Radeln gegen ein Tabu: Mood-Tour erreicht Bochum

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Seit dem 16. Juni 2012 ist sie unter der Leitung von Sebastian Burger, studierter Fotograf aus Bremen, quer durch Deutschland unterwegs: die Tour, die durch ihre Aktion unterstützen möchte, ein Tabu zu brechen und es depressiv erkrankten Menschen möglich machen will, sich ohne Angst vor einem negativen Stempel frei in der Gesellschaft zu bewegen http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/radeln-fuer-mehr-akzeptanz-depressiv-erkrankter-menschen-mood-tour-kommt-nach-bochum-d202827.html .

Unter anerkennendem Applaus erreichten die Rad- und Tandemfahrer am Mittwoch, 29.08.2012 pünktlich um 17.00 Uhr den Westpark.
Auf der Wiesenfläche oberhalb des Gewerkschafts-"Jahrhunderthaus" an der Alleestraße wurden sie vom Vorstand des Bochumer Bündnis gegen Depression und von aktiven Vereinsmitgliedern begrüßt und mit Getränken, Obst und Laugenbrezeln versorgt.

Von Münster kommend wurde die "Grundtruppe" ab Recklinghausen tatkräftig von jugendlichen Schülern und zwei Lehrern einer privaten Realschule des Bistums Münster unterstützt.
Diese hatten sich auf Anfrage und Einladung Sebastian Burgers, den eine Zufallsbekanntschaft im Radabteil eines Zuges mit dem in Recklinghausen arbeitenden Bochumer Lehrer Siegbert Kleinsorge verbindet, bereit erklärt, von dort nach Bochum mitzufahren, um seiner Aktion die entsprechende Außenwirkung zu verleihen.

Die insgesamt 20 Schüler, die Sebastian Burger bereits aus mehreren in Recklinghausen gehaltenen Vorträgen kennen, gehörten dem Biologiekurs der Jahrgangsstufe 9 an.
Biologielehrerin Heike Gröne, die die Gruppe zusammen mit Siegbert Kleinsorge auch begleitete, hatte im Rahmen ihres Unterrichts mit den Jugendlichen das Thema Depression behandelt, so dass sie gut vorbereitet im Wissen um die Bedeutung dieser Tour in anerkennenswerter Weise die 25 km nach Bochum meisterten, die einige von ihnen anschließend auch wieder mit der Lehrerin zurückfuhren.

Dass Schulen sich dem Thema Depression öffnen, die Erkrankung im Unterricht thematisieren und, wie im aktuellen Fall durch Teilnahme von Schülern ihr Engagement nach außen hin auch sichtbar demonstrieren, ist außerordentlich begrüßenswert.
Schließlich kommt es immer wieder vor, dass bereits Teenager ihrem jungen Leben ein Ende setzen, weil sie es aus Angst und Scham nicht wagen, sich mitzuteilen.
Dass Schulen ein Zeichen setzen und einen Grundstein für mehr Verständnis legen, ist deshalb mehr als wichtig.

Nur wer mit dem Wissen um eine psychische Erkrankung, um deren Existenz, Entstehung, Hintergründe und Behandlungsmöglichkeiten aufwächst, kann dazu beitragen, sich selbst und anderen ein normales Leben ohne Angst vor einem Stigma und ein aufrichtiges "Miteinander" zu ermöglichen.

Nach einer abschließenden Ansprache und einem Dank von Sebastian Burger an die Schüler setzte sich der Kern der Truppe eine Stunde später Richtung Langendreer in Bewegung, wo auf dem Gelände des generationsübergreifenden Wohnprojekts "Buntstift" übernachtet werden konnte.

Gegen 9.30 Uhr am Donnerstag trafen dann die Fahrer am Bochumer "Radhaus" ein, um sich für die Weiterfahrt nach Köln über Gelsenkirchen und Essen an der Glocke zu versammeln.
Wenn auch sowohl im Westpark als auch vor dem Rathaus das Interesse der Bürger und der Presse an der deutschlandweiten Tour für mehr Akzeptanz depressiv erkrankter Menschen ausgeblieben war, so fand die Einladung zur Mitfahrt Richtung Gelsenkirchen doch erstaunlich große Resonanz.

Es warteten bereits je zwei Vertreter des ADFC Bochum und Gelsenkirchen, um die Truppe zu geleiten, Mitarbeiter und Klienten der beiden psychosozialen Beratungsstellen und eine Gruppe der "Essener Palette e.V.", dem Netzwerk für Arbeit und Beschäftigung, dessen Ziel in der erfolgreichen beruflichen Wiedereingliederung von Menschen mit psychchosozialen Beeinträchtigungen liegt. Selbst ein junges Paar aus Mülheim hatte sich spontan entschlossen, die Tour von Bochum aus mit dem Fahrrad zu begleiten.
Gegen 10.00 Uhr fiel schließlich nach einem Abschlussfoto an der Glocke für alle Fahrer mit und ohne Depressionserfahrung der Pfiff zum Start für die gemeinsame Aktion.

Große Anerkennung gilt Sebastian Burger für die vortreffliche Organisation und für die akurate Terminierung der Ziele und Etappen, bei denen er angesichts permanent wechselnder Mitfahrer stets mit Unwägbarkeiten rechnen muss.
Eine ebenso große, wenn nicht größere Hochachtung gilt jenen Menschen, die sich trotz ihrer Erkrankung willensstark auf ein großes Wagnis eingelassen haben.
Hut ab vor depressiv erkrankten Menschen. Sie sind in der Lage, großartiges zu leiten, ganz besonders dann, wenn man an sie glaubt und sie nicht fallen lässt.

Sabine Schemmann für Bochumer Bündnis gegen Depression

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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