Opel-Betriebsratschef Einenkel: "Solidarität ist unser Zaubertrank!"

Foto: Molatta
80Bilder

Es ist ein machtvolles Zeichen der Solidarität, das die Bochumer heute gemeinsam mit den Menschen aus dem Ruhrgebiet via Rüsselsheim in die GM-Konzernzentrale nach Detroit senden. „So geht man nicht mit Menschen um! Man kann nicht einfach ein ganzes Werk platt machen“, rief Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel den tausenden Menschen zu, die sich zum Solidaritätsfest auf dem Rathausplatz und entlang des Boulevards versammelten.

Der Platz vor dem Bochumer Rathaus war pünktlich um 11 Uhr „schwarz vor Menschen". Und tausende waren auf dem Boulevard unterwegs, drängten im Richtung Rathaus. Nach dem ökumenischen Gottesdienst, bei dem Superintendent Peter Scheffler eine sehr politische Predigt hielt, trat Eva Kerkemeier, Erste Bevollmächtigte, der IG Metall ans Mikrofon. Sie rief zum Kampf um jeden Arbeitsplatz auf und versprach: „Kein Opelaner wird das Arbeitsamt von innen sehen“.

Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz versicherte den Versammelten nicht nur die Solidarität der Stadt, sondern nahm Opel auch in die Pflicht und forderte vom Rüsselsheimer Autobauer mit der amerikanischen GM-Konzernmutter auf, den Weg für Entwicklungen für eine Zukunft frei zu machen. „Alle müssen sich an einen Tisch setzten, um andere Industriearbeitsplätze auf dem Gelände von Werk II anzusiedeln “.

Der wohl emotionalste Moment des Tages war, als die Bergknappen in ihren schwarzen Uniformen unter den Klängen der Bläser der Bochumer Symphoniker auf die Bühne kamen. Gemeinsam mit den tausenden Menschen aus der gesamten Region sagen sie das Lied der Bergleute: „Glück Auf, der Steiger kommt!“ Es war „Gänsenhaut-Feeling pur“. Und es war die Erinnerung an das Zechensterben in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts:„Erst sterben die Zechen, dann die Städte“, darunter der Slogan „Wir bleiben Bochum“ stand auf den Plakaten, die die Knappen nicht nur auf der Bühne zeigten.

Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel dankte in seiner Rede den Zehntausenden, die zum Solidaritätsfest gekommen waren, vor allen aber jenen Menschen, die innerhalb kürzester Zeit ein solch beeindruckendes Fest auf die Beine stellten. Und er bedauerte, dass Jürgen Klopp, Trainer des BVB und Markenbotschafter von Opel nicht gekommen war. "Er hatte keine Erlaubnis des Vorstandes und steht auf deren Gehaltsliste."

Dann ging er auf die Entwicklungen bei Opel ein und bekräftigte unter dem tosenden Applaus der Anwesenden sein Nein zum Deutschlandplan und die Verweigerung der Unterschrift unter das Papier. „Ich habe die Unterschrift angelehnt, weil dann 2016 rund 2.000 bis 3.000 Menschen keine Arbeit mehr haben, weil der Arbeitsplatzabbau nicht nur uns Opelaner trifft, sondern auch die Zulieferer. Ich habe den Vertrag auch abgelehnt, weil es keine verbindlichen Alternativen gibt.“

Es sei ein immenser Druck, der wegen der ständig drohenden Werksschließung auf den Opelanern und deren Familien laste. „Wir sind immer noch hier. Wir werden bleiben. Und wir wollen, dass die Jugend eine Zukunft hat. Und wenn Wirtschaftsminister Rösler meint, wir seien die weltbesten Autobauer, die überall arbeiten könnten: Ja das stimmt, aber hier ist unsere Heimat, hier sind unsere Freunde, hier ist unser Fußballvereine. Hier bleiben wir.“

„Kämpfe mit Leidenschaft, gewinne mit Großmut und verliere mit Respekt, aber gib niemals auf,“ mit dieser Solidaritätserklärung aus Oberbayern beschloss Rainer Einenkel seine Ansprache und gab die Bühne frei für den künstlerischen Teil des Festes, immer wieder unterbrochen von Solidaritätsadressen aus allen Ecken und Enden der Republik.

Fotos in der Bildergalerie von Andreas Molatta, Andrea Schröder, Ernst-Ulrich Roth

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.