Weiterführung als Modellstudiengänge verhindert bestmögliche Qualität im Studium

hsg-Präsidentin Prof. Dr. Anne Friedrichs kommentiert Weiterführung der Modellstudiengänge. Foto: hsg/Volker Wiciok
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Die Bundesregierung hat am 17. August 2016 den lange erwarteten Bericht des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zu den Evaluationen der Modellstudiengänge in den Gesundheitsfachberufen angenommen und sich den darin enthaltenen Empfehlungen angeschlossen.

Prof. Dr. Anne Friedrichs, Präsidentin der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum, erklärte am 22. August 2016 zum Kabinettsbeschluss zur akademischen Erstausbildung von Hebammen, Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten:

"Obwohl alle Auswertungen übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen, dass die primärqualifizierenden Studiengänge in der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Hebammenkunde sich bewährt haben und deshalb auf Dauer wünschenswert und machbar sind, zieht das BMG einen völlig unverständlichen Schluss: Die Modellphase soll um weitere zehn Jahre verlängert werden.

International hat sich längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass die zunehmende Komplexität im Gesundheitssystem und der sich verändernde Versorgungsbedarf Kompetenzen erfordern, die nur in einem Hochschulstudium vermittelt werden können.
Wenn nun die Verlängerung der Modellphase in Deutschland tatsächlich wie angekündigt für weitere zehn Jahre umgesetzt wird, ohne dass die in der Evaluation erworbenen Erkenntnisse genutzt werden, um die Qualität der Studiengänge weiter zu verbessern, ist das ein nicht hinnehmbarer Schaden nicht nur für die Hochschulen und ihre Studierenden, sondern für das Gesundheitsversorgungssystems insgesamt.

Mit einer Verlängerung der Modellklauseln, zumal um zehn Jahre, wäre eine Chance vertan, die Studiengänge in den Regelbetrieb der Hochschulen zu überführen und die ohnehin dringend reformbedürftigen Berufsgesetze an die hochschulische Ausbildung anzupassen. Die Hochschulen wären gezwungen, in einem Schwebezustand zu verharren und das Studium auf viele Jahre weiterhin mit den zum Teil sehr hinderlichen und qualitätsmindernden Einschränkungen durch die bestehenden Berufsgesetze durchzuführen.

Wenn es vom Bundesgesundheitsministerium für unrealistisch gehalten wird, die für die Einführung von Regelstudiengängen notwendige umfassende Reform der Berufsgesetze zeitlich bis zum Auslaufen der Modellklauseln Ende 2017 zu realisieren, sollte es zumindest einen konkreten Zeitplan geben, in dem die notwenigen Anpassungen in den Berufsgesetzen zeitnah vorgenommen werden. Die vorliegenden Evaluationen enthalten dazu konkrete Vorschläge, die auch im Bericht des BMG aufgeführt sind.

Die Entscheidung über die Zukunft der hochschulischen Qualifikationen im Gesundheitswesen wird vom Parlament getroffen. Daher besteht die Hoffnung und Erwartung, dass die Bundestagsabgeordneten, insbesondere im Gesundheitsausschuss, die positiven Evaluationsergebnisse zum Anlass nehmen, die Modellklauseln abzuschaffen, statt sie zu verlängern, und endlich die Einführung regulärer Studiengänge zu ermöglichen."

Autor:

Laura Moersdorf aus Bochum

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