Ludwig Rosenberg öffnete die Gewerkschaften - Ursula Engelen-Kefer fordert Paradigmenwechsel

Sie stellten die neue Ludwig Rosenberg-Biografie vor: (v.l.) Jürgen Mittag (Vorstand Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets), Ursula Engelen-Kefer   (DGB), Frank Ahland (Autor, Historiker), Dr. Wolfgang Jäger (Geschäftsführer Hans-Böckler-Stiftung) (Bild: Thea Struchtemeier)
  • Sie stellten die neue Ludwig Rosenberg-Biografie vor: (v.l.) Jürgen Mittag (Vorstand Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets), Ursula Engelen-Kefer (DGB), Frank Ahland (Autor, Historiker), Dr. Wolfgang Jäger (Geschäftsführer Hans-Böckler-Stiftung) (Bild: Thea Struchtemeier)
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Am 1. September 2016 fand im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum die Vorstellung der Biographie von Ludwig Rosenberg statt. Der Autor der umfangreichen Biografie ist der Wittener Regional- und Firmenhistoriker Frank Ahland. Ludwig Rosenberg war der fünfte Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) seit seiner Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg (von 1962-1969).

Wesentliche und bleibende Schwerpunkte der Gewerkschaftsarbeit von Ludwig Rosenberg waren: Öffnung der Gewerkschaften gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen wie Arbeitgeberverbänden, Kirchen, Parteien und dem Staat auf allen Ebenen. Rosenberg orientierte die Gewerkschaften auf die gesellschaftspolitische Gestaltungskraft in einer sozial abgesicherten Marktwirtschaft, beteiligte sich aktiv an der europäischen Integration und förderte die Zusammenarbeit mit israelischen Gewerkschaften. Mit dieser Publikation, so die langjährige stellvertretende DGB-Vorstandsvorsitzende Ursula Engelen-Kefer in ihrer Präsentation, wurde ein weiteres Feld der neueren Gewerkschaftsgeschichte aufgearbeitet. Die Veröffentlichung war von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt worden, dessen Geschäftsführer Dr. Wolfgang Jäger einleitend hervorhob, dass nunmehr eine weitere Lücke in der Gewerkschaftsbiografik geschlossen wurde.

Ein unorthodoxer Europäer

Der Unternehmersohn Ludwig Rosenberg (1903-1977) war wohl der „unorthodoxeste“ aller deutschen Gewerkschaftsvorsitzenden. Wie sein Biograf Frank Ahland eindrucksvoll schildert, war er dadurch besonders prädestiniert, die Öffnung der deutschen Gewerkschaften gegenüber neuen Personenkreisen voranzutreiben. Rosenberg, so Ahland, war der „Spiritus Rektor“ des Düsseldorfer Grundsatzprogramms des DGB von 1963.
Auch als Europäer positionierte sich Rosenberg: als Jude 1933 nach England geflohen, sprachlich gewandt, war er maßgeblich an der Entwicklung der EU und ihren arbeitsmarktpolitischen Instrumenten wie Marshallplan, Schumann Plan, Montanunion oder Monet-Komitee beteiligt.

Schmerzhafte Rückschläge

Neben den hart erkämpften Erfolgen des Gewerkschafters sah Engelen-Kefer aktuelle Parallelen, als der DGB-ler Rosenberg herbe Rückschläge bei Zugeständnissen im Rahmen von Mitbestimmung und Tarifpolitik einstecken musste. Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten in der Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie die Macht der global agierenden Konzerne haben, so Engelen-Kefer, gravierend zugenommen und die Spaltung der Gesellschaft verschärft. Ein gemeinsames Vorgehen aller Gewerkschaften, so ihre Forderung, gewinnt deshalb zunehmende Bedeutung – schon allein zur Eigensicherung.

Die Publikation

Frank Ahland: Bürger und Gewerkschafter - Ludwig Rosenberg (1903 bis 1977). Essen: Klartext Verlag 2016.

Thea Struchtemeier

Autor:

Thea Struchtemeier aus Bochum

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