1. Mai in Bochum: zwischen Maischützenfest, DGB-Kundgebung und Demonstrationen

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Die Bandbreite der Bilder, die sich am 1. Mai Besuchern der Bochumer City darboten, hinterließ zwiespältige Gefühle. Munteres, friedliches, festliches Treiben beim Kindertag der Maischützen, mitunter wenig "Zeit für Solidarität" mit den Rednern der Maikundgebung, ein Häuflein rechtsradikaler Irrläufer, martialische wirkende Polizeigewalt und aufgeputschte Demonstranten, denen es wohl mehr um Ausschreitungen als das Verhindern des Naziaufmarsches ging.

Die Maischützen hatten in diesem Jahr wahrlich wenig Glück mit dem Wetter. Das Brauchtumsfest, das sich in den letzten Jahren neu erfunden und sich zurück in ein echtes Volksfest mit vier Tagen buntem Programm in der Bochumer Innenstadt verwandelt hat, hatte anscheinend keinen guten Draht zu Petrus. Nass, kalt, ungemütlich - da blieben die Besucher trotz unterhaltsamen Bühnenprogramms und Mittelaltermarkt eher zu Hause.
Dauerregen auch beim Ausmarsch nach Harpen am Samstag, erst am Nachmittag wurden Wetter und Stimmung besser. Richtig sonnig wurde es erst am Abschlusstag, den die Maiabendgesellschaft als Kindertag deklarierte. Gemeinsam mit der Initiative „Mach mit! Im Ehrenamt für Kinder und Jugendliche“ gestalteten Schülerinnen und Schüler das Programm. Dass links und rechts Kundgebungen und Demos das Stadtbild beherrschten, störte einzig die Waldschule, die ihren Auftritt mit dem Kinderchor an diesem Tag absagte. Ansonsten gehörte die Bühne den Kindern und Jugendlichen.
Bei der traditionellen Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes mussten sich Hauptredner Andreas Meyer-Lauber (DGB NRW) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch gegen lautstark skandierte Parolen und Pfiffe durchsetzen. Von der geforderten "Zeit für Solidarität" war bei den "Störern" nicht allzuviel zu spüren.
Einigkeit herrschte im Anschluss allerdings bei den rund 2000 friedlichen Demonstranten, die dem Aufruf des "Bochumer Bündnisses gegen Rechts" gefolgt waren, um den geplanten Aufmarsch der NPD zu verhindern. "Verhindern konnten wir den Aufmarsch nicht, aber erheblich lautstark mit weit über 2000 Menschen deutlich machen, dass wir die NPD in unserer Stadt nicht wollen. Das war schon ein gutes Gefühl, ein Teil dieser großen solidarischen Gegenbewegung zu sein", erklärte NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke.
Kein Verständnis hatte sie für die 500 gewaltbereiten Demonstranten, die sich vor allem am Hauptbahnhof gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Die Polizei setzte Reizgas ein, kesselte die Demonstranten ein und nahm insgesamt 306 Störer vorübergehend in Gewahrsam. Dazu Carina Gödecke: "Warum man sich bei einer Demo gegen die Nazis in unserer Stadt ausgerechnet die Polizei als Gegner aussuchen muss, verstehe ich überhaupt nicht. Wer Steine und Flaschen wirft, wer Pyro zündet und offensichtlich auch Rauchtöpfe schmeißt, dem geht es doch nicht darum Nazis aus der Stadt zu halten. Oder? Mit diesem Teil der Demo haben ganz viele Menschen nichts zu tun und wollen auch nichts damit zu tun haben. Randale gegen die Polizei geht überhaupt nicht. Lautstark gegen Nazis zu sein, darum geht es doch."
Auch die Bochumer FDP verurteilte die Ausschreitungen: "Die demokratischen Kräfte in Bochum haben wieder einmal eindrucksvoll gezeigt: Wir sind Bochum, Nazis sind es nicht", erklärte der stellvertretende Vorsitzende Felix Haltt, "leider gab es aber auch Demonstranten, die alles andere als friedlich unterwegs waren. Wer Polizisten angreift, mit Gegenständen bewirft oder Rauchbomben zündet, zeigt selber, wes Geistes Kind er ist. In einer Demokratie ist Gewalt niemals ein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung. Egal, aus welcher Richtung sie kommt. Mit gewaltsamen Aktionen konterkariert man das eindrucksvolle Signal, das die Bürgerschaft friedlich gesetzt hat."

Das Statement der FDP zu den Ausschreitungen finden Sie unter FDP Bochum.

Die Aussagen von Carina Gödeke finden Sie in ihrem Wochenbericht.

Bürgerreporter Karl-Heinz Lehnertz hatFotos von der DGB-Kundgebung in den lokalkompass eingestellt.

Einen Beitrag mit Fotos zu den Ausschreitungen von LK-Bürgerreporterin Gudrun Wirbitzky finden sie hier.

Weitere Bilder zum Maiabendfest hat auch LK-Bürgerreporter Gerhard Szymny fotografiert.

Die angefügten Fotos vom Maiabendfest sind alle von unserem Fotografen Andreas Molatta.

Autor:

Andrea Schröder aus Bochum

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