VfL Bochum im Saisonfazit: Ziel erreicht - Chance verpasst?

Torschützenkönig: Simon Terodde.
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Mit dem 4:2-Sieg in Heidenheim hat der VfL Bochum einen positiven Schlussstrich unter die Saison gezogen und die Zweite Liga auf Rang fünf beendet. Wie fällt das Fazit aus? Was bleibt hängen, wer sind Gewinner und Verlierer? Der Stadtspiegel wirft einen Blick auf die wichtigsten Punkte.

Die Saison:
Offensiven Fußball und einen Platz in der oberen Tabellenhälfte hatte sich der VfL Bochum vor der Saison auf die Fahnen geschrieben. Geht es danach, hat man das Saisonziel voll erreicht. Nach dem fulminanten Saisonstart mit fünf Siegen (neuer Vereinsrekord!) und elf Spieltagen, die man auf einem Aufstiegsrang verbrachte, stiegen aber Möglichkeiten und Erwartungen. Im Winter formulierte der Verein bei fünf Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz selbstbewusst das Ziel, oben anzugreifen. Das hat am Ende nicht geklappt, weil Bochum letztlich nicht so konstant punkten konnte wie die Konkurrenz und mit insgesamt zwölf Unentschieden (nur Bielefeld hat öfter remis gespielt) zu oft die Punkte teilen musste. Unter dem Strich bleibt eine klare Steigerung von Rang elf in der Vorsaison auf Platz fünf – das kann sich sehen lassen. Ob diese Spielzeit trotzdem als verpasste Chance in die Annalen eingehen wird, muss die Zukunft zeigen.

Das Highlight:
Diesem Spiel fieberte tatsächlich ganz Bochum entgegen – das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München war ohne Zweifel für Fans, Spieler und Verein gleichermaßen der Höhepunkt dieser Spielzeit. Und der VfL verkaufte sich bestens, bis Lewandowski den Rekordmeister kurz vor der Pause auf die Siegerstraße schoss und Robben mit seiner Schwalbe eine Rote Karte provozierte. Am Ende schied Bochum aus, zog sich mit der 0:3-Niederlage aber achtbar aus der Affäre.

Der Aufreger:
Eine Diskussion über mangelnden Zuschauerzuspruch hat Gertjan Verbeek im April angestoßen – wie gewohnt mit klaren Worten: „Ich verstehe einfach nicht, dass der Zuspruch so gering ist, obwohl wir fußballerisch Spektakel liefern. Es gibt es ständig Ausreden, über das Wetter, über den Gegner. Ich habe alles schon gehört, aber das meiste akzeptiere ich nicht mehr.“ In der Sache ist die Enttäuschung nachvollziehbar – eine Mannschaft, die im oberen Drittel mitspielt, hat mehr Zuschauer verdient. Warum Verbeek diese Diskussion aber zu einem Zeitpunkt eröffnete, als langsam bei Spielern und Fans die Luft raus war, bleibt sein Geheimnis.

Der Gewinner:
Der Mann mit der eingebauten Torgarantie hat seine Quote in diesem Jahr noch einmal kräftig gesteigert und sich am Ende auch persönlich belohnt: Mit 25 Treffern hat sich Simon Terodde zum Torschützenkönig der 2. Liga gekrönt – satte neun Tore mehr als in der vergangenen Saison, als er diesen Titel noch knapp verpasst hatte. Dazu kommen in dieser Spielzeit fünf Vorlagen. Terodde war an mehr als der Hälfte aller Bochumer Treffer direkt beteiligt.

Der Verlierer:
Mit Andreas Luthe verlässt ein Bochumer Urgestein den Verein – und das nicht ganz freiwillig. Seit seiner Jugend hatte der Torhüter das VfL-Trikot getragen, war Kapitän der Mannschaft, ihr Botschafter und Sprachrohr. Sein Wechsel zum FC Augsburg erfolgt jetzt, nachdem sich Luthe selbst ins sportliche Abseits gestellt hat. Zum Saisonbeginn hatte er das interne Duell mit Herausforderer Manuel Riemann noch für sich entschieden. Als Verbeek dann zum Ende der Hinrunde auf den Konkurrenten setzte, beschwerte sich Luthe öffentlich per Facebook. Nach seiner einmonatigen Suspendierung war schnell klar: Die Ära Luthe beim VfL ist zu Ende, der Vertrag wird nicht verlängert.

Der Pechvogel:
Gerade erst hatte er sich auf seinem Twitter-Account über 100 Ligaspiele für den VfL gefreut mit einer Foto-Collage und dem Tweet: „Leidenschaft siegte über Verletzungspech, daher stolz auf diese Zahl!“ Dann erwischte es Patrick Fabian wieder: Der VfL-Kapitän zog sich im April im Spiel auf St. Pauli zum vierten Mal in seiner Karriere einen Kreuzbandriss zu. Nach zuvor drei Verletzungen im rechten Knie seit Märt 2011 ist dieses Mal das linke betroffen. Aber Fabian ist und bleibt ein Kämpfer. Seine Botschaft: „Seid euch sicher – ich komme wieder!“

Die Zukunft:
Der VfL Bochum will und muss mittelfristig aufsteigen. Ob die Chance dazu in der neuen Saison noch einmal so groß sein wird, muss zurzeit zumindest bezweifelt werden. Zum einen gesellen sich mit Hannover und Stuttgart zwei Schwergewichte in der 2. Liga hinzu, die über ganz andere Möglichkeiten verfügen als Bochum. Schwerer aber wiegt beim VfL der Abgang etlicher Leistungsträger – nach jetzigem Stand kann es sein, dass Bochum seine komplette Offensivreihe neu bestücken muss. Marco Terrazzino (Ziel offen) und Janik Haberer (zurück nach Hoffenheim) stehen als Abgänge fest, Onur Bulut zieht es zum SC Freiburg, Simon Terodde wird nicht zuletzt von finanzstarken englischen Klubs heftig umworben. „Wie es momentan aussieht, werden wir zumindest in der Offensive einen Neuanfang planen müssen", gibt sich Sportvorstand Christian Hochstätter keinen Illusionen hin. Als Neuzugang steht Mittelfeldspieler Tom Weilandt (24, Greuther Fürth) fest.

Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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