Konflikt mit einem neuen Haustier

Seit gestern habe ich ein Haustier. Nicht, dass ich es darauf angelegt hätte. Es ergab sich so. Sagen wir, eher hatte das Haustier mich gesucht und gefunden als ich das Haustier.
Viele Menschen haben ja Haustiere und neuerdings befinden sich diese wirklich auch im Haus und nicht mehr vor dem Haus oder in gemeinsamen Ställen, Pferchen oder frei herum laufend. Ihre Funktion hat sich im Laufe der Jahre erheblich gewandelt.
Nehmen wir mal den Hund. War er in früheren Zeiten Begleiter auf der Jagd und tat dem Herrn hierbei gute Dienste, oder half beim Hüten der Herden, hatte also seiner Natur entsprechend Arbeit und Aufgabe, so ist er heutzutage eher ein Spielgefährte, Trostgefährte für einsame Stunden und bekommt in der Regel weniger den ihm zustehenden Auslauf, den er als bewegungsaktives Wesen nun mal braucht.
Ähnlich ergeht es allen Kleintieren, die als nette Unterhaltung für die Kinder angeschafft werden, weil sie in der Zoohandlung so lieb und putzig schauen. Eine artgerechte Haltung ist leider, so sehr man sich auch bemühen mag, in Städten und Etagenwohnungen wenig möglich. Auch im Streichelzoo, mutmaße ich, erleben die Tiere enorme Stressreaktionen, wenn sich plötzlich klebrige Kinderhände mit einem „Oh wie süß“ auf sie stürzen.
Natürlich sollte man gerade technisch geschulten Stadtkindern mit ihren Handys, Computern und dem Fernsehen die Natur näherbringen, doch ihnen gleichzeitig die Besonderheiten und Eigenarten eines jeden Lebewesens aufzeigen und in ihnen Respekt und Achtung vor dessen Andersartigkeit und Einmaligkeit entfachen.
Es stellt sich aber immer wieder die Frage: - Ist das Tier für mich da oder werde ich meiner Aufgabe gerecht, für das Tier da zu sein? -
Für mein Haustier allerdings kann ich leider wenig Respekt aufbringen. Es ist lästig. Überall hin verfolgt es mich. Bereite ich mir ein Mahl zu, ist es sicherlich genau dort in der Küche und begutachtet die Speisen, esse ich, sitzt es in unmittelbarer Nähe neben meinem Teller und ich weiß, wie gerne es jetzt darauf säße.
Es kam gestern einfach herein und da ist es nun! Es hat mich in seinem kleinen Köpfchen wohl als großen Gönner ermittelt. Manchmal sehe ich, wie es die Augen rollt, wie ich es niemals könnte. Auf der einen Seite ist es ja ganz nett, ein sich selbst erwähltes Haustier zu haben, auf der anderen Seite…
Heute Morgen ließ es mich nicht in Ruhe. Da es mit mir im Bett schlief, war es sehr früh wach, gerade beim ersten Sonnenstrahl. Und so vernahm ich es auf meinem Kopf, in meinen Ohren und auf meiner Stirn. Wie ich mich auch drehte und wendete, es ließ nicht von mir ab.
Nun ja. Alle Wesen haben ja eine unterschiedliche Zeitvorstellung, weil sie eben auch eine unterschiedliche Lebenszeit besitzen. So denke ich, dieses kleine Wesen, das kaum mehr als einen Windhauch zur Verfügung hat, soll es sich hier bequem machen und ich hindere es nicht in seinem Tun. Es macht was es will, obwohl es auch „musca domestica“ heißt, was eigentlich, könnte man meinen, doch „domestiziert“ heißen könnte. Da ist nichts mit Domestizieren, wenn sie mir am liebsten noch auf dem Mund herumkrabbeln würde, meine „gemeine Hausfliege“…

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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