Bereits Altlasten sind eine tickende Zeitbombe

Auf der gestrigen Montagskundgebung ging es um das Thema Umwelt. Anlässlich des Umwelttages am 5.6. gab es eine interessante Diskussion. "Die Zerstörung der Umwelt geht unvermindert weiter, sei es durch Atomkraft, Fracking oder Vergiften von Böden und Luft durch Profit orientierte und umweltfeindliche Produktionsweisen. Dazu gehört auch die tierquälerische Massentierhaltung und damit verbunden die Verseuchung von Grundwasser durch das Ausbringen von Unmengen an Gülle auf die Felder", leitete einer der Moderatoren die Debatte ein.

"Obwohl die Nutzung der Atomkraft nicht beherrschbar ist, planen mehrere Staaten neue Kernkraftwerke. Tschechien will vier neue Atommeiler bauen und auch in England ist ein großes AKW geplant. Reichen die Katastrophen von Fukushima und Tschernobyl nicht aus?" ereiferte sich ein Redner. "Den internationalen Energiemonopolen geht es nicht um die Umwelt, obwohl die Gefahren der Kernkraft bekannt sind. Nach dem Motto 'Nach mir die Sintflut' zählen nur die Profite. Dabei haben wir längst Alternativen zum Atomstrom wie die erneuerbaren Energien".

"Das Unternehmen RWE klagt jetzt über gravierende Verluste wegen des Atomausstiegs in Deutschland. Dieser Konzern hat sich jedoch bewusst in diese "Abwärtsspirale gebracht", in dem er mitgewirkt hat, den Atomausstieg in Deutschland immer weiter hinauszuzögern und nicht in die erneuerbaren Energien investiert hat. Die roten Zahlen, die jetzt angeblich RWE schreibt, sind wenig glaubwürdig, da dieses Unternehmen riesige Gewinne durch den Atomstrom gemacht hat. Außerdem ist RWE auch an profitablen Windkraft-Parks in der Nordsee beteiligt. Diese Manager gehören nach meiner Meinung ins Gefängnis", erklärte ein weiterer Redner.

"In Garzweiler soll ein neues Braunkohlefeld im Tagebau erschlossen werden. Der Betreiber droht mit der Vernichtung von vielen Arbeitsplätzen, wenn keine Braunkohle mehr abgebaut werden darf", berichtete eine Rednerin. "Durch den Tagebau müssen mehrere Dörfer weichen, Menschen, die dort jahrelang lebten, werden einfach vertrieben. Das geplante Abbaufeld ist so riesig, dass man sogar mit dem Auto einige Zeit braucht, um es zu umfahren. Dabei ist Braunkohle der umweltfeindlichste Brennstoff, auch wenn die Braunkohlelobby versichert, die modernste Technik in ihrem Kraftwerken einzusetzen. Gegen Garzweiler II kämpfen nach wie vor mehrere Bürgerinitiativen".

"Im Gegensatz zur Braunkohle wird die Steinkohleförderung aufgegeben. Dabei verlieren ebenfalls viele Bergleute ihren Job. Die wenigen Zechen könnten jedoch erhalten werden, wenn die Steinkohle als Rohstoff für Produkte und nicht zur Verfeuerung verwandt wird", hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

"Neben der aktuellen Umweltverpestung kommt das Problem der Altlasten. Als ehemaliger Mitarbeiter im Opel Werk I Bochum kann ich bestätigen, dass viele Schadstoffe wie Öl usw. durch den Fußbodenbeton ins Erdreich gesickert sind. Zur Zeit wird die ehemalige Lackiererei abgerissen. Nach Angabe von Opel sind keine Altlasten festzustellen. Eine unabhängige Kontrolle bzw. ein unabhängiges Gutachten über Umweltschäden liegen nicht vor. Der Konzern will die Kosten für die Altlastensanierung auf die Stadt Bochum bzw. die Entwicklungsgesellschaft abwälzen. Dagegen müssen sich alle Bürger wehren!", sagte er.

"So wie bei Opel gibt es weltweit unzählige Altlasten, die wie eine tickende Zeitbombe wirken. Seien es U-Boote mit nuklearen Sprengköpfen, die in der sibirischen See versenkt wurden oder großflächige Verseuchungen von Böden und Trinkwasser in Russland, China, Korea und vielen anderen Staaten, die jetzigen korrupten Regierungen dieser Staaten sind nicht daran interessiert, diese Altlasten zu beseitigen. Norilsk in Sibirien gilt z.B. als einer der dreckigsten 10 Orte in der Welt. Schon zu Zeiten der Sowjetunion wurde dort durch Nickelproduktion der Boden und die Luft hochgradig verseucht. Heute darf diese Großstadt durch Ausländer nur mit besonderer Genehmigung der Stadtverwaltung und des Nickelkombinats betreten werden", lautete eine Wortmeldung.

"Doch weltweit engagieren sich Initiativen für die Rettung der Umwelt. Wichtig ist, dass sich diese Bewegungen vernetzen und die Ursache der Umweltzerstörung kennen: die weltweiten Monopole, die auch die Politik bestimmen. Nur ein Umdenken kann die Umwelt vor der Profitgier retten. Der Kapitalismus muss weltweit bekämpft werden und durch eine andere Gesellschaftsform ersetzt werden, wo es um die Interessen der Menschen und Natur geht und nicht um die Profitgier weniger Konzerne", lautete eine Wortmeldung.

"Es gibt auch positive Nachrichten", berichtete einer der Moderatoren, "der Trend zu Bio-Produkten nimmt immer mehr zu. Viele lehnen die Massentierhaltung oder gentechnisch veränderte Pflanzen ab. Viele junge Leute würden Bio-Bauer werden, doch es scheitert häufig an der Finanzierung. Trotzdem wächst die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit artgerechter Tierhaltung".

Weitere Themen waren der G 7 -Gipfel, der Kita-Streik und die Aufbauarbeit in Kobane/Syrien. "Garmisch-Partenkirchen verwandelt sich in eine Festung. Dafür werden locker einige Millionen Euro ausgegeben. Gegendemonstrationen sollen wie bisher bei solchen Treffen verboten werden, doch die Veranstalter klagen dagegen. Diese Abschottung beweist die Angst der Herrschenden vor der Bevölkerung und ist unter diesem Aspekt sogar ein Erfolg", erklärte ein Redner.

Ein Delegierter der IG-Metall verlas eine Solidaritätserklärung an die streikenden Erzieherinnen. Diese Erklärung wurde auf der Delegiertenversammlung der IG Metall am 27.05.15 beschlossen.

Eine Rednerin wies auf die Aufbauhilfe für die von den IS-Faschisten befreite Stadt Kobane in der Provinz Rojava/Syrien hin. "Dazu wird um ein Korridor für die Hilfslieferungen zwischen der Türkei und Kobane gekämpft. Die Türkei versucht bisher, diesen Zugang zu verhindern. Es hat zahlreiche Petitionen für die Einrichtung dieses Korridors gegeben. Am kommenden Samstag, 06.06.15, findet ab 14.00 Uhr ein großes Solidaritätsfest für die Befreiung von Kobane und die Forderung nach dem Korridor für Hilfslieferungen in Gelsenkirchen, Horster Mitte statt. Dort können sich auch Leute melden, die nach Kobane reisen und dort beim Aufbau helfen möchten. Zu diesem Fest sind alle herzlich eingeladen".

Zur Zeit ist eine Verfassungsbeschwerde gegen die Sanktionspraxis durch die Hartz-Gesetze anhängig. Ein Bezieher des ALG II hat vor dem Sozialgericht in Gotha gegen Sanktionen des Jobcenters geklagt und das Gericht hat das Verfahren dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vorgelegt. Dieses Thema sowie die Nachbetrachtung des Solifestes in Gelsenkirchen stehen am nächsten Montag auf der Agenda.

Passend dazu war die bekannte Abschlusshymne "Eins kann uns keiner nehmen, und das ist um unser Recht zu kämpfen", womit die Kundgebung endete.

Der Moderator
Ulrich Achenbach

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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