Stadtspiegel-Leser erkunden das Deutsche Bergbau-Museum bei Nacht

Die Arbeit am Presslufthammer konnte während der Nachtführung nachempfunden werden. | Foto: Molatta
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Eine nicht alltägliche Tour machten 16 Stadtspiegel-Leser durch das Deutsche Bergbau-Museum. Die Besonderheit: Alle Lichter des Museums wurden abgeschaltet. Es herrschte Finsternis und man erlebte, wie die Arbeit im Schacht früher tatsächlich war.

Mit Helm und Lampe
Auf den Stufen vor dem Eingang empfängt Dr. Siegfried Müller die 16 Gewinner der Stadtspiegel-Verlosung einer Nachtführung durch das Anschauungsbergwerk. „Nacht heißt bei uns nicht, dass es tatsächlich Nacht sein muss, sondern nur, dass wir alle Museumslichter ausschalten, dann ist es unter Tage immer Nacht“, erklärt der stellvertretende Museumsleiter. Aus diesem Grund dürfen sich alle Bergbauinteressierten hinter den Kulissen des Bergbau-Museums einen Helm und eine Lampe greifen. Nachdem jeder seine Ausrüstung gefunden hat, geht es durch eine schwere Metalltür ab in die Dunkelheit und Kühle. „Wir fahren heute zu Fuß ein. Bergleute laufen nicht, sie fahren zu Fuß“, erklärt Siegfried Müller den Bergmanns-Jargon.

17 Meter unter Tage

Wir schreiten im Gänsemarsch die Treppe hinab, nur langsam gewöhnen sich die Augen an den Schein der Stirnlampe, die eher die Beine des Vordermanns ausleuchtet als dass sie den eigenen Schritten Sicherheit gibt. Mit den circa 17 Höhenmetern, die wir absteigen, sinkt auch die Temperatur, die Luft wird feuchter, es riecht modrig. Am ersten Sammelpunkt bittet der Bergwerkexperte darum, kurz alle Lampen auszuschalten. Es ist stockfinster. Die ersten Räume, die wir besichtigen, sind heute Lagerräume des Museums und stammen aus der ersten Zeit des Bergbaumuseums. Dieses wurde 1930 gegründet und wuchs bis heute zum weltweit größten Bergbau-Museum heran. Während des zweiten Weltkriegs diente das Museum als Luftschutzbunker. „Es gab hier, wo wir stehen, sogar ein Hebammenzimmer. Wir gehen davon aus, dass hier unten Kinder geboren wurden. Aber bisher hat sich noch niemand bei uns gemeldet“, schildert Müller.

Fahrt im Seilfahtsimulator
Dann geht es in die Schächte. Im schwachen Lichtschein durchlaufen wir die Bergbaugeschichte von Jahr 1930 bis 2000. Die Maschinen werden dabei von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer größer. Höhepunkt der Führung ist die Fahrt im Seilfahrtsimulator. Pro 100 Meter in die Tiefe, steigt die Temperatur um drei Grad Celsius. Wir steigen in 1 200 Meter Tiefe und bei 30 Grad Wärme aus. „Da sind wir doch froh, wenn wir gleich wieder im klimatisierten Schacht sind“, kommentiert Siegfried Müller.

Zum Schluss gibt es Schnapps
Die Tour endet auf bergmännische Weise in der Steigerstube bei belegten Brötchen und Gesprächen. „Die Nachtführung war noch eindrucksvoller als erwartet und wurde mit so viel Liebe durchgeführt“, äußert sich Rob Hendriksen erfreut. Er ist vor vier Jahren nach Bochum gezogen und hat es bisher noch nicht ins Bergbau-Museum geschafft. „Aber noch mal werde ich keine vier Jahre verstreichen lassen.“ Auch die neunjährige Helena Bönker war von der Tour begeistert. Sie kommt, seitdem sie laufen kann, einmal pro Jahr mit ihrem Vater hierher. Trotz dessen habe sie bei ihrer ersten Nachtführung noch viel Neues entdeckt, schildert sie.
Für den Schlussakkord der Nachtführung verteilt Siegfried Müller eine Runde Schnaps an die 16 „Bergleute“. Die Gläser dürfen aber erst gehoben werden, nachdem gemeinsam der letzte Vers des Steigerlieds gesungen war, indem es bekanntlich heißt: „Und saufen Schnaps.“

Autor:

Harald Gerhäußer aus Bochum

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