Johan Simons: Von der Intendanz in den Himmel

: Kurz vor der „Alceste“-Premiere stellen Intendant Johan Simons (r.) und Dirigent Réne Jacobs ihr Konzept vor. Foto: AlexaL.
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Ruhrtriennale-Auftakt in der Jahrhunderthalle

BOCHUM/ RUHRGEBIET. Nach dem ersten von drei Jahren seiner Ruhr-Triennale-Intendanz wurde bekannt, dass Europas Star-Regisseur Johan Simons danach das Bochumer Schauspielhaus übernimmt: Seither rückt unsere Stadt immer mehr ins Zentrum überregionaler kultureller Aufmerksamkeit. Mit der Vorstellung seines zweiten RT-Programms hat der Niederländer erneut - allein durch die enorme Vielfalt seiner Projekte und ungewöhnlichen Spielstätten – die Kulturjournalisten einfach „überwältigt“: Immer weniger wissen sie, was von all dem sie nun hervorheben, oder ankündigen sollen. Macht nix, „sein“ Publikum kann selber wählen.

Als örtliches Zentrum schält sich unter RT-Intendant Simons immer mehr die unglaubliche Jahrhunderthalle nah am Bochumer Verein heraus. Bis zum künftigen Arbeitsort Schauspielhaus ist es nur ein Katzensprung – am neuen Musikforum und Bermuda-Dreieck vorbei zur Königsallee. Wenn auch Simons als Triennale-Chef noch anderthalb Jahre auf Gelsenkirchener Gebiet nahe Stadtgrenze Bo-Wattenscheid residiert, zentral zu allen zig Spielort in und am Rande des Reviers.

Und - nicht weit vom heimatlichen Wohnort am holländischen Rhein-Arm ! Für den er den erfolgreichen Schicki-Micki-Job an Deutschlands Renommiertheater Kammerspiele München als angeblich „zu weit entfernt“ früher als erwartet aufgegeben hatte. An welchem Theater er nach den Jahren seiner Bochumer Intendanz dann landen werde? „Da bin ich im Himmel zu erreichen!“ .

„Gluck wäre hier glücklich!“

Am Freitag, 12. August eröffnet Johan Simons mit seiner musikalischen Neuinszenierung „Alceste“ in der Jahrhunderthalle das mittlere seiner dreijährigen Triennale-Jahre. Die selten aufgeführte Oper von Christoph Willibald Gluck war ein Vorschlag des Dirigenten Réne Jacobs, den weltberühmten Barock-Spezialisten reizen hier ganz besonders die politischen Umbrüche der Entstehungszeit: Das Zeitalter der Aufklärung stand auf der „timeline“, das Bürgertum gewann an Macht und Einfluss. Und statt der bisher üblichen, das feudalistische System feiernden Götter- und Helden-Opern wählte Gluck mit seiner Titelheldin „Alceste“ (nach Euripides) eine Frau, die ihr Schicksal selbst bestimmt. Auch wenn das bedeutet, dass sie sich aus Liebe zu ihrem Mann den Göttern opfert. Der Abschied von den Kindern gilt auch musikalisch mit als das Anrührendste, was die Opernwelt zu bieten hat.

In Bochum wird die Wiener-Fassung von 1767 neu interpretiert. Den Musikalischen Leiter Jacobs freut das sehr, denn: „diesmal würde es wohl auch Gluck selbst gefallen“. Der musste seinerzeit auf den Wiener Stefans-Dom-Chor zurückgreifen. Was zwar musikalisch hervorragend, aber schauspielerisch wohl „etwas statisch“ war. Notgedrungen verbannte Gluck den Chor von der Bühne und - engagierte Tänzer, die das Rollenspiel zum Gesang übernahmen.

In Johan Simons Inszenierung kann der Chor MusicAeterna nicht nur ausgezeichnet singen, sondern auch szenisch vollendet agieren. „Gluck wäre hier glücklich!“ , so der Dirigent lachend. Die großen Schlagwörter der Aufklärung „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ bilden ja das Grundgerüst der gesamten „umschlingenden“ Ruhrtriennale-Ära unter Simons: Was bedeutet Freiheit heute? Für jeden Einzelnen und - angesichts der weltpolitischen Lage? Nicht nur für die Kunst sind Umbruchszeiten immer spannende Zeiten – Kommt drauf an, was „man“ draus macht! (cd)

Premiere „Alceste“: Freitag, 12. August 2016 um 20 Uhr , Jahrhunderthalle Bochum. Regie: Johan Simons, Musikalische Leitung: Réne Jacobs. Mit: Brigitte Christensen, Kristina Hammarström, Anicio Zorzi Giustiniani u.a. sowie B`Rock Orchestra, Chor MusicAeterna. Weitere Termine: 20. / 25. / 27. August. Karten zu 20 / 35 / 50 / 65 / 80 €, erm. 10 € unter: www.ruhr3.com/alc

Exklusives über Johan Simons, seine Ziele und die vorige Spielzeit findet sich auf lokalkompass.de/ 554713

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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