Opel: Wenn ein Werk stirbt

Als das letzte Produktionsband am 5. Dezember 2014 stehenblieb, blieben diese Zafira-Rohkarossen zurück. Sie sind mittlerweile verschrottet, ohne jemals eine Straße gesehen zu haben.
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  • Als das letzte Produktionsband am 5. Dezember 2014 stehenblieb, blieben diese Zafira-Rohkarossen zurück. Sie sind mittlerweile verschrottet, ohne jemals eine Straße gesehen zu haben.
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Wenn ein Werk stirbt, eröffnen sich im Innern temporäre Anblicke, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit dauerhaft in Erinnerung bleiben.

Der Anblick bleibt meist verborgen. Zutritt haben nur wenige. Jenen Menschen mit Zutrittsberechtigung ist es ausdrücklich verboten, Fotos zu machen. Insofern sind die Bilder aus dem sich im Abriss befindlichen Opel Werk I in Laer nicht alltäglich.
Der Zeitpunkt, zu dem diese Bilder entstanden sind, liegt bereits einige Monate zurück. Daher ist der Abbruch mittlerweile deutlich weiter vorangeschritten, als hier zu sehen.
Die Adam Opel AG hat das Gelände zum 1. Juli an die Perspektive Bochum 2022 übergeben, die Lackiererei hätte zu diesem Zeitpunkt restlos verschwunden sein sollen. Der Rückbau dieses Teils der im Dezember 2014 geschlossenen Produktionsstätte verzögerte sich allerdings. Noch immer wird hier „zurückgebaut“.

Abbruch auf breiter Basis ab August

Ab August werden die Abbrucharbeiten dann durch die „Bochum Perspektive 2022“ auf breiter Basis fortgesetzt. Dann fallen die mittlerweile entkernten Hallen zwischen Verwaltungsgebäude und Werksbahnhof.
Hier, wo endmontiert wurde. Auch die Berufsausbildung fand laut noch vorhandener Beschilderung hinter einer der Fassaden statt. Auffahrrampen und Werksgleise sind tot, rege war der Verkehr, als Karosserieteile und Neuwagen darüber hinwegrollten.
In der Dunkelheit der Verladehalle verlieren sich Schienen und Asphaltweg, hier wurde „Opel, der Zuverlässige“ – ein alter Werbeslogan – auf den Bahnanhänger gefahren. Start einer Reise, hin zum stolzen Besitzer. Brückenschläge von Halle zu Halle. Mal Transporteinrichtungen beherbergend, mal schlicht Übergänge oder Arbeitsräume aufnehmend – alles wird verschwinden.

Zehnmal so groß wie die Jahrhunderthalle

Was (zunächst) bleibt, sind das Verwaltungsgebäude und die Halle D3. Diese ist zwölfmal so groß wie die Jahrhunderthalle, beherbergte das Presswerk. Die Pressen wurden teilweise demontiert und verkauft. Teilweise demontiert und verschrottet. Sie hinterließen metertiefe Spuren im Boden, so gewaltig bauen Anlagen dieser Größenordnung nach unten. Ausgebaute Presswerkzeuge sind laut Beschriftung zur vorübergehenden Einlagerung vorgesehen.
Ein Stück weiter stehen Armeen von Gabelstablern und Schweißrobotern. Sie wurden noch nicht „ausgelistet“, werden für andere Opel-Standorte vorgehalten.
Wenig bleibt, wie es war. Das zum Werksbahnhof hin abfallende Gelände wird nach der Opel-Beseitigung um sieben Meter aufgeschüttet. Es heißt, das Logistikunternehmen DHL habe das gewünscht, da es hier ab 2016 bauen will.

Für Gleise hat DHL keine Verwendung

Schluss für den Gleisanschluss, kein Zug könnte diese Höhendifferenz auf derart kurzer Strecke überwinden. Egal, DHL will sowieso keine Züge. Es gibt künftig mehr Lkw-Verkehr.

Alles zurück auf Anfang!

Der letzte Bochumer trägt „Inschriften“

Überführung der letzten Opel-Lok - die Reportage

Marc Keiterling - Freiberuflicher Journalist

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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