Neue Ausstellung im Kunstraum-unten: Angela Schilling MISS MISSILE

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Gestern wurde im Kunstraum-unten in der U-Bahnstation Schauspielhaus eine neue Ausstellung mit Arbeiten von Angela Schilling mit dem Titel MISS MISSILE eröffnet. Die Ausstellung geht bis zum 28. März 2014.
Angela Schillings Kunst ist eine coole, intellektuelle Kunst, die weniger das Gefühl, als das Denken anspricht. Auf eine Kunstrichtung oder ein bestimmtes Medium lässt sich die Bochumer Künstlerin nur schwer reduzieren. Mit technischer Vielseitigkeit arbeitet sie als Bildhauerin, inszeniert elektrische oder computergesteuerte Installationen, beschäftigt sich daneben aber auch mit Fotografie, seltener drückt sie sich in Malerei aus. Aber auch mit der Vielfalt ihrer Motive sticht Angela Schilling aus ihrer Künstlergeneration heraus. Fast alle ihre Arbeiten zeigen einen pointierten erzählerischen Ansatz und sind zeichenhaft auf einen komplexeren, abstrakteren Zusammenhang bezogen. meist kreisen Sie um das eigene Sein, die Wahrnehmung des eigenen Körpers und der eigenen Identität. Immer wieder reflektiert sie in ihren Arbeiten das Bild der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft. Klischees von Rollen und Lebensentwürfen lässt sie dann oft zugespitzt aufeinander treffen, wie z.B.in der Arbeit Hausfrauenträume 7 aus der gleichnamigen Serie zu der sie in einem ihrer Ausstellungskatalog von 2013 selbst schrieb:
„Was haben Hausfrauen, die von Marschflugkörpern träumen, gemeinsam mit Spatzen, die sich in Pistolenläufen einnisten, mit kleinen Mädchen, die mit schwarzen Hengsten verschmelzen … ? - Martialische Männerdomänen, lustvoll in Mädchenträume geschmuggelt.“

Letztlich reflektiert sie mit ihren Kunstwerken wie sie unsere Existenz sieht und erlebt. „Unsere sicheren geordneten Verhältnisse“ schreibt sie im gleichen Katalog : „können sich innerhalb eines Wimpernschlags in Chaos und Bedrohung verwandeln, wie auch wir für unsere Umwelt zur Gefahr werden können.“

Angela Schilling macht vorwiegend Skulpturen. Diese sind figurativ und in ihrem Erscheinungsbild realistisch, bieten aber über ihren Kontext oder ihre Zusammenstellung neue Sichtweisen, stellen Fragen oder deuten Geheimnisse an.
Die Skulpturen verlocken zum näheren Hinsehen, manchmal glitzern sie sogar wie Diamanten. Sie locken das Auge, reflektieren ein Licht das rätselhaft ist, aber auch gefährlich wirken kann.
Diese Skulpturen entstehen in Form meist länger Entwicklungsreihen. Dabei folgt Angela Schilling dem, was sie irritiert, fasziniert und nicht loslässt und das sind meist Dinge des Alltags. Selbst unauffällige Requisiten wie Kuchenformen können in ihrer Hand zu poetischen, sinnlichen Objekten werden.
Meist beginnt sie ganz spielerisch, bis sie den richtigen Zugriff gefunden hat. Anfängliche Inspirationen und Ideen hält sie in Skizzen und Modellen fest, recherchiert im Internet. Dann wird es mehr und mehr Arbeit und es kommt manchmal ganz plötzlich die Lösung oder auch nicht. ...“ Bei der Arbeit stellt die Künstlerin an sich und ihre Werk außerordentlich hohe Ansprüche. Gerne baut sie zwar direkt aus Baustahl, öfter aber fertigt sie erst Modelle aus Ton oder Wachs, erstellt dann eine Form und gießt das Kunstwerk in unterschiedlichsten Materialien wie Metall, Polyester oder Gips. Immer aber sucht sie nach dem perfekten Material und der perfekten Technik für die jeweilige Arbeit d.h. sie wählt sie immer abhängig von der Idee und dem Konzept. Sie scheut dann auch keine Mühen, wenn es um die perfekte Aneignung einer Technik geht. 2010 wurde sie im Rahmen eines Wettbewerbs zum zweit- "coolster Schweißer des Jahres" ernannt. Im Falle der Arbeit „sign/Zeichen“ eignete sie sich eine fast in Vergessenheit geratene Technik an: Emaille - eine farbige, glasartige Beschichtung von großer Härte. Von Badewannen und Haushaltgeräten, aber auch von Schmuck kennt man diese Technik, weniger von Bildern.
Alle Emailarbeiten zeigen Silhouetten von modernen Kampfflugzeugen. Inspiriert wurde Schilling dazu durch einen USA-Aufenthalt ganz in der Nähe einer Air Base. Die wechselnden Perspektiven verwandeln die Kampfjets in schwarze spitzwinklige Formen vor zumeist blau-weißen Hintergründen. Untertitelt sind sie mit kurzen Sätzen aus populären amerikanischen Filmen und Serien. Die Bildmotive und Texte wurden somit aus ihren ursprünglichen Bedeutungszusammenhängen herausgenommen und neu kombiniert und bekommen dadurch eine neue Bedeutung und Aussage, die zu interpretieren die Künstlerin dem Betrachter überlässt. Darüber hinaus verfolgt Angela Schilling eine noch weitergehende Intention, die diese Arbeit mit den anderen verbindet und die sie so beschreibt: „Wenn nur eine Person aus meiner Ausstellung herausgeht und für einen Moment aus dem Alltagstrott und ständigen Gedankenmonologen im Kopf herausgerissen wird und hinschaut ohne schon zu wissen worum es hier geht, dann habe ich mein Ziel erreicht. Wenn wir wach und aufmerksam sind, werden wir nicht so schnell zu Brutalitäten hingerissen, oder verursachen Autounfälle, oder vernachlässigen Kinder. Wachheit ist für mich der Schlüssel zu einer guten Gesellschaft.“

Angela Schilling wurde 1970 in Bochum geboren, wo sie auch heute noch lebt. Sie studierte von 2000 bis 2008 an der Kunstakademie in Münster, zuerst bei Prof. Timm Ulrichs, der sie 2003 zur Meisterschülerin ernannte, dann bei Prof Katharina Fritsch, bei der sie auch ihr Examen machte. Von 2005 bis 2006 –studierte sie im Rahmen des begehrten Fulbright-Stipendium an der University of New Mexico bei Prof. Steve Barry. Während dieses Aufenthaltes beschäftigte sie sich ganz intensiv mit der amerikanischen Kultur, was sich in vielen späteren Arbeiten niederschlug. Mittlerweile kann sie auf eine ganze Reihe von Einzel- und Gruppenausstellungen zurückblicken. Seit 1,5 Jahren ist Sie Mitglied im Bochumer Künstlerbund .

Öffnungszeiten: Di und Fr 15:30 - 18:30 und nach Vereinbarung

www.kunstraum-bochum.de

Autor:

Gisbert Danberg aus Bochum

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