Mehr Lehr- und Pflegepersonal
Montagsdemo fordert kleinere Klassen

Trotz des regnerischen Wetters war die außerordentliche Montagsdemo gut besucht. Es entwickelte sich  eine lebhafte Diskussion um die aktuellen Corona-Schutzbestimmungen - selbstverständlich unter Corona-Bedingungen wie Sicherheitsabstand und Mund/Nasenschutz. Nach dem Singen der Eingangshymne leitete einer der Moderatoren die Debatte ein: "Seit heute gilt ein Lockdown in abgeschwächter Form. Jedoch die Vorschriften sind teilweise nicht plausibel und es gibt kaum Einschränkungen für die Großbetriebe. Während Beschäftigte und auch Schüler auf engem Raum zusammen sind, muss in der Öffentlichkeit ein Abstandsgebot von mindestens 1,5 Metern eingehalten werden, in Fußgängerzonen und an anderen Orten mit viel Publikumsverkehr gilt die Maskenpflicht. Darüber wollen wir heute diskutieren".

Eine Rednerin machte den Vorschlag: "Wir sollten in einer Protesterklärung an die Stadt Bochum kleinere Klassen und die Einstellung von mehr Lehrpersonal fordern und mit entsprechenden Transparenten vor die Schulen ziehen. Außerdem tägliche Tests auf den Corona-Virus für alle Schüler und auch das Lehrpersonal, ebenfalls eine kostenlose Bereitstellung von Schutzmasken".

Ein Berufsschüler ergänzte: "Wir sind zu 30 Personen in einer Klasse, der Abstand beträgt nur 30 cm. Während uns diese Corona widrigen Zustände zugemutet werden, gilt außerhalb der Klasse ein striktes Abstandsgebot von 2 Metern. Die Schülervertretung hat dagegen bereits protestiert und fordert ein zeitlich versetztes Lernen sowohl aus Präsenz- als auch Digitalunterricht. Das ist jedoch nicht erlaubt. Nur inoffiziell und in Abstimmung mit den Lehrkräften bleiben einige Schüler zu Hause".

"Diese Aussage bestätigt, dass es in der Verschärfung der CoronaschutzVO in erster Linie nicht um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung geht, sondern darum, die Kinder in der Schule zu halten, damit die Eltern uneingeschränkt arbeiten können", hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

Ein Sozialarbeiter der Stadt Bochum wies auf das Problem der Hartz IV-Empfänger in den jetzigen Corona-Zeiten hin: "Zwar soll die Antragsstellung auf das ALG II nach Angabe von Bundesarbeitsminister Heil jetzt bis weit in das Jahr 2021 unbürokratisch verlaufen, es reicht ein digitaler Antrag. Viele Hartz IV - Empfänger haben weder ein Internetanschluss noch einen Computer. Auch können die Anträge oft nicht persönlich beim Jobcenter abgegeben werden, das Jobcenter hat auch aufgrund von Corona geschlossen! Das Jobcenter müsste daher sowohl die notwendigen Computer als auch den Internetanschluss bezahlen, denn diese Gelder hat ein Bezieher des ALG II nicht".

In einer weiteren Wortmeldung wurde zur Aussage der Virologen Streeck und Schmidt-Chanasit Stellung genommen: "Diese Virologen haben zwar ein Positionspapier gegen die offizielle Pandemiestrategie gestellt. Ihre Forderungen, mehr Vorsorge für die Schwachen zu treffen und weniger Verbote für alle zu verhängen, klingen zunächst gut. Jedoch ist in dem Konzept keine Forderung nach deutlich mehr Tests, Bildung von kleinen Klassen und Kitagruppen, mehr Personal im Gesundheitswesen, mehr Lehrpersonal und vor allem keine Forderungen an die Großunternehmen, die Produktion Corona bedingt zu drosseln bzw. das Arbeitstempo zu senken. 
Dafür werden diese Ärzte aus eigenen Reihen kritisiert".

Eine Montagsdemonstrantin empörte sich:  "Während Schüler in großen Klassen zusammensitzen müssen oder sich in Bussen und Bahnen drängen, will man anderen Leuten draußen das Essen in Fußgängerzonen verbieten. Stattdessen sollten mehr Schulbusse eingesetzt werden und der Schulbeginn zeitlich versetzt stattfinden!"

Ein Betriebsratsmitglied von Opel-Warehousing berichtete, wie durch den Druck des Opel-PSA -Managements eine sinnvolle Betriebsvereinbarung zur Verringerung der Ansteckungsgefahr durch Corona ausgehebelt wurde. Die anfangs niedrigen Grenzwerte (Coronafallzahlen) wurden sogar mit Zustimmung des Betriebsrats nach oben korrigiert. Das bedeutet, dass deutlich weniger Beschäftigte als bisher zur Vermeidung eines Corona-Ausbruchs nach Hause geschickt werden, wenn sie vermeintliche Symptome haben".  

Als musikalisches Intermezzo wurde ein Lied der Band "Gehörwäsche" aus Köln gesungen: Die Zeit ist reif, das haben wir erkannt.. Die Kundgebung endete nach einigen weiteren Redebeiträgen mit der bekannten Abschlusshymne.

Ursprünglich sollte die nächste Montagsdemo am 9.11.20 sein. Wegen des Gedenkens an die Reichspogromnacht wurde die Montagsdemo auf den 16.11.20 verschoben. Die Kundgebung ist wie üblich um 18.00 Uhr am Husemannplatz.

Ulrich Achenbach
Moderator

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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