Romanadaption "Stiller" am Schauspielhaus

James Larkin White (Michael Kamp, Mitte) wehrt sich gegen die Zumutungen seiner Umwelt. | Foto: Landes
  • James Larkin White (Michael Kamp, Mitte) wehrt sich gegen die Zumutungen seiner Umwelt.
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Sich selbst anzunehmen, sei die schwierigste Aufgabe im Leben eines Menschen, hat der Schweizer Schriftsteller Max Frisch sinngemäß einmal gesagt. In seinem Roman „Stiller“ geht es um einen Menschen, der versucht, sein Ich hinter sich zu lassen, um sich als James Larkin White neu zu erfinden. Dumm nur, dass ihn seine Umgebung auf die Rolle des Bildhauers Anatol Ludwig Stiller festlegen will. Die Bochumer Bühnenadaption des Romans findet dafür ein schlüssiges Bild: Die Mitmenschen werden zu Whites Gefängniswärtern, die ihm die Möglichkeit, sich selbst zu definieren, aus der Hand nehmen. Die Zuschauer erleben gemeinsam mit White (Michael Kamp) Szenen aus Stillers (Damir Avdic) Vergangenheit, die sich White am Ende dann doch zu eigen macht.
Wie schon bei seiner Inszenierung von Judith Herzbergs Stück „Leas Hochzeit“ arbeitet Regisseur Eric de Vroedt auch in seiner Auslegung des „Stiller“-Stoffes mit Video-Einspielungen, die in diesem Fall eine ganz besondere Funktion haben: Whites Lügengeschichten werden in eindrucksvollen Bildern lebendig. Der Schweizer Dramatiker Reto Finger hat die Bühnenfassung besorgt. Es gelingt erstaunlich gut, den Roman, der extrem komplexe Interaktionsprozesse beschreibt, auf die Bühne zu bringen. Das Bühnenbild nutzt die Möglichkeiten, die das Große Haus an der Königsallee bietet, geschickt aus. Die um Michael Kamp als White zentrierte Geschichte wird von einem hervorragenden Ensemble getragen. Mit dabei sind Therese Dörr, Matthias Redlhammer, Bettina Engelhardt, Florian Lange, Daniel Stock und Katharina Linder.
Bei aller Tiefe hat das Ganze dabei durchaus seine komischen Momente, wofür vor allem Florian Lange als Gefängniswärter Knobel sorgt. Auch deshalb vergeht bei der knapp dreistündigen Inszenierung die Zeit wie im Flug. Fragen nach Identität, Freiheit und Verantwortung werden hier auf eine Weise verhandelt, die nachwirkt.

Termine
„Stiller“ ist am Sonntag, 10. April, um 17 Uhr wieder im Schauspielhaus, Königsallee 15, zu sehen.
Eine weitere Gelegenheit, das Stück zu erleben, gibt es am Sonntag, 17. April, um 20 Uhr.
Eine Aufführung findet auch am Freitag, 29. April, um 19.30 Uhr statt.
Weitere Termine: Freitag, 6. Mai, 19.30 Uhr; Samstag, 14. Mai, 19.30 Uhr; Samstag, 11. Juni, 19.30 Uhr; Samstag, 18. Juni, 18 Uhr; Freitag, 24. Juni, 19.30 Uhr; Sonntag, 3. Juli, 19 Uhr

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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