Bochums erste Fußball-Nationalspieler verstorben

Ein "Gerther Junge" haut sich im Adler-Trikot im Londoner Wembleystadion gegen England rein: Gerhard Harpers verlor dieses Spiel mit dem amtierenden Weltmeister Deutschland am 1. Dezember 1954 mit 1:3. Fotos (4): privat
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  • Ein "Gerther Junge" haut sich im Adler-Trikot im Londoner Wembleystadion gegen England rein: Gerhard Harpers verlor dieses Spiel mit dem amtierenden Weltmeister Deutschland am 1. Dezember 1954 mit 1:3. Fotos (4): privat
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Er trug als erster Bochumer überhaupt das Trikot der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Nun ist Gerhard Harpers im Alter von 88 Jahren verstorben. Als Sechsjähriger begann er mit dem Kicken in Gerthe, dort ließ er seine Karriere auch ausklingen. Dazwischen lagen aufregende Jahre, in denen das Ehrenmitglied der Spvgg. Gerthe 1911 bundesweit Akzente setzte und beinahe sogar Weltmeister geworden wäre.

Bereits im Alter von sechs Jahren trat er dem SuS Gerthe in seiner Heimatstadt bei. 1947 verpflichtete der SV Sodingen, ein Verein aus Herne in unmittelbarer Nachbarschaft seines Wohnorts Gerthe gelegen und eine nahezu reine Betriebsmannschaft der Zeche Mont Cenis, den torgefährlichen linken Läufer. 1950 stieg Harpers mit den Grün-Weißen in die 2. Liga, 1952 weiter in die damals höchste Spielklasse, die Oberliga West, auf. Bereits 1953 hatte er derart auf sich aufmerksam gemacht, dass er von Bundestrainer Sepp Herberger erstmals für die A-Nationalmannschaft für ein Spiel gegen Österreich nominiert wurde.
Mit der Sodinger „Knappenmannschaft“, über die Herberger wegen ihres kompromisslosen Kick-and-Rush-Stils und dem unbedingten Einsatzwillen aller Akteure sagte, sie sei „die einzige deutsche Elf, die englisch spielt“, gelang Harpers 1954/55 der zweite Platz in der Oberliga und die anschließende Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Hierbei stand er sowohl im Qualifikationsspiel gegen den SSV Reutlingen als auch in den sechs Gruppenspielen (gegen den 1. FC Kaiserslautern, den Hamburger SV und den Berliner FC Viktoria 1889) auf dem Rasen, wobei ihm gegen die Berliner auch ein Treffer gelang.
Höhepunkt dieser Runde war die Begegnung gegen die mit all ihren „Berner Weltmeistern“ antretenden Lauterer am 22. Mai 1955. Wegen des erwarteten Besucheransturms war das Heimspiel in die Schalker Glückauf-Kampfbahn verlegt worden, wo es schon Stunden vor Spielbeginn zu chaotischen Zuständen kam, weil etwa 80.000 Menschen in das nur 40.000 Plätze bietende Stadion drängten. Bei Anpfiff hatten etwa 55.000 von ihnen Einlass gefunden, die – obwohl die Partie mehrfach unterbrochen werden musste, weil die Zuschauermassen meterweit auf dem Spielfeld standen – ein hochdramatisches Spiel mit einem für Harpers' Mannen eher unglücklichen Ausgang (2:2) sahen. Am Ende reichte es zwar nicht zum Einzug in das Endspiel, aber Sodingen wurde mit 7:5 Punkten hinter Kaiserslautern (9:3) und Hamburg (8:4) achtbarer Gruppendritter und der Name des Herner Vorortvereins war weit über das Ruhrgebiet hinaus ein Begriff geworden.
Insgesamt kam "Gerdi" zu seiner Sodinger Zeit auf sechs A-Länderspiele und vier Einsätze in der damaligen B-Mannschaft. Auch für den Kader zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz war der Bochumer ein heißer Kandidat, bestritt das vorbereitende Trainingslager in der Münchener Sportschule Grünwald. Allerdings strich Sepp Herberger ihn kurz vor der Nominierung und zog Ulrich Biesinger vom BC Augsburg vor. Harpers selbst sagte später einmal dazu, dass „der Arbeiterverein und seine Spieler beim DFB keine Lobby hatten“. Dennoch stand er im Dezember 1954 wieder in der A-Mannschaft, die im Wembleystadion 1:3 gegen England unterlag, und wurde danach auch noch gegen Portugal sowie 1955 gegen Italien, die Sowjetunion und Norwegen eingesetzt.
1956 wechselte Gerhard Harpers zu Fortuna Düsseldorf, beendete nach einem Wadenbeinbruch 1959 seine Karriere als Vertragsspieler und kickte noch eine letzte Saison bei seinem allerersten Klub in Gerthe.
Noch viele Jahre blieb er seinem Sport treu, lief bis Ende der 1980er Jahre in verschiedenen Prominentenmannschaften auf, besuchte bis vor einigen Jahren regelmäßig die Heimspiele seines Gerther Vereins und war Ehrengast der 100-Jahr-Feier der Spielvereinigung 2011.
(mit Material aus Wikipedia)

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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