POINTEN AUS STAHL
Glosse: Scholz-Zug, Autolobbylakai und Höhenflüge

Eigentlich wollte die GroKo im letzten Monat Bilanz ziehen, doch das wurde nun auf November verschoben, weil man sich noch immer um die Grundrente streitet. Die SPD möchte sie bedingungslos, die CDU nicht ohne Bedingungen, und Bild.de scheint den Kompromiss schon vorweggenommen zu haben, der am Ende dabei herauskommt: „Die Grundrente soll bedingungslos für jeden gelten, der die Bedingungen erfüllt.“
Obwohl die GroKo also nicht einmal die wichtigsten irdischen Belange geregelt bekommt, redet Wirtschaftsminister Peter Altmaier öffentlich über ein Raumfahrtprogramm. Es ist allerdings noch nicht ganz sicher, auf welcher Umlaufbahn Altmaier die Erde umkreisen wird. Natürlich dauert es noch bis zur Umsetzung dieses Projekts, denn die Raumschiffe sollen starten vom Berliner Flughafen BER. Aber mal im Ernst: Das einzig akzeptable Weltraumprogramm wäre, das komplette Kabinett zum Mond zu schießen – jedenfalls besser, als Soldaten nach Syrien zu schicken. Es ist nicht gerade verantwortungsvolle Politik, aus eigenen machtstrategischen Gründen – um sich für eine Kanzlerkandidatur wieder mehr Respekt im eigenen Lager zu verschaffen – einen Auslandseinsatz der Bundeswehr ins Gespräch zu bringen. Dieter Nuhr hat mal gesagt, im Syrienkonflikt gebe es keine Guten, da kämpften Arschlöcher gegen Arschlöcher. Unter diesem Gesichtspunkt allerdings dürfte die Verteidigungsministerin dort eigentlich nicht fehlen.

Während AKK in den Krieg ziehen will, haben hingegen zwei Rothäute das Kriegsbeil begraben: Scholz und Schulz versöhnen sich im SPIEGEL-Interview; Scholz verrät nicht mehr den Schulz, aber Schulz verrät, dass er Scholz wählen würde, rät aber gleichzeitig seinem Genossen: „Du musst den Leuten zeigen, dass in dir die Leidenschaft brennt, uns wieder nach vorn zu bringen.“ Das ist in etwa so, als würde man den Terminator bitten, er solle die Kinder zu Bett bringen und ein Wiegenlied singen.
Die Bahn testet derzeit im Reisezentrum des Berliner Hauptbahnhofs einen Roboter mit Gesichtshologramm, der den Kunden Fahrtkarten verkauft. Bevor Scholz Kanzlerkandidat der SPD wird, kann die Partei lieber den Bahn-Roboter mit dessen Visage auf die Marktplätze stellen, um die Herzen der Wähler anzusprechen. Den fragt man dann so Sätze wie: „Wovon soll ich im Alter noch leben?“ Und der Scholzomat haut so Sprüche raus wie: „Wir brauchen einen einheitlichen Bankenmarkt für die Eurozone.“ Es ist diese Herzlichkeit, mit der die SPD das Kanzleramt erobern wird.
Dass es momentan aber die schlimmste Zeit für die Sozialdemokraten ist, machen Schulz/Scholz – anscheinend ohne es zu merken – gleich deutlich, indem sie sich zurücksehnen nach dem schlechtesten Wahlergebnis im Bund von 20,5 Prozent. Wahnsinn! Die SPD ist so weit abgesackt, dass sie die eigene Misere zum neuen Ziel erklären kann.
20,5 Prozent, das war die Endstation des Schulz-Zuges. Die Wartungsarbeiten sind missglückt. Als nächstes droht der Partei das Abstellgleis. Aber keiner schaut wirklich mal aus dem Fenster und ist in der Lage, die Weichen richtig zu stellen. Aber selbst wenn die SPD an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollte, würde Scholz der Union wahrscheinlich noch Gespräche anbieten zur Bildung einer „GroKo“ – unter seiner Führung versteht sich. Obwohl: Bei der Auswahl an Führungspersonal, das die Union gerade zu bieten hat, wäre das sogar ein wirklich guter Vorschlag.

Glaubwürdigkeit stellt auch nicht gerade der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel wieder her, der den Schulz-Zug als erster verlassen musste, dann auch gleich der ganzen Partei den Rücken kehrte und jetzt nicht mehr auf Züge setzt, sondern Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) werden soll. Da wundern sich die Parteien noch über die schlechten Wahlergebnisse, wenn ehemalige Spitzenpolitiker so schnell wie möglich zu Lobby-Lakaien werden. Klar, aus Sicht der Automobilindustrie ist das natürlich ein Segen, vertreten zu werden von einem roten Brummi. Aber aus Sicht der SPD-Basis steht VDA nur noch für: voll der Arsch.
Dabei hat Gabriel noch vor kurzem keinen unklugen Satz über die Politik gesagt. Es gebe in Deutschland „10, 15 Prozent Spinner“, und damit meinte er nicht die Volksvertreter: „Wenn Sie abends ins Internet gucken, müssen Sie der Überzeugung sein, es gibt nur Bekloppte im Land. Und dann gehen Sie morgens aus dem Haus und treffen lauter normale Leute. [...] Diese 85 oder 90 Prozent unserer Bürgerinnen und Bürger sprechen wir gar nicht mehr an.“ Warum ist Gabriel dann nicht Politiker geblieben und spricht genau für diese Menschen? Trotz Magenverkleinerung und Diät hat Sigmar Gabriel immer noch etliche Pfunde zu viel, aber dennoch keinen Arsch in der Hose. Schade! Oder positiv betrachtet: Schon mal einer weniger für die Grundrente.

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Die nächsten Show-Termine:

08.11.2019 - Hannover - TAK: Solo
09.11.2019 - Witten-Heven - Ev. Gemeindesaal: Solo
10.11.2019 - Bottrop - Kammerkonzertsaal: Comedy im Saal
14.11.2019 - Bottrop - Lichthof/Berufsschule: Katzengold
15.11.2019 - Bottrop - Lichthof/Berufsschule: Katzengold
16.11.2019 - Bottrop - Lichthof/Berufsschule: Katzengold
17.11.2019 - Bottrop - Lichthof/Berufsschule: Katzengold
18.11.2019 - Essen - Schönebecker Schweiz: Comedy-Küche
19.11.2019 - Essen - Schönebecker Schweiz: Comedy-Küche
20.11.2019 - Essen - Schönebecker Schweiz: Comedy-Küche
22.11.2019 - Oberhausen - Altenberg: Nachgewürzt
23.11.2019 - Oberhausen - Altenberg: Nachgewürzt
26.11.2019 - Kirchhellen - Hof Jünger: Kabarett im Hof
27.11.2019 - Kirchhellen - Hof Jünger: Kabarett im Hof
28.11.2019 - Duisburg - Bib. Großenbaum: Kabarett in der Bib.
30.11.2019 - Düsseldorf - Spektakulum: Solo

Mehr unter: www.benjamin-eisenberg.de

Autor:

Benjamin Eisenberg aus Bottrop

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