Projekt "Grubengold" mit geflüchteten Menschen im Prinzregenttheater

Die Teilnehmer des Projekts "Grubengold" sehen der Premiere erwartungsvoll entgegen. | Foto: Prinzregenttheater
  • Die Teilnehmer des Projekts "Grubengold" sehen der Premiere erwartungsvoll entgegen.
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„Die Geflüchteten sind die Helden von heute“, sagt Holger Wagner, theaterpädagogischer Leiter des Projekts „Grubengold“, das nun im Prinzregenttheater seine Premiere erlebt. PRT-Intendantin Romy Schmidt teilt diese Sicht: „Sie haben sich auf den Weg gemacht, ohne zu wissen, ob sie die Flucht überleben. Das nötigt Respekt ab.“ Ein Projekt mit geflüchteten Menschen passt also bestens in das Theater auf dem Areal der 1960 stillgelegten Zeche Prinz-Regent. Das Spielzeitmotto lautet schließlich: „Revier für Heldinnen – Revier für Helden“.
Seit dem vergangenen September arbeitet Wagner gemeinsam mit seiner Assistentin Ronja Gerlach und neun Geflüchteten im Alter zwischen 18 und 31 Jahren an „Grubengold“. Die Teilnehmer stammen aus Guinea, dem Irak, Syrien und Deutschland. Mit ihrem Theaterstück wollen sie Kontakt zu denen knüpfen, die schon länger in Bochum leben. Die szenische Collage aus Filmen und Improvisationen soll die Geflüchteten als Individuen in den Fokus rücken. „Ich habe den Teilnehmern zu Beginn gesagt, dass ihre Interessen bei der Arbeit am Stück im Mittelpunkt stehen. Das Thema Flucht sollte nicht zwingend im Vordergrund stehen. Es kam jedoch ganz von allein nach oben“, erinnert sich Wagner. „Einige Teilnehmer“, ergänzt Gerlach, „sind durch die Flucht von ihren Verlobten getrennt. Das prägt natürlich auch die Theaterarbeit.“
Es sind solche ganz persönlichen Geschichten, die in der alltäglichen Berichterstattung der Medien unterzugehen drohen. „Vier unserer Teilnehmer“, erzählt Wagner, „sind als Palästinenser Geflüchtete in der zweiten oder dritten Generation. Sie sind im Flüchtlingslager Jarmuk in Damaskus aufgewachsen.“ Der Weg nach Deutschland war für viele der Projektteilnehmer ausgesprochen beschwerlich. Ob über das Meer oder auf einem sechswöchigen Fußmarsch von der Türkei aus – die Teilnehmer haben viel auf sich genommen, um nach Deutschland zu kommen. Wagner weiß durch die intensive gemeinsame Arbeit: „Viele stehen jetzt unter dem Druck zu arbeiten, um ihre Familie in der Heimat zu unterstützen.“
Ein Teilnehmer bringt in das Stück ein Gedicht ein, das er vor drei Jahren in Jarmuk geschrieben hat. Es behandelt den Verlust von Freunden, die gestorben sind. „Wir verzichten bewusst auf Untertitel“, sagt Wagner, „schließlich geht es den Geflüchteten in Deutschland auch so, dass sie vieles nicht verstehen. Die Zuschauer erhalten allerdings eine kurze Orientierung, worum es geht. Das Stück auf Deutsch aufzuführen, wäre nicht authentisch.“
„Das Wort Flüchtling sollte im Titel keinesfalls vorkommen“, führt Wagner weiter aus. Ziel sei es dagegen gewesen, das Stück in Bochum, dem neuen Zuhause der Teilnehmer, zu verorten. So ist man auf der ehemaligen Zechenanlage auf „Grubengold“ gekommen. Kohle wird in Bochum schon lange nicht mehr gefördert. Heute sind die Menschen das „Grubengold“ - die, die schon immer hier leben. Und natürlich die, die neu dazukommen. Mit einigen von ihnen soll das Theaterprojekt fortgeführt werden. Dramaturg Frank Weiß verrät: „Es gibt genug Anfragen für die nächste Runde.“
Flankiert wird „Grubengold“ durch einen Blog, der bereits online ist. „Er soll die Öffentlichkeit in das Projekt einbinden, Kontakt nach außen schaffen“, erklärt Wagner. Nicht nur bei alteingesessenen Bochumern ist das Interesse an „Grubengold“ groß. „Unser Freundeskreis stellt kostenlose Karten für Flüchtlinge zur Verfügung“, sagt Intendantin Romy Schmidt. Eine Anmeldung ist im Theater unbürokratisch über das Telefon möglich.
Wenn von „Grubengold“ die Rede ist, denken viele natürlich sofort an Herbert Grönemeyers „Bochum“-Hymne. Die haben die Teilnehmer bereits kennengelernt. „Sandy aus Damaskus hat ganz einfach Passagen aus dem deutschen Originaltext angestimmt“, schmunzelt Wagner. Ja, so ist das tief im Westen...

Info
Seine Premiere erlebt „Grubengold“ am Prinzregenttheater, Prinz-Regent-Straße 50-60, am Freitag, 1. April, um 19.30 Uhr.
Gleich am Samstag, 2. April, ist um 19.30 Uhr erneut Gelegenheit, das Stück zu sehen.
Auch am Samstag, 9. April, gibt es eine Aufführung, ebenso am Sonntag, 10. April. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.
Das Prinzregenttheater ist unter Tel.: 771117 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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