„Pflege wurde immer nur nebenher behandelt“

Altenpfleger David Pieck, Krankenschwester Desiree Solenski und Moderatorin Cornelia Benninghoven im Gespräch (v.l.).
4Bilder
  • Altenpfleger David Pieck, Krankenschwester Desiree Solenski und Moderatorin Cornelia Benninghoven im Gespräch (v.l.).
  • hochgeladen von Felix Ehlert

Bundestagsabgeordnete und -kandidaten stellen sich bei der
Diakonie Ruhr den Fragen der Mitarbeitenden – und geben auch Fehler zu.

Auf die Frage, wie sie alt werden möchten, hatten die von der Diakonie Ruhr eingeladenen Politiker parteiübergreifend die gleiche Antwort: selbstbestimmt und in ihrer gewohnten Umgebung. Wie sich das für die gesamte Gesellschaft umsetzen und wie sich der Pflegeberuf aufwerten lässt, daraus entwickelte sich eine fruchtbare Diskussion zwischen Politik und Praxis.

Den Bundestagsabgeordneten und -kandidaten saßen nämlich knapp 300 Mitarbeitende der Diakonie Ruhr gegenüber, die eine Menge auch unbequeme Fragen stellten. Auf Einladung von Geschäftsführung und Mitarbeitendenvertretung gaben Axel Schäfer (SPD), Ingrid Fischbach (CDU), Frithjof Schmidt (Grüne), Dennis Rademacher (FDP) und Markus Dowe (Die Linke) Antworten.

Unrealistische Zeitvorgaben in der Pflege

Desiree Solenski vom Ambulanten Pflegedienst Diakonische Dienste Bochum beklagte die Zeitvorgaben, die Politik und Krankenkassen ihr und ihren Kollegen machen. „Neulich habe ich für einen komplizierten Verbandswechsel 48 Minuten gebraucht. Abrechnen können wir trotzdem nur die vorgegebenen 12,33 Euro.“ Altenpfleger David Pieck aus dem Jochen-Klepper-Haus in Bochum-Hiltrop mahnte: „Bitte begreifen Sie, was vor Ort los ist. Die Pflege muss viel Kritik einstecken, das Gute kommt kaum vor.“

Auf dem Podium herrschte schnell Einigkeit darüber, dass Pflege besser finanziert und Pflegende besser gestellt sein sollten. Allein die Finanzierung entzweite die Diskutanten. Bürgerversicherung, Pflege-Bahr oder das Berücksichtigen von Vermögen und Mieteinnahmen für die Höhe der Beiträge zur Pflegeversicherung?

Sozialpolitikerin Ingrid Fischbach, seit 15 Jahren im Bundestag, räumte jedenfalls ein: „Pflege muss jetzt mit der gleichen Intensität in die Köpfe, so wie vorher das Thema Kinderbetreuung. Denn Pflege wurde immer nur nebenher behandelt.“

"Bleiben Sie bissig"

Um die Versprechen des Bundestagswahlkampfes überprüfen zu können, regte Fischbach an, die Veranstaltung in einem Jahr zu wiederholen. Der SPD-Abgeordnete Axel Schäfer kündigte an, die Eindrücke aus seinen mehr als zehn Jahre zurückliegenden Praktikum im Jochen-Klepper-Haus vor Ort zu erneuern. Und FDP-Kandidat Dennis Rademacher ermutigte die Diakonie-Beschäftigten: „Bleiben Sie bissig!“

Autor:

Felix Ehlert aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.