Einkaufszentrum Vöde belebt sich – Bergwanderung für Ältere

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Gut 200 Schritte mehr sind es für einen gesunden Fußgänger mittleren Alters, möchte er weiterhin bei Aldi an der Castroper Straße seine Lebensmittel kaufen, viele Schritte und zig gefahrene Kilometer weniger, möchte er den Drogeriemarkt Rossmann mit seinem reichhaltigen Sortiment an Körperpflegeprodukten und Kosmetika erreichen. Es zieht Leben in die Vöde ein.
Am gestrigen Mittwoch, 15.02.12 öffnete die auf der Rückseite des neuen Einkaufszentrums gelegene Filiale des Aldi-Marktes, die bis zum 04.02. des Jahres als gefühltes Anhängsel einer vor Jahren schon geschlossenen Volksbank-Niederlassung baulich betrachtet ein Schattendasein fristete.

Aus den sehr beengten Verhältnissen befreit darf ab jetzt am neuen Standort Castroper Straße 206 durchgeatmet werden. Die mit 850 m2 sehr großzügige, helle und für Grummer Verhältnisse fast schon atemberaubend weiträumige Verkaufsfläche macht sowohl ein entspanntes Einkaufen als auch eine ansprechende Präsentation des Warensortimentes möglich, das bisher nur sehr gedrängt angeboten werden konnte.

Damit hat die Filiale endlich auch den Raum zu Verfügung, der nötig ist, die wöchentlichen Angebotsartikel in einem ansprechenden Zusammenhang zu präsentieren. Dass ein Mehr an Raum jedoch zunächst erst einmal erhöhte Anforderungen an die Orientierungsfähigkeit der Angestellten und Mitarbeiter stellt, machte jener junge Mann deutlich, der ratlos schmunzelnd außerstande war, mit sicherem Griff einen Karton mit Frischwaren an dafür vorgesehener Stelle im ausgedehnten Kühlregal einzusortieren. Die neue Ordnung und Übersichtlichkeit will erst einmal gelernt sein.

An bis zu vier Kassen wird man bei Aldi künftig dem Ansturm der Kunden gegenhalten, mit dem man hier ganz offensichtlich rechnet. Mit der gestrigen Eröffnung war man zufrieden, der Zustrom sei, wenn auch nicht direkt gleich um 8.00 Uhr, so dann doch etwas später insgesamt sehr gut gewesen.
Auch heute gegen 10.00 Uhr war der geräumig angelegte Parkplatz gut gefüllt und die Filiale voll mit Menschen, die zeitnah an zwei Kassen zahlen konnten. Wer bislang Richtung Finanzamt fuhr, um in der Filiale an der Blumenstraße einzukaufen, kann sich jetzt Wege sparen. Die dortige Filiale wird erhalten bleiben, soll allerdinge in Kürze ebenfalls umgebaut und modernisiert werden.

Rossmann wagt den Neustart

Auch bei Rossmann, wo die Atmosphäre etwas kuscheliger wirkt, traf man am heutigen Eröffnungstag auf gute Laune und zufriedene Gesichter. Nach einem eher verhaltenen Kundenzustrom in den ersten Morgenstunden nahm die Zahl der Interessierten und der Käufer gegen 10.30 Uhr deutlich zu. Man sieht optimistisch in die Zukunft.

Der Drogeriemarkt, der sich zunächst erst einmal ausgiebig und kritisch mit der Möglichkeit der Ansiedlung in Grumme auseinandergesetzt hatte, schmückte sich mit Luftballons und lockte schon gleich vor der Tür mit zahlreichen Eröffnungsangeboten und Rabatten selbst auf Sonderangebote, sowie mit freundlich auf die Kunden zugehendem Personal.
Er dürfte für den Ortsteil eine deutliche Bereicherung darstellen, musste man doch bislang immer fahren, wenn man bestimmte Körperpflegemittel suchte, Fotos entwickeln wollte oder Rossmann-typische Haushalts- und Dekorationsartikel suchte.
Dies wird ab jetzt ortsnah und fußläufig möglich sein, wobei sich das Sortiment an diesem Standort auch auf Spiel- und Schreibwaren erstreckt; eine Erweiterung, die diese Ladengröße möglich macht.

Als schade bezeichnete man jedoch sowohl bei Aldi als auch bei Rossmann die Tatsache, dass nicht alle Geschäfte zur gleichen Zeit eröffneten, so dass die Chance gemeinsamer Aktionen nicht gegeben war. Bei TAKKO wird noch immer fleißig ausgebaut und auch von Edeka ist noch nicht viel zu sehen.

Sorge um Geschäftsbestand

Mit erheblichen Bedenken blickt man allerdings als Grummer Bürger auf die gegenüberliegende Straßenseite, deren Geschäftsbestand jetzt abgehängt erscheint. Auch in der dort ansässigen Bäckerei Risken schaut man derzeit mit Sorge auf den Komplex der anderen Straßenseite. Der neue Aldi-Markt wirbt nun zusätzlich mit Backwaren, die dort frisch gebacken werden. Bäckerbrötchen, Bauernbaguette, Buttercroissants, Laugenbrötchen und verschiedene Brotsorten bedeuten Konkurrenz für die alteingessene Bäckerei, zumal an dieser Stelle die Möglichkeit einer direkten Straßenquerung fehlt.
Es wird von den Kunden des Einkaufszentrums Disziplin erfordern, dem angestammten Bäcker treu zu bleiben, der sich alle Mühe gibt, mit seinem großen Sortiment an Broten, Brötchen und Kuchen und Plätzchen weiter mithalten zu können.

Bauliches Gesamtkonzept weiterhin umstritten

Trotz aller Vorzüge reißt die Kritik aus der Bevölkerung am neuen Zentrum jedoch nicht ab, dessen erster Bauabschnitt mit dem Einzug der Geschäfte vollendet sein wird.
Sie richtet sich gegen die bauliche Gesamtkonzeption des sehr wuchtigen Komplexes, die die Bedürfnisse der Kunden nicht einbezieht, die kurze Wege brauchen.
Ihnen fehlt der Aufzug und die Nutzbarkeit des Treppenhauses, um den zur Castroper Straße ausgerichteten Geschäften und den an der Gebäuderückseite befindlichen Lebensmittel-Filialen auch wirklich zu einer Einheit zu verhelfen. Das gestellte Thema wirkt hier irgendwie verfehlt, man sollte seiner Kundschaft keine Hürden in den Weg legen.
Zu den Käufern zählen viele ältere Menschen des Ortsteils, die ihre Wege zu Fuß erledigen und einen Rollator oder eine zweirädrige Einkaufskarre mit sich führen. Der Aufzug ist für sie ganz dringend nötig, um mithalten zu können, wo einer auf das Auto ausgerichteten Gesellschaft beständig zur Dominanz verholfen wird.

Geländeanstieg und weite Wege

Wer zu Fuß im Einkaufszentrum Vöde kaufen möchte, muss nicht nur den Geländeanstieg bewältigen und das Gebäude umrunden, sondern auch den gesamten Parkplatz, da in der Böschung nach Westen eine Treppe fehlt, mit der man Wege kürzen könnte. Öffnet man den Kunden nicht das Treppenhaus, was bislang offenbar nicht vorgesehen ist, wird Unmut bleiben.
Unattraktive und unnötige Wege durch Wind und Wetter zurücklegen zu müssen, die auf eine wenig durchdachte Planung schließen lassen, erhöht nicht unbedingt die Akzeptanz. Es verärgert und frustriert, und so bleibt abzusehen, dass viele ihren PKW von Parkplatz zu Parkplatz umrangieren werden, um die mühseligen Rundgänge zu sparen, die keiner gehen möchte. PKW-Gewimmel und Konflikte mit Fußgängern sind zu befürchten.

Mit der neuen Einkaufsmöglichkeit und seinen derzeit zwei, künftig möglicherweise drei den Gehweg an der Castroper Straße kreuzenden Zu- und Abfahrten und den zwei Parkplatzbereichen hat der Ortsteil eine neue Verkehrsfläche erhalten, die ein notgedrungenes „Miteinander“ ungleich starker Parteien nötig macht, das an ältere Menschen und Kinder hohe Anforderungen stellt.

Nachbesserungen erforderlich

Das Überqueren der Parkflächen und die erforderliche Begehung der ebenfalls beparkten Zufahrtsbereiche auf bislang nicht abgegrenzten Fußwegen ist ebenso unglücklich und nutzungsunfreundlich, wie die Querung der Castroper Straße für Linksabbieger. Es erfordert eine erhöhte Aufmerksamkeit aller. Hier bleibt das Ergebnis der endgültigen Fertigstellung abzuwarten, die offenbar eine Möglichkeit der Verkehrslenkung über die Ampelanlage an der östlich gelegenen Stahlwerke-Zufahrt vorsieht.

Gleichermaßen unschön wirkt der baumfreie große Aldi- und Edeka-Parkplatz, der schon jetzt mit Schaudern an das Flimmern der Hochsommerhitze auf den versiegelten Flächen denken lässt. Ein wenig mehr Verständnis für die Anpflanzung schattenspendender und feinstaubbindender Bäume und deren wichtiger kleinklimatischer Ausgleichfunktion für innerstädtische Gebiete wäre dringend wünschenswert.
Eine Randbepflanzung reicht nicht immer aus, große Parkplätze ansprechend zu gliedern und mit Luftfeuchtigkeits-, Sauerstoff- und Schattenspendern zu versorgen, die nicht nur der Kunde mit dem Auto braucht, sondern auch derjenige, der im Sommer wie im Winter auf das Zufußgehen angewiesen ist.

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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