Lauter Abschied: Mit „Freiheit in Krähwinkel“ verabschiedet sich das Schauspielhaus-Ensemble vom Theaterpublikum

Jakobiner oder Zwerge? - So ganz klar ist das nicht. | Foto: Aurin
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Milan Peschels Inszenierung des Nestroy-Klassikers „Freiheit in Krähwinkel“ in den Kammerspielen des Schauspielhauses ist gleich in doppelter Hinsicht interessant. Zum einen reflektiert sie die Wandlung des Freiheitsbegriffs im historischen Prozess, zum anderen macht sie die Entstehungsbedingungen dieser letzten großen Ensemble-Produktion in Olaf Kröcks kurzer Intendanz explizit zum Thema.

Johann Nestroy schrieb sein Stück unter dem Eindruck der liberalen Revolution von 1848. Freiheit ist im Stück vor allem das, was heute unter staatsbürgerlichen Grundrechten subsumiert wird: Versammlungs-, Meinungs- und Pressefreiheit. Die Revolution scheint 1848 in Wien und anderswo siegreich zu sein – auch die Bürger von Krähwinkel wollen an ihren Errungenschaften teilhaben. Da haben sie die Rechnung allerdings ohne ihren reaktionären Bürgermeister (Mark Oliver Bögel) und seinen Helfershelfer Klaus (Michael Kamp) gemacht.

Freiheit 1848, 1968 und in den Zeiten des Neoliberalismus'

Eine ganz andere Konzeption von Freiheit scheint in den Texten der legendären „Ton-Steine-Scherben“ auf: Freiheit ist ohne die kritische Reflexion von Ungleichheit nicht möglich. Die Texte der Band werden an der Königsallee ausgiebig gesungen und rezitiert. So wird der Bogen zu jener Revolte geschlagen, die sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt.
Kristina Peters, die den Journalisten Ultra spielt, gibt der Diskussion um die Freiheit eine ganz andere Wendung: Die Schauspieler, die auf der Bühne stehen, werden das Schauspielhaus mit dem Ende dieser Saison verlassen. Vielen von ihnen steht ein Neunanfang als „freischaffender Künstler“ bevor – in einigen Fällen wohl nicht ganz freiwillig. Überhaupt ist „freigestellt werden“ in der heutigen Zeit häufig ein Euphemismus für Arbeitslosigkeit – „Freiheit“ kann da durchaus auch bedrohlich sein.
So entsteht ein mal amüsanter, mal ernster Reigen, der viele Publikumslieblinge der Bochumer Theatergänger nochmals auf die Bühne holt. Dabei sind auch Bettina Engelhardt, Juliane Fisch, Martin Weigel, Dennis Herrmann, Matthias Eberle und Roland Riebeling.

Termine
- „Freiheit in Krähwinkel“ ist am Freitag, 8. Juni, um 19.30 Uhr wieder in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
- weitere Termine: Sonntag, 10. Juni, 17 Uhr; Montag, 25. Juni, 19.30 Uhr; Samstag, 30. Juni, 19.30 Uhr; Samstag, 7. Juli, 19.30 Uhr.
- Zum letzten Mal geht die Inszenierung am Samstag, 14. Juli, um 19.30 Uhr über die Bühne.
- Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.

Jakobiner oder Zwerge? - So ganz klar ist das nicht. | Foto: Aurin
Ultra (Kristina Peters, links) soll als Zensor eingesetzt werden. | Foto: Aurin
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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