Frank Goosen soll Verbeek als Trainer des VfL Bochum folgen

Neuer VfL-Trainer Frank Goosen? | Foto: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann
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Man stelle sich vor: Die Nachfolge von Verbeek ist gesichert, Frank Goosen soll nach der Saison 2017/18 als Trainer folgen. Die Personalentscheidung wurde damit begründet, dass Goosen bereits langjährig als Jugendtrainer bei DJK Arminia Bochum tätig ist. Goosen ist zudem leidenschaftliches VfL-Mitglied und seit Oktober 2010 Mitglied des VfL-Aufsichtsrats.

Die Fans stellen sich die Frage, besitzt Goosen die erforderliche Qualifikation und Erfahrung um eine Bundesligamannschaft erfolgreich zu trainieren? Ohne Zweifel bringt er die notwendige Leidenschaft und Vereinstreue mit, aber reicht die Erfahrung als Jugendtrainer für den Bundesligajob?

Keine Angst, diese Nachricht ist eine Ente. Eine Entscheidung über die Nachfolge von Verbeek gibt es natürlich noch nicht und der ehrenwerte Frank Goosen würde es vermutlich auch ablehnen seine Nachfolge zu übernehmen. Er ist ein großartiger Kabarettist und Romanautor und höchst engagierter VfL-Fan und Jugendtrainer, aber den Job als Bundesligatrainer würde er sich dann wohl doch weder zutrauen noch zumuten wollen.

Das Gedankenspiel zeigt jedoch, dass, obwohl Frank Goosen in Bochum sehr geschätzt wird, man ihn den Trainerjob nicht machen lassen würde. Die für diesen Job erforderliche Erfahrung und Qualifikation fehlen ihm einfach. Entsprechend würde die Entscheidung ihn zum Trainer der Bundeligamannschaft zu berufen, auch im Verein niemand treffen.

Was im Fußball offensichtlich ist, gilt in der Politik leider nicht. Da will die SPD einen Kandidaten zum Personal- und Rechtsdezernenten einer Stadtverwaltung mit 4.300 Mitarbeitern machen. Dieser besitzt zwar ein SPD-Parteibuch, aber hat bisher nur Personalverantwortung für maximal 10 bis 15 Personen getragen und kann auch sonst keinerlei Erfahrung und Qualifikationen in der Entwicklung und Reorganisation des Personals einer Großstadt vorweisen.

In der Politik zählt aus Sicht der SPD für die Besetzung eines Postens, anders als bei Bundesligatrainern, offenbar nicht Erfahrung und Qualifikation, sondern da reicht bereits das richtige Parteibuch. Beim VfL würde dagegen die Vereinsmitgliedschaft sicher nicht reichen, um die Bundesligamannschaft zu trainieren.

Auch die Ziele in Politik und Fußball unterscheiden sich. Im Fußball geht es darum, dass der Verein erfolgreich ist, dass die Mannschaft gewinnt oder aufsteigt. Bei der Politik sollte es eigentlich auch darum gehen, dass die Stadt erfolgreich ist, dass sich die desaströse Finanzlage verbessert, das Personal besser eingesetzt wird und die Personalausgaben sinken.

Doch darum geht es in Bochum offensichtlich nicht. Wichtig ist, dass eine Partei ihre Macht bewahrt. Konkret, dass die SPD die Mehrheit im Verwaltungsvorstand zurück gewinnt. Bisher saßen dort als stimmberechtigte Mitglieder zwei Grüne Dezernenten (Kämmerer und Sozialdezernentin), ein SPD-Dezernent (Schulen und Kultur), der Baudezernent ohne Parteibuch und der SPD-Oberbürgermeister. Somit fehlt dem SPD-OB Eiskirch bisher die Parteimehrheit. Und wer in einem Gremium nicht durch Kompetenz meint überzeugen zu können, muss eine entsprechende Parteimehrheit sicherstellen. Folgerichtig muss ein Personal- und Rechtsdezernent mit SPD-Parteibuch her.

Wer das Verfahren der Suche nach dem neuen Personal- und Rechtsdezernenten verfolgt hat, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses von Anfang von dem beauftragten Personalberater auf den Wunschkandidaten der SPD zugeschnitten wurde. Angeblich gab es 50 Bewerber bzw. Angefragte. Am Ende präsentierte der Personalberater neben dem SPD-Wunschkandidaten jedoch nur zwei weitere, die ebenfalls nicht über die erforderliche Qualifikation und Erfahrung im Personalbereich verfügen, so dass der SPD-Wunschkandidat sich zwangsläufig gegenüber den zwei verbleibenden Bewerbern profilieren konnte.

Der SPD-Wunschkandidat verfügt nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen 2012 über insgesamt 4 Jahre Berufserfahrung. Er ist ein Ziehkind des ehemaligen Regierungspräsidenten der Bezirksregierung Arnsberg, Gerd Bollermann (SPD); diesem ist er seit seinem Studium beruflich überall hin gefolgt. Nachdem sein Ziehvater Bollermann unrühmlich aus der Bezirksregierung ausgeschieden ist (WAZ vom 30.06.15), sucht jetzt auch sein Ziehkind eine neue berufliche Herausforderung.

Für die Entwicklung und Reorganisation des Personals einer Großstadt fehlt dem SPD-Wunschkandidaten also ebenso die Erfahrung und Qualifikation, wie sie Frank Goosen als Bundesligatrainer fehlen würde. Im Bundesligageschäft würde man einen Trainer suchen, der bereits eine andere Bundesligamannschaft erfolgreich trainiert hat, der ggf. einen Abstieg abgewendet hat oder jemanden, der sich bereits als Co-Trainer bei einer Bundesligamannschaft Verdienste erworben hat. Übertragen auf eine Stadt würde das bedeuten, man sucht Bewerber, die bereits für Städte, die etwas kleiner sind als Bochum als Personaldezernent tätig waren, bzw. dort erfolgreich Personalentwicklungskonzepte umgesetzt haben.

Solcherlei Qualifikationen spielten für die SPD offenbar keine Rolle. Das Parteibuch war wichtig, der Nachweis von Kompetenz in wichtigen Aufgabenfeldern dem gegenüber zu vernachlässigen. Dies ist insoweit erstaunlich, als dass die letzten SPD-Dezernenten, der bisherige Baudezernent und die Personaldezernentin, aus dem Amt ausscheiden mussten, weil auch die SPD sie nicht mehr geeignet für den Job hielt. Sie konnten die Erwartungen aufgrund fehlender Kompetenzen in wichtigen Bereichen - auch nach Meinung der SPD - nicht erfüllen. Warum man aus den Fehlern nichts gelernt hat, sondern sie jetzt wiederholen will, ist nicht nachvollziehbar.

Die SPD stellte bereits frühzeitig klar, dass als Personal- und Rechtsdezernent nur eine Person in Frage kommt. Derjenige, der einem SPD-Ortsverband in Dortmund vorsteht und von diesem für ein Landtagsmandat vorgeschlagen wurde. So erfuhr der Grüne Koalitionspartner die Entscheidung der SPD, wer in der nächsten Ratssitzung von ihnen zum Dezernenten mitgewählt werden soll, aus der Presse. Zu einem Zeitpunkt, da sich die drei Kandidaten noch nicht mal persönlich bei den anderen Fraktionen vorgestellt hatten.

Der rote Filz hat die Stadt fest im Griff. Immer wieder fehlten der Stadt in den verschiedensten Positionen kompetente Führungspersönlichkeiten in der Verwaltung. Zu viele konnten den Erwartungen nicht gerecht werden. Die Folgen sind nicht nur im Bau- und Personaldezernat ernüchternd. Die gesteckten Ziele bei der Stadtentwicklung und der Reduzierung der Personalausgaben wurden über Jahre nicht annähernd erreicht.

Wenn Bochum als 18.-größte Stadt Deutschlands in der Bundesliga der Großstädte mitspielen will, dann braucht die Stadt auch bundesligataugliches städtisches Führungspersonal. Der Personalberater konnte leider keinen bundesligatauglichen Kandidaten für das Amt des Personal- und Rechtsdezernenten finden. Es gibt daher nur eine Option: Das Bewerbungsverfahren muss wiederholt werden, mit einem neuen Personalberater, der erneut auf die Suche geht, insbesondere nach möglichen Kandidaten, die bereits in anderen Städten als Personaldezernent tätig waren, bzw. dort erfolgreich Personalentwicklungskonzepte umgesetzt haben.

Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos

BoWäH - Bochum und Wattenscheid ändern mit Herz

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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