Ruhrtriennale: „Transall-Landung“ im Schatten der Jahrhunderthalle

Eine alte Transall wird zum RT-Festivalzentrum: (l.) Marius Busch vom "raumlaborberlin" an einem Flügelteil. Foto: cd
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Am 16. August ab 18 Uhr auf dem Vorplatz der Industrie-Kathedrale beginnt das neue Leben der ausgemusterten Transall-Maschine als Ruhrtriennale-Festivalzentrum.

Die riesigen Flugzeugteile wurden auf Schwerlastern nach Bochum transportiert. Doch im Schatten der Jahrhunderthalle wird selbst aus dem legendären Transportflugzeug der Bundeswehr (Flügelfläche 160 Quadratmeter, Spannweite 40 Meter, Länge 33 Meter, Höhe 12 Meter) ein überschaubares Kultur-Objekt. Das Publikum darf sich auf ein besonders spannendes Raum-Erlebnis der Künstlergruppe „raumlaborberlin“ freuen. Geeignet für alles Kommunikative unter den künftigen „Passagieren“. Geplant sind Workshops, Basteln und Weiterbauen am Flug-Raum-Projekt in der dreijährigen RT-Intendanz von Stefanie Carp, Filmvorführungen, Tanz, Disco und Diskussionen mit Künstlern: Eintritt frei! Infos: ruhr3.com/festivalzentrum

RT: Konzept-Künstler Olu Oguibes appelliert an die Jugend aller Nationen

Olu Oguibes über 16 Meter hoher Obelisk 2017 auf der Kasseler documenta, sorgte wegen des Bibelzitates: „Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt“ für kontroverse Diskussionen. Krieg, Flucht und Neuanfang hat Olu Oguibe als junger Mensch selbst erlebt. In seiner Heimat Nigeria studierte er Kunst, bis seine Familie vor dem Bürgerkrieg nach London fliehen konnte. Dort promovierte er in Kunstgeschichte, arbeitete neben eigenen Projekten auch als Kurator für die Tate Modern. Sein Exil führte ihn nach Chicago und Florida, wo er an Universitäten lehrte und die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Flucht, Vertreibung, die Folgen von Post-Kolonialismus (Nach-Kolonialzeit) überall auf der Welt, sind seine Themen. Das Ende des Steinkohle-Bergbaus hier im Revier, die Suche nach einer neuen Zukunft, das interessiert ihn sehr. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus der Gegend hat er dazu recherchiert und viele Fragen gestellt. Die Ergebnisse sind Teil der Konzeptkunst inklusive Skulptur im Westpark, die er als „Appell an die Jugend aller Nationen“ am 16. August um 18 Uhr / Treffpunkt Vorplatz Jahrhunderthalle vorstellen will.

RT-Musiktheater-Weltpremiere „Universe, incomplete“ ausverkauft

Am 17. August um 20.30 Uhr gibt der Schweizer Ausnahme-Regisseur Christoph Marthaler mit „Universe, incomplete“ in der erstmals wohl bis in den hintersten Winkel komplett bespielten Jahrhunderthalle, seinen Ruhrtriennale-Einstand: Mit einem unvollendeten Musiktheaterwerk des amerikanischen Komponisten Charles Ives. Marthalers atmosphärische Inszenierungen sind berühmt für undurchschaubare Schicksalsgemeinschaften, Schönheit, Skurrilität und auch musikalischer Leichtigkeit. Die Welt-Premiere ist schon ausverkauft. Weitere Vorstellungen: 19. / 22. / 23. / 24. / 25. August immer 20.30 Uhr. Karten: ruhr3.com/universe.


Am 31. August präsentiert die Jahrhunderthalle ein weiteres anspruchsvolles musikalisches Highlight: „Das Floss der Medusa“ von Hans Werner Henze:

Musikalische Leitung: Bochums GMD Steven Sloane. Die Fregatte „Medusa“ sollte 1816 den französischen Gouverneur in die Kolonie Senegal bringen. Ein unerfahrener Kapitän navigierte das Schiff auf eine Sandbank, Rettungsboote gab es nur für die Kaufleute und Offiziere. 150 Matrosen, Soldaten und Arbeiter wurden auf einem Floss ihrem Schicksal überlassen, Kannibalismus brach aus. Henze schrieb ein Oratorium mit einem Chor der Lebenden und einem immer größer werdenden Chor der Toten. Den Kompositionsauftrag erhielt Henze im wilden 1968er Jahr. Bei der Uraufführung in Hamburg stürmten Musikstudenten die Bühne mit roter Fahne und Che-Guevara-Bild, dem war das Werk gewidmet. Henze hob die linke Faust und weigerte sich Fahne und Bild zu entfernen. Eine Hundertschaft Polizisten beendete die Uraufführung. Für Henze war das „Floss der Medusa“ hoch aktuell: „Opfer der Herzlosigkeit von Egoisten aus der Welt der Reichen und Mächtigen“. Sein prophetisches Fazit damals schon: „Die Dritte Welt wird kommen - und Europa wird ihr die Tür öffnen müssen!“. Weitere Vorstellungen: 01. / 02. September immer 21 Uhr. Karten: ruhr3.com/medusa

Auch auf die Tanzkunst-Premiere „Exodus“ von Sasha Waltz & Guests am 15. September in der Jahrhunderthalle dürfen sich aktive Zuschauer freuen:

Sie werden Teil dieser besonderen „Technik der Hervorrufens von Ausnahmezuständen“ sein. Auch hier ist die Premiere ausverkauft. Weitere Vorstellungen: 16. / 18. / 19. / 20. September immer 20 Uhr in der Jahrhunderthalle. (cd)

Eine alte Transall wird zum RT-Festivalzentrum: (l.) Marius Busch vom "raumlaborberlin" an einem Flügelteil. Foto: cd
Konzept-Künstler Olu Oguibe, Schöpfer des heiß diskutierten  documenta-Obelisken in Kassel, kommt zur Ruhrtriennale. Foto: ruhrtriennale / Olu Oguibe
Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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