Bochumer Autor Klaus Rodewig legt mit "Wenn das Eis taut" lesenswerten Roman vor
Was das Leben prägt

Klaus Rodewig beschreibt, wie die Erfahrungen der Nachkriegszeit bis heute nachwirken.  | Foto: privat
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  • Klaus Rodewig beschreibt, wie die Erfahrungen der Nachkriegszeit bis heute nachwirken.
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„Mein Roman 'Wenn das Eis taut' greift Ereignisse aus meiner Familiengeschichte auf, die aber literarisch ausgestaltet sind“, erklärt der Autor Klaus Rodewig. Der Untertitel „Die Geschichte eines Fährunglücks“ verweist auf ein Vorkommnis, das das Leben der handelnden Personen nachhaltig prägt.

Das besagte Fährunglück, bei dem 14 Menschen starben, ereignete sich 1947 in Neuss-Uedesheim. „Der jüngere Bruder meines Vaters, der gerade erst seine Fährmeister-Prüfung abgelegt hatte, war für das Unglück verantwortlich“, erzählt Klaus Rodewig, der in Bochum als Psychotherapeut in eigener Praxis arbeitet. Er ordnet das Ereignis, das in Uedesheim in der kollektiven Erinnerung nach wie vor präsent ist, in die Geschichte seiner Familie ein: „Das Fährunglück ist mit der Liebesgeschichte meiner Eltern eng verknüpft. Meine Mutter kam als Städterin in eine bäuerliche Umgebung, in der sie sich nicht integrieren konnte. Mein Vater schied aus dem Fährunternehmen seiner Herkunftsfamilie aus. Sein jüngerer Bruder musste deshalb sehr früh die Verantwortung für die Fähre übernehmen. Die Familie gab meinem Vater die Schuld für das Unglück, weil er sich aus der Verantwortung gestohlen habe. Indirekt machte sie dafür aber meine Mutter verantwortlich.“
Das Fährunglück prägte somit das Verhältnis seiner Familie zur Herkunftsfamilie seines Vaters, wie sich der Psychoanalytiker Klaus Rodewig erinnert: „Wir hatten kaum Kontakt zur Familie meines Vaters und mein Vater verlor seinen alten Freundeskreis. So führte das Fährunglück meine Familie in die Isolation.“ Entsprechend wird das Unglück auch im Roman „Wenn das Eis taut“ zum zentralen Handlungsmoment, obwohl seine Schilderung nur wenige Seiten einnimmt. Die Folgen des Vorfalls prägen das Leben der Kinder-, ja indirekt sogar der Enkel- und Urenkelgeneration. „Das Geschehene zu einem Roman zu verarbeiten“, blickt Klaus Rodewig zurück, "war mir einfach ein Bedürfnis, da ich mich mit meiner Familiengeschichte auseinandersetzen wollte.“
Bedingt durch die Pandemie, musste eine eigentlich für November geplante Lesung in einer Bochumer Buchhandlung ausfallen. "Sie wird aber hoffentlich nachgeholt", sagt der Autor.

Das Buch
Klaus Rodewig: Wenn das Eis taut. Die Geschichte eines Fährunglücks. Projekt-Verlag (ISBN 978-3-89733-514-1).

Klaus Rodewig beschreibt, wie die Erfahrungen der Nachkriegszeit bis heute nachwirken.  | Foto: privat
Das Buchcover. | Foto: Projekt-Verlag
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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