Frank Lee Craig: Wettlauf mit dem Tod

Die Stadt Bottrop bildete in den letzten sechs Lebensjahren den künstlerischen Mittelpunkt von Frank Lee Craig. Seine Witwe, die Oberhausener Kunsthistorikerin Dr. Magret Kentges-Craig, stellt nun einige der Werke in der Stadtgalerie aus. Dort sind sie bis zum 14. Oktober wochentags zwischen 9 und 20 Uhr, und samstags von 9 bis 12 Uhr kostenfrei zu sehen. Foto: Kappi
  • Die Stadt Bottrop bildete in den letzten sechs Lebensjahren den künstlerischen Mittelpunkt von Frank Lee Craig. Seine Witwe, die Oberhausener Kunsthistorikerin Dr. Magret Kentges-Craig, stellt nun einige der Werke in der Stadtgalerie aus. Dort sind sie bis zum 14. Oktober wochentags zwischen 9 und 20 Uhr, und samstags von 9 bis 12 Uhr kostenfrei zu sehen. Foto: Kappi
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Wenn die ärztliche Diagnose ein Todesurteil ist, bricht für die Betroffenen eine ganze Welt zusammen. Manche verzweifeln daran und verfallen in tiefe Depressionen. Frank Lee Craig hingegen führte sein künstlerisches Schaffen zu einer unerwarteten, letzten großen Blüte. Nun sind seine Werke in der Stadtgalerie Bottrop zu sehen.

Wie so oft war es die Liebe, die Frank Lee Craig ins Ruhrgebiet brachte: Der Architekt aus den Vereinigten Staaten traf die Kunsthistorikerin aus dem Revier. Viel zu früh sollte das gemeinsame Leben aber zu Ende gehen. "Er hatte einen bösartigen Tumor im Gehirn. Die meisten Menschen leben damit noch höchstens ein Jahr", erinnert sich seine Witwe Dr. Magret Kentges-Craig. Frank Craig hingegen trotzte dem Tod noch sechs Jahre ab. Und er nutzte sie. "Seine Schaffenskraft war unglaublich", betont Kentges-Craig, "er arbeitete fast jeden Tag, trotz seiner Krankheit."

Denn unbändige Kreativität brodelte noch in dem unheilbaren Körper, die sich auf unterschiedlichste Weise äußerte. Craig malte, fotografierte, modellierte, komponierte und musizierte. Er schuf tausende Fotos, hunderte Collagen und Gemälde, Skulpturen und Objekte. "Er hat sogar ein Romanfragment hinterlassen", erzählt Kentges-Craig.

Zum ersten Mal hat die aus Oberhausen stammende Kunstwissenschaftlerin einige Werke ihres Mannes nun in dem Ort ausgestellt, in dem sie entstanden sind - Bottrop. "Vielen Bottropern ist Frank Craig vor allem noch als Musiker in Erinnerung", erklärt Katrin Reck, die als Leiterin der Stadtgalerie und des Jungen Museums maßgeblich an der Verwirklichung der Ausstellung beigetragen hatte. Tatsächlich sei Bottrop aber auch ein Zentrum des künstlerischen Schaffens von Craig gewesen. Besonders in den letzten Jahren entstanden hier die Werke, die man nun noch bis Mitte Oktober in der Städtischen Galerie bewundern kann.

Die Kunst hielt Craig am Leben

Bis zuletzt arbeitete Craig an seinen Collagen. "Er sammelte jeden Fetzen Papier, jede Fahrkarte, jedes alte Plakat", erinnert sich seine Frau. Selbst als ihm der Krebs das Kurzzeitgedächtnis entriss, ihm die schweren Operationen zusetzten, machte Craig weiter. Seine große Liebe zur Musik wurde durch die Krankheit immer schwieriger. "Er konnte während der Konzerte nicht mehr lange stehen, und nicht mehr gleichzeitig Gitarre spielen und singen", so Kentges-Craig. Dennoch gab Craig nicht auf. Wenn er nicht mehr in die Saiten greifen konnte, sang er eben oder komponierte - allein während seiner Krankheit über 40 Lieder. Wenn der Tumor ihm die Fähigkeit zum langen Schreiben nahm, gestaltete er weiter seine Kunst.

"Gegen Ende werden seine Werke düsterer", stellt Kentges-Craig heraus. Kreuzmotive tauchen immer mal wieder subtil auf. 2009 hatte der Krebs den Körper von Frank Lee Craig besiegt. Seine Kunst hingegen lebt weiter.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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