Ein Theaterstück wie ein Episodenfilm: Laura Naumanns "Manchmal hat die Liebe regiert..." in den Kammerspielen

Alina (Jana Lissovskaia) und Heinz (Manfred Böll) wagen einen Neuanfang. | Foto: Küster
  • Alina (Jana Lissovskaia) und Heinz (Manfred Böll) wagen einen Neuanfang.
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Bestimmt das Schicksal das Leben des Menschen oder ist alles bloß Zufall? Oder ist die Liebe die treibende Kraft? - Laura Naumann hat mit „Manchmal hat die Liebe regiert und manchmal einfach niemand“ erneut eine Auftragsarbeit für das Bochumer Schauspielhaus verfasst, die unlängst in den Kammerspielen uraufgeführt worden ist. Schon „Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“ war im Theater Unten ein Renner. Auch das neue Stück überzeugt mit seiner Mischung aus scheinbarer Leichtigkeit und Tiefe.

Das Drama erinnert an Robert Altmans stilbildenden Film „Short Cuts“ aus dem Jahre 1993. So werden auch in „Manchmal hat die Liebe regiert...“ Episoden um einzelne Figuren bzw. Paare locker miteinander verknüpft. Alle Geschichten sind gleichwertig – eine Haupthandlung im herkömmlichen Sinne gibt es nicht. Cleo (Karolina Horster) reist nach Rhodos, um endlich ihren Vater zu finden, den sie nie kennengelernt hat. Sie stellt vieles in ihrem bisherigen Leben in Frage, auch ihre Beziehung zu Johanna (Therese Dörr). Die hat ohnehin genug Sorgen: Als Lehrerin wird sie von Elenas Mutter Pia (Veronika Nickl) dafür verantwortlich gemacht, dass die einstige Musterschülerin eine radikal antisexistische Bewegung ins Leben gerufen hat.
Pia wird indessen nicht nur von der Sorge um ihre Tochter getrieben. Sie wartet nur darauf, dass ihr begabter Schützling endlich den Sprung an eine renommierte Universität schafft, um ohne schlechtes Gewissen an irgendeinem Ort der Welt ein neues Leben beginnen zu können. Sicher weiß sie dabei nur eins: Ihr Gatte Tom (Michael Kamp) wird in ihrem neuen Leben nicht mehr vorkommen. Der ahnt nichts von Pias Vorhaben; er ist im Gegenteil mit der Familiensituation, so wie sie ist, zufrieden.

Berührender Auftritt von Manfred Böll

Die leiseste Geschichte rankt sich um den Witwer Heinz (Manfred Böll), der sich seine Rente durch Gelegenheitsarbeiten aufbessert. Mit der Ukrainerin Alina (Jana Lissovskaia) wagt er einen Neuanfang. Beide haben ihre Blessuren erlitten und gehen mit ihrer Heirat ein großes Wagnis ein.
Eines der Bindeglieder zwischen den einzelnen Paargeschichten ist Heinz' Sohn Mathias (Torsten Flassig), der auf Rhodos als Animateur tätig ist. Gelangweilten Ehefrauen wie Pia ist er für Geld zu Diensten. Mit Cleo findet er dann aber doch eine Frau, in die er sich verliebt.
Am Ende werden die Geschichten noch einmal zusammengeführt und die Zuschauer erwartet noch die eine oder andere Überraschung.
Jan Gehler hat das Stück, das weder ganz Komödie noch Tragödie ist, mit leichter Hand inszeniert. Man fühlt als Zuschauer mit den Figuren und erkennt sich ein um das andere Mal in ihnen wieder.

Termine
Am Montag, 3. Oktober, ist „Manchmal hat die Liebe regiert“ um 19 Uhr wieder in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
weitere Termine: Sonntag, 16. Oktober, 17 Uhr; Freitag, 21. Oktober, 19.30 Uhr; Sonntag, 30. Oktober, 19 Uhr; Sonntag, 13. November, 19 Uhr; Sonntag, 20. November, 17 Uhr; Sonntag, 27. November, 19 Uhr.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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