Bochumer Seilbahnnetz soll zum ÖPNV-Bedarfsplan angemeldet werden

Seilbahnkabine Koblenz | Foto: onnola (https://www.flickr.com/photos/30845644@N04/)
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Das NRW-Verkehrsministerium möchte wissen, wo im Land sollte der öffentliche Nahverkehr am besten wie ausgebaut werden. Die Städte wurden daher aufgefordert beim Land die Maßnahmen anzumelden, deren Umsetzung sie in ihrem Stadtgebiet für sinnvoll bzw. erforderlich halten.

Bisher hat die Stadt Bochum neben einigen Maßnahmen zur Verbesserung bei der Straßenbahnlinie 308/18 folgende 5 Maßnahmen angemeldet (im Plan pink dargestellt):

(1) Verlängerung der Straßenbahnlinie 306 vom Hbf. bis Ruhrpark (60 Mio.)
(2) Verlängerung der Straßenbahnlinie 302 auf das ehemalige Opel-Werk I (12 Mio.)
(3) Verlängerung der U 35 von der Hustadt bis zur Unterstraße (60 Mio.)
(4) Verlängerung der U 35 von der Hustadt bis zur Hochschule Bochum (34 Mio.)
(5) Erweiterung des Betriebshofs Riemke für zusätzliche Stadtbahn-Fahrzeuge (20 Mio.)

Bei Umsetzung aller genannter Maßnahmen fallen damit insgesamt Kosten in Höhe von 186 Mio. an. Zu diesen Kosten ließe sich auch das von den STADTGESTALTERN vorgeschlagene Seilbahnnetz realisieren.

Mit dem Seilbahnnetz (im Plan rot dargestellt) ließen sich allerdings weitere positive Effekte realisieren, die deutlich über die Effekte hinausgingen, die aus den von der Verwalltung angemeldeten Maßnahmen resultieren würden: So könnte mit der Seilbahn eine schnelle Anbindung der Opelflächen an RUB und Hochschule, eine Anbindung der Hustadt, des Ostparks und des Ortskerns von Langendreer gleich mit verwirklicht werden. Zudem kann mit dem Seilbahnnetz eine schnelle Ost-Verbindung RUB-Innenstadt erreicht werden, die das aktuelle Problem der Überlastung der U35 lösen würde.

Beim Seilbahnbau könnte auf teure Tunnel- und Brückenbauten verzichtet werden, die besonders hohe Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten für die Stadt nach sich ziehen. Auch dauert der Bau von Seilbahnstrecken nicht 3-5 Jahre, sondern regelmäßig nur rund 12 Monate und behindert den laufenden Verkehr nicht. Eine Erhöhung der Attraktivität der Stadt, insbesondere der Innenstadt und eine bedeutsame Zunahme der Nahverkehrsnutzer kann durch die von der Verwaltung bisher vorgeschlagenen Maßnahmen kaum erreicht werden. Das sollte durch das vorgeschlagene Seilbahnnetz möglich sein, das den ganzen Bochumer Osten und Südosten neu erschließt.

Ostanbindung RUB/ Hochschule

Die Vorteile der Seilbahn werden besonders deutlich an einem Vergleich zur geplanten Verlängerung der U35 von der RUB bis zur Unterstraße (Langendreer, Umsteigepunkt zur Straßenbahnlinie 302) und dem geplanten U35-Abzweig zur Hochschule Bochum (Maßnahmen 3, 4 und 5, siehe Planausschnitt). Allein diese Maßnahmen werden nach den vorliegenden Schätzungen 114 Mio. Euro kosten: 60 Mio. kostet die Verlängerung zur Unterstraße, 34 Mio. die Schleife zur Hochschule und 20 Mio. die für beide Maßnahmen erforderliche Erweiterung des Betriebshofes, aufgrund der zusätzlich erforderlichen Stadtbahnzüge.

Die Seilbahn bis Unterstraße schlüge bei gleicher Strecke nur mit rund 60 Mio. zu Buche, hat allerdings gegenüber dem Stadtbahnanschluss neben den bedeutend geringeren Baukosten zahlreiche Vorteile:

- Auch die RUB erhielte eine zentrale Haltestelle am Forum vor dem Audimax. Die 4 Minuten Fußweg zur U35-Haltestelle entfielen.
- Die Hochschule erhielte vor dem Gebäudekomplex eine zentrale Haltestelle, die auch für die Beschäftigten des Technologiequartiers besser zu erreichen wäre als die geplante U35-Haltestelle hinter dem Gebäudekomplex.
- Von der Hochschule könnte man ebenfalls ohne Umsteigen Richtung Langendreer fahren.
- Auch die Hustadt, in der viele Studenten wohnen, könnte eine Haltestelle erhalten, die darüber hinaus den Stadtteil weiter attraktiviert.
- Die Linie könnte in das Zentrum von Langendreer zum Volkspark und bis zur S-Bahn-Haltestelle Langendreer verlängert werden.
- Statt im 10-Minuten-Takt verkehrt die Seilbahn im deutlich umsteigefreundlicheren (Halb-)Minuten-Takt.
- Auf der Universitätsstraße müssen für den Fahrweg keine Brücken saniert oder neu gebaut werden. Der Platz für den Straßenbahnfahrweg könnte stattdessen für einen Radstreifen genutzt werden.

Die geplanten Stadbahnbaumaßnahmen haben somit keinerlei Vorteile gegenüber der Seilbahnlösung, sind allerdings fast doppelt so teuer. Auch Betrieb und Wartung sind bei einer Seilbahn erheblich billiger als bei der Stadtbahn.

Verbindung Ruhrpark/ Harpen - Innenstadt

Änliches gilt für die Erschließung des Ruhrparks durch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 306 (Maßnahme 1 im Plan). Bei einer Straßenbahnanbindung würde ein weiterer Tunnel zur Unterführung der A40 erforderlich und am Ruhrpark eine aufwendige Haltestelle in offener Bauweise, aber in Tieflage. Trotzdem würde der Weg vom Ruhrpark in die Stadt mit der Straßenbahn noch rund 16 Minuten dauern, mit der Seilbahn wären es nur rund 10 Minuten.

Immerhin würde die Straßenbahn auch in Harpen zwei Haltestellen erhalten und damit diesen Ortsteil besser erschließen. Dies wäre aber mit einer kurzen Verlängerung der Seilbahn ebenfalls möglich. Der Harpener Hellweg müsste dazu nicht mit zusätzlichen Gleisen belastet werden. Käme die Seilbahn, könnte zudem auf den 368 Bus von Ruhrpark bis Innenstadt verzichtet werden und dafür die 336-Linie, von Harpen aus über die bisherige Strecke des 368er geführt werden (Linienplan). Auch so ließe sich die Fahrtzeit vom Stadtteilzentrum Harpen in die Innenstadt um 7 Minuten verkürzen.

2005 hat man für die dargestellte Straßenbahnanbindung bereits Kosten in Höhe von 45 Mio. prognostiziert, daher dürfte heute eine Schätzung von mindestens 60 Mio. realistisch sein. Eine Seilbahnanbindung Ruhrpark-Innenstadt dürfte somit deutlich kostengünstiger sein. Betrieb und Wartung der Seilbahn sind auch hier erheblich kostengünstiger, denn die Instandhaltung eines Tunnels würde entfallen.

Anbindung ehemalige Opelflächen

Für 12 Mio. will die Stadt das ehemalige Opelgelände zudem an die Straßenbahnlinie 302 anschließen (Maßnahme 2 im Plan). Ein stolzer Preis für nur 800m neue Strecke. Eine direkte, schnelle Anbindung des Geländes an RUB und Hochschule, um wissensbasierte Unternehmen für den Standort zu gewinnen, gelingt dadurch jedoch nicht. Dies ist nur durch die Seilbahn möglich, die ebenfalls noch den Norden von Altenbochum, den neuen Ostpark, die Evangelische Hochschule und den Kemnader See komfortabel und schnell an das öffentliche Nahverkehrsnetz anbinden könnte.

Seilbahn – Deutlich mehr Nutzen fürs Geld

Im Ergebnis ist das Seilbahnnetz (Plan) den von der Verwaltung vorgeschlagenen Maßnahmen in nahezu allen Belangen deutlich überlegen (siehe Gesamtvergleich). Entsprechend ergaben die Gespräche mit dem im Cityforum vertretenen Werbegemeinschaften der Innenstadt, der IHK, Bochum-Marketing, dem Einzelhandelsverband ebenso eine durchweg positive Resonanz wie auch die Besprechungen mit der Geschäftsführung der städtischen Entwicklungsgesellschaft (EGR), der Opel-Perspektive 2022, dem Ruhrpark, dem Vorstand des Verkehrsverbundes VRR, dem Verkehrsministerium NRW und der RUB.

Egal ob Straßenbahn, Stadtbahn- oder Seilbahn, alle Maßnahmen werden mit bis zu 90% vom Land gefördert. Über die Förderung entscheidet insbesondere der VRR. Der Vorstand des VRR wie das Verkehrsministerium NRW haben in den bisher geführten Gesprächen klar zum Ausdruck gebracht, dass am Ende diejenigen Maßnahmen gefördert werden, die den höchsten Nutzen im Verhältnis zu den Kosten versprechen. Eine Anmeldung des Seilbahnnetzes ist damit folgerichtig, denn sie verspricht erheblich mehr Erfolg, als die Maßnahmen, die die Verwaltung bis jetzt angemeldet hat.

Die Ratsfraktion „FDP & Die STADTGESTALTER“ beabsichtigt daher, das Seilbahnnetz ebenfalls zum ÖPNV-Bedarfsplan anzumelden und wird entsprechendes in den Gremien des Rates beantragen.

Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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