Wenn ein Verein zielstrebig auf die Bedeutungslosigkeit zusteuert – VfL verliert erneut

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Es gab nur wenig lautstarken Protest, nur vereinzelte Rufe nach einem Trainerwechsel und es kam – gottlob – zu keinen Ausschreitungen. Das Entsetzen der blau-weißen Anhänger war nach der bitteren 1:4-Niederlage gegen Greuther Fürth einfach zu groß, zu lähmend. Denn nach nur sechs Spieltagen kann der VfL Bochum sein Saisonziel wohl schon abschreiben. Der VfL und der Sommer 2011 – einfach zum Vergessen.

Dabei hatte der Abend gut begonnen. Der VfL spielte - angetrieben von Takashi Inui - sehr gefällig und kam immer wieder gefährlich vor das Tor von Greuther Fürth. Und wenn Paul Freier nicht neben seiner feinen Technik auch eine eklatante Abschlussschwäche im Repertoire hätte, wären die Bochumer in der 15. Minute in Führung gegangen. Doch nach einer sehenswerten Kombination über Inui, Denis Berger und Daniel Ginczek, der für Mirkan Aydin von Beginn an spielte, vergab Freier die dickste Möglichkeit, die der VfL an diesem Abend bekommen sollte.

Dann kam die 35. Minute. Fürth war bis dahin offensiv kaum in Erscheinung getreten, zeigte aber dann eindrucksvoll, wie man effektiv Fußball spielt. Der mal wieder schwache Björn Kopplin ließ sich von Schröck schwindelig spielen und in der Mitte durfte Sararer relativ unbedrängt per Kopf das 0:1 erzielen.

Nicht wenige befürchteten nun, dass der VfL einbrechen werde. Doch Alleinunterhalter Inui wirbelte weiter und bediente in der 41. Minute Slawo Freier so mustergültig, dass dieser gar nicht anders konnte, als den Ausgleich zu erzielen. Der VfL hatte eine Reaktion gezeigt. Mit dem 1:1 ging es in die Pause.

Was in den zweiten 45 Minuten passierte, stellte einen neuen Tiefpunkt des Niedergangs dieses Vereins dar. Das Defensivverhalten einer Schülermannschaft, ein nicht stattfindendes Spiel ohne Ball, Zweikampfschwäche – man könnte drüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Wie man in der 2. Liga erfolgreich ist, demonstrierte Greuther Fürth. Der Sieg der Franken ging auch in der Höhe absolut in Ordnung und war am Ende souverän. Auch das sollte allen VfLern zu denken geben.

Die sich Woche für Woche wiederholenden Floskeln der VfL-Verantwortlichen sind an Ratlosigkeit kaum noch zu überbieten und zudem kaum noch zu ertragen. Man müsse nun die Wende schaffen; am Einsatz der Mannschaft habe es nicht gelegen; man dürfe sich nicht unter Druck setzen lassen... Würden Friedhelm Funkel und/oder Jens Todt zum allsonntäglichen Doppelpass auf Sport 1 eingeladen, wäre das beliebte Phrasenschwein bereits nach dem 6. Spieltag prall gefüllt.

Eine Stadt verliert ihre Leidenschaft für ihren Fußballverein
Die Verantwortlichen müssen nun die Frage beantworten, woher sie den Optimismus nehmen, dass sich beim VfL kurzfristig irgendetwas zum Besseren ändern wird. 20 gute Minuten gegen St. Pauli, eine phasenweise ansprechende erste Halbzeit gegen Fürth – das war es. Der Rest der noch jungen Saison war noch nicht mal zweitligawürdig.

Neben der erneuten Niederlage muss auch die Zuschauerzahl von 10.700 Anlass zu größten Sorgen geben. Die Entfremdung von Fans und Verein geht unaufhaltsam weiter. Die Identifikation schwindet. Es ist ein Trauerspiel...

Autor:

Stephan Kottkamp aus Dortmund-Ost

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