeit des bekannten Regisseurs Roger Vontobel eine Reise in die iranische Hauptstadt, die die Auswirkungen der Iranischen Revolution von 1979 in den Blick nimmt. Auf der Bühne steht dabei auch Kinga Prytula, die am PRT „Die Frau, die gegen Türen rannte“ auf eindrucksvolle Weise mit Leben erfüllt. Premiere feiert das Teheran-Projekt im Mai 2020.
Nachdem das junge Ensemble PRogeniTur „Kassandra“ in der Spielzeit 2018/2019 nur einige Male spielen konnte, weil mehrere Akteure an renommierten Schauspielschulen aufgenommen wurden, steht im Dezember 2019 eine Stückentwicklung an, bei der Ruth Hengel, die einige noch durch ihre Arbeit am Jungen Schauspielhaus kennen dürften, die Verantwortung trägt. Unter dem Arbeitstitel „Schwaches Fleisch“ beschäftigen sich die Teilnehmer mit den ganz alltäglichen Entscheidungen, mit denen die Menschen schon im Augenblick des Handelns hadern, etwa wenn ihr Konsumverhalten nicht ihrem Anspruch an Nachhaltigkeit entspricht. Dabei erproben die Schauspieler verschiedene szenische und performative Formate.

Chancen für den Nachwuchs

Auch die Kooperation mit dem Studiengang Regie der Folkwang Universität der Künste, aus der zuletzt Selina Girschweilers Adaption von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ hervorgegangen ist, die wie „Die Frau, die gegen Türen rannte“ und „Der Gott des Gemetzels“ im Repertoire des PRT bleibt, wird fortgesetzt. Wiederum wird ein angehender Regisseur mit Profischauspielern an der Prinz-Regent-Straße inszenieren.
Unter dem Motto „Spiel.Frei.Gabe“ realisiert das Prinz Regent Theater in Kooperation mit der Folkwang Universität, dem Rottstr5- und dem Zeitmaul-Theater auch einen Dramatikerwettbewerb. Den Gewinnern winkt ein Preisgeld und natürlich eine Inszenierung an einem der beteiligten Theater. Regie führt die Studentin Constanze Hörlin, die am Rottstr5-Theater bereits Caryl Churchills Dystopie „Die Kopien“ auf die Bühne gebracht hat.

An der Schnittstelle zwischen Kunst und Therapie

Das Theaterprojekt der LWL-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin, bei dem Patienten und Mitarbeiter gemeinsam auf der Bühne stehen, bisher am Schauspielhaus verankert, präsentiert sich in der kommenden Saison erstmals am PRT, bevor es wie gewohnt in der Klinik selbst zur Aufführung kommt. Die Leitung übernimmt dann wieder Sandra Anklam, die bis zur Spielzeit 2017/2018 am Schauspielhaus für das Vorhaben am Schnittpunkt von Kunst und Therapie verantwortlich war. Ziel ist neben dem Vergnügen der Teilnehmer und Zuschauer auch die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Diesmal kommt Ingrid Lausunds „Bin nebenan – Monologe für zuhause“ auf die Bühne, das Ängste, Abgründe und Träume der Figuren in den Blick nimmt.

Theater für die jüngsten Zuschauer

Nachdem Martina van Boxen ihre ursprünglich am Schauspielhaus konzipierten Kindertheaterproduktionen „Fred und Anabel“ und „Lindbergh“ in den vergangenen Monaten am PRT gezeigt hat, entsteht unter ihrem Mentoring nun eine interaktive Produktion, die am 30. November im Bochumer Südwesten Premiere feiert: Unter dem Arbeitstitel „Cage“ inszeniert Torsten Bihegue ein Stück, das sich grob an Leben und Werk des berühmten Komponisten orientiert. Die Geschichte soll kleinen (und großen) Zuschauern ab sechs Jahren Lust an der Fantasie und am Entdecken machen.
Die Reihe „Artist in Residence“, bei der Musiker Christoph Iacono Gäste empfängt, wird fortgesetzt. Unter dem Titel „Wir fahr'n auf Klassenfahrt“ kommt am 23. und 24. November zudem ein Musicalprojekt für Schüler der Partnerstädte Nordhausen und Bochum auf die Bühne. Die Kunstauktion von Amnesty International, bisher in den Kammerspielen veranstaltet, findet am Prinz Regent Theater ein neues Zuhause. Darüber freuen sich die Theaterleiter Hans Dreher und Anne Rockenfeller ganz besonders: „Mit den Zielen von Amnesty können wir uns voll identifizieren.“ - Schließlich ist das Prinz Regent Theater eine Bühne, die sich zur gesellschaftlichen Realität in Beziehung setzt.

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Infos auf:www.prinzregenttheater.de.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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