Wie die beliebten Kindershows im Planetarium entstehen

Grafikerin Meike Weisner arbeitet bereits an den neuen Kindershows, die im Jahr 2017 ihre Premiere erleben sollen.
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„Um ein Planetariumsprogramm für Kinder zu entwickeln, ist ein hoher Grad an Spezialisierung erforderlich“, schildert die Bochumer Planetariumsleiterin, Prof. Susanne Hüttemeister, ihre Erfahrungen. Grafikerin Meike Weisner, die auch die Geschichten schreibt, und Renate Heinrichs, die sich um die Texte der Shows kümmert und für die wissenschaftliche Richtigkeit der Inhalte Sorge trägt, brauchen außerdem „Frustrationstoleranz, Kreativität, Begabung und Ausdauer“, so Hüttemeister.

„Unsere Programme werden zwar anders produziert als Animationsfilme“, erklärt Hüttemeister, „aber wir nutzen ähnliche Instrumente. Allerdings arbeiten wir mit viel weniger Personal. Von der ersten Idee über die Erstellung des Textes und der Zeichnungen bis zur Animation können dabei durchaus drei Jahre vergehen.“ - Meike Weisner beschreibt ihre Arbeit als Grafikerin genauer: „Einige Figuren werden gezeichnet, andere gebaut und animiert.“
„Danach gilt es, das Programm kuppeltauglich in Bewegung zu setzen“, verweist Hüttemeister auf eine Besonderheit der Arbeit für das Planetarium, das mit der Full-Dome-Technik ausgestattet ist. Das bedeutet: Die Projektion erfolgt auf die halbkugelförmige Kuppel; das Bild hat eine 360-Grad-Ausdehnung und umgibt den Betrachter – ein ganz besonderes Erlebnis also. Meike Weisner erklärt: „Da wir Pseudo-3-D-Effekte erzeugen können, bleiben die Kinder bei der Stange. Das Geschehen wirbelt um einen herum und man sitzt mittendrin. Daran haben die Kinder großen Spaß.“ Bei aller Faszination, die von der Technik ausgeht, ist es Planetariumschefin Hüttemeister jedoch wichtig, die Programme nicht mit visuellen Effekten zu überfrachten. „Die Inhalte sollen in Erinnerung bleiben“, ist sie ganz Wissenschaftlerin.

"Fritz Fliege im Weltall"

Neben kindgerechter Wissensvermittlung geht es auch um unterhaltsame Geschichten. Zurzeit wird emsig an „Fritz Fliege im Weltall“, einem Märchen für Vorschulkinder, gearbeitet. „Die Kinder“, verrät Meike Weisner schon jetzt, „werden zum Mitmachen aufgefordert. Mit einer Rakete aus Pusteblumen reisen die Figuren zum Mars und erkunden Sternbilder und Planeten. Das Ganze geht natürlich gut aus.“ - Voraussichtlich bis 2017 müssen sich die Fans noch gedulden; dann stürmt „Fritz Fliege“ die Planetariumskuppel.
Die meisten Kindershows zielen dagegen auf Grundschüler. Meike Weisner hat mit Lehrern so ihre Erfahrungen: „Die meisten sind zunächst skeptisch, weil ihnen unsere Ankündigungstexte zu sehr nach reiner Unterhaltung klingen. Dann lassen sie sich aber fast immer überzeugen.“ - Susanne Hüttemeister stellt eine neue Show für Grundschüler vor, die ebenfalls 2017 starten soll: „Der Arbeitstitel lautet 'Klimaprogramm'. Das klingt trocken, wird aber unterhaltsam herübergebracht. In der Rahmengeschichte erkunden marsianische Forscher das Weltall. Es geht um den Schutz der Erde. Neben ganzen Grundschulklassen wollen wir auch Familien erreichen, die das Planetarium meist am Wochenende besuchen.“

Kindgerechte Wissensvermittlung

Auch Themen wie Wetter und Klima werden liebevoll und kindgerecht aufbereitet. Auf Renate Heinrichs' Computerbildschirm tummelt sich ein drolliger Frosch. „Das ist unser Froschometer“, verrät die ausgebildete Paläontologin. „Es kann das Wetter vorhersagen“, ergänzt sie, „funktioniert aber auf anderen Monden und Planeten nicht, weil es dort zu heiß ist. Die Frösche leiden unter diesen Bedingungen.“ - Gerade das ist für Hüttemeister die besondere Stärke ihrer beiden Mitarbeiterinnen: „Der ernste Inhalt wird durch ein witziges Bild vermittelt.“
Aber wie findet man überhaupt geeignete Themen? „Wir fragen uns, was Kinder interessieren könnte“, gibt Weisner Einblick in den Entscheidungsprozess. - Und weiter: „Wir durchforsten die Lehrpläne der Grundschulen. Was es schon gibt, kommt nicht mehr in Frage. Meine Kollegin Renate Heinrichs liebt Dinosaurier. So ist 'Dinos im Weltall' entstanden.“ Susanne Hüttemeister ergänzt: „Wir arbeiten eng zusammen. Ich habe ein Auge auf die astronomische Richtigkeit. Bei der Arbeit zaubern mir die Zeichnungen immer wieder ein Grinsen auf das Gesicht.“

Erfolgreiche Eigenproduktionen

Im Programm an der Castroper Straße finden sich auch beliebte Helden aus Kinderbuch und -musik wie Lars Eisbär und Tabaluga. „Unsere eigenen Produktionen sind aber authentischer“, ist sich Susanne Hüttemeister sicher. Einen überzeugenden Beleg für diese These hat sie auch parat: „Der Erfolg gibt uns recht. Gerade unsere Produktionen für Grundschüler laufen auch in anderen Städten. So ist 'Zeitreise unter Sternen' in Osnabrück zu sehen.“ Das wohl erfolgreichste Angebot für Kinder ist „Abenteuer Planeten“; die Show ist seit nunmehr fünf Jahren in Bochum zu sehen. „Über 100.000 Besucher“, resümiert Hüttemeister, „haben 'Abenteuer Planeten' mittlerweile gesehen.“
Dabei nutzen gar nicht alle Bochumer Grundschulen das Angebot des Planetariums. „Das ist noch eines unserer Ziele, alle Schulen der Stadt zu erreichen“, gibt Hüttemeister die Richtung für die Zukunft vor. Sage und schreibe 85 Prozent der Besucher kommen nicht aus Bochum, sondern aus anderen Ruhrgebietsstädten, dem Sauerland oder vom Niederrhein. Die Planetariumsleiterin kann zufrieden sein: „Wir sind das Planetarium des Ruhrgebiets. Das nächste Großplanetarium gibt es schließlich erst in Münster.“
Mit einer Rekordzahl von 242.000 Besuchern im Jahre 2015 ist das Bochumer Planetarium das zweiterfolgreichste in Deutschland – nach Hamburg. „Da Hamburg in diesem Jahr wegen Umbaus geschlossen ist“, schmunzelt Hüttemeister, „werden wir in diesem Jahr bundesweit an der Spitze liegen.“ - Vor zehn Jahren war dieser immense Erfolg noch nicht unbedingt abzusehen. Hüttemeister zieht Bilanz: „Wir haben unsere Besucherzahlen zwischen 2005 und 2015 verdoppeln können. Eine vergleichbare Entwicklung gab es an anderen Häusern nicht. Ein Grund sind unsere Kinderprogramme. Die sind nämlich so aufwendig, dass das kaum jemand macht. Sie sind eine Bochumer Spezialität.“
Astronomische Programme für Erwachsene sind weniger aufwendig zu produzieren, wie Susanne Hüttemeister erklärt: „Da können wir Simulationssoftware nutzen. Außerdem gibt es in den Erwachsenenprogrammen keine animierten Figuren, die fliegen und sprechen können, und keine Rahmenhandlung. Die Kinderprogramme enthalten viel Musik. Professionelle Synchron-und Radiosprecher, aber auch Schauspieler lesen die Texte ein.“
Die Besucherzahlen des Vorjahres werden 2016 wohl nicht ganz erreicht. Mit den erwarteten 220.000 Besuchern kann das Team um Susanne Hüttemeister dennoch mehr als zufrieden sein. Die hat über das Wetter in den Sommerferien ihre ganz eigene Meinung: „Für uns gab es zu wenig Regen. Da machen die Leute lieber Ausflüge, als ins Planetarium zu gehen. An den beiden echten Regentagen hatten wir dagegen ausverkauftes Haus.“

Termine
Für alle Fans des Planetariums gibt es schon jetzt ein neues Kinderprogramm: "Ein Sternbild für Flappi" richtet sich an Zuschauer ab vier Jahren. Zu folgenden Terminen ist die Show an der Castroper Straße 67 zu sehen: Dienstag, 27. September, 9.30 Uhr; Sonntag, 2. Oktober, 12.15 Uhr; Freitag, 7. Oktober, 11.30 Uhr; Mittwoch, 12. Oktober, 14 Uhr; Sonntag, 16. Oktober, 11 Uhr; Dienstag, 18. Oktober, 11.30 Uhr; Mittwoch, 26. Oktober, 14 Uhr; Sonntag, 30. Oktober, 12.45 Uhr; Montag, 31. Oktober, 16 Uhr.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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