Wolfs-u. Weidetierschutz um jeden Preis
Wölfe und die öffentliche Wahrnehmung

Foto: christels / Pixabay

Ich habe heute Nachmittag im Radio einen Beitrag zum Thema Wolf im Raum Bottrop Kirchhellen und Hünxe gehört. Daran hat mich ... ja doch, man kann sagen ... geärgert: wieder einmal kam neben dem Moderator nur eine NABU Expertin zu Wort. Sie erklärte erneut das Verhalten von Wölfen und gab gute Ratschläge zum Verhalten bei einer Begegnung mit Wildtieren wie Wölfen, Wildschweinen oder Waschbären. Und der Moderator wiederholte willig das Gesagte. Soweit so gut.

Wildschweine und Wölfe zu vergleichen ist meiner Meinung nach aber schon ein ganz klein wenig gewagt. Wildschweine fressen keine Nutz-oder Weidetiere und werden aktiv bejagt - zumal wenn sie landschwirtschaftlichen Schaden anrichten. Die Wildschweinpopulation wird nunmal reguliert. Niemand will Wildschweine im Vorgarten. Warum behandeln wir Wölfe dann nicht wie andere Wildtiere in diesem Ballungsraum?

Wölfe seien ungefährlich für Menschen (im Gegensatz zu Wildschweinen) und wir sollten sie behandeln wie eben alle anderen Wildtiere auch. Eine Begegnung sei völlig ungefährlich und unwahrscheinlich, der Mensch gehöre ja nicht zum Beuteschema und es gibt auch keinen dokumentierten Angriff auf einen Mensch in den letzten 10 Jahren (in Deutschland). Wo wir ja auch vor 10 Jahren hier im Ballungsraum Ruhrgebiet höchstens mal ein, zwei Wanderwölfe hatten, jetzt aber ein standorttreues Rudel. Ein Blick in andere Länder mit höherer Wolfsdichte und geringerer Bevölkerungsdichte sollte genügen, um diese relativierenden Aussagen zumindest etwas in Frage zu stellen. Natürlich ist ein Wolfsrudel im Fall der Fälle eine Gefahr für einen Menschen. Wie hoch dieses Risiko momentan hier ist, sei dahingestellt. Ich hätte mir im Anschluss direkt einige Einspielungen mit Aussagen von "NABU Experten" von vor 3 - 4 Jahren  gewünscht: Wölfe springen nicht über 0,90 (!) oder wahlweise 1,20 m (!) hohe wolfssichere (?) Zäune, Wölfe graben nicht und gehen nicht an Pferde etc. Lustig. Alles stimmt nicht (mehr) und wurde von den Tieren selbst widerlegt.

Man sollte aber gar nicht mehr darüber diskutieren, ob Weidetierhalter ihre Tiere richtig schützen. Man muss
mal mehr diskutieren, was hier an Verhältnismäßigkeit gegeben ist und was für Experten hier medial die öffentliche Meinung prägen dürfen.

Ich würde mir auch wünschen, dass die, die nun tatsächlich lernen sollen, mit einem Wolfsrudel in direkter Nachbarschaft zu leben, mehr zu Wort kommen (also nicht der tierliebe Hundehalter aus der Großstadt oder der sich selbst versorgende NABU Experte). Und das Ganze bitte ohne Angst haben zu müssen, von fanatischen selbsternannten Wolfsschützern drangsalisiert zu werden. Das wären dann nämlich nicht nur Nutz- und Weidetierhalter, sondern auch Eltern und Anwohner in den Außenbezirken, die die Tiere tatsächlich im Garten oder Nähe ihrer Kinder und Haustiere haben. Die Politik sollte dies nicht weiter ignorieren - ein Blick nach Niedersachsen würde auch genügen.

Zum "Lernen mit dem Wolf zu leben" gehört hier in Kirchhellen/Hünxe nämlich bereits: eine dem LANUV gemeldete Sichtung von 3 Wölfen in direkter Nähe zum zeitgleich stattfindenden Martinsumzug des Kindergartens, Hunde, die sich zum gleichen Zeitpunkt weigern die Gassirunde in der Kiesgrube fortzusetzen, Wolfsichtungen und auch Pferderisse direkt am Wohnhaus sowie durch Wildkameras regelmäßig dokumentierte Jagdversuche in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern und Schulbushaltestellen. Viele gehen hier in den Außenbezirken nicht mehr ohne Tierabwehrspray früh morgens oder spät abends mit den Hunden Gassi. Viele Eltern haben ein (wenn auch subjektives) Unbehagen bei dem Gedanken, dass Wölfe in direkter Nähe der Schulbushaltestelle oder des Kindergartens jagen oder gejagt haben.

Es wäre schön und wünschenswert, dass dieser Alltag nun auch einer breiteren Öffentlichkeit erlebbar und zugänglich gemacht wird. Einer Öffentlichkeit, die oft genug schon durchdreht, wenn Ratten im Dorfkern aus dem Kanal kriechen oder wenn einem große freilaufende Hunde auf der Gassirunde begegnen. Wie wäre es denn mit ein paar Zufallsbegegnungen mit arbeitenden Herdenschutzhunden?

Dass nun die Förderung von Zäunen auch auf Pferdehalter ausgeweitet wird, hört sich ja schön an, wird aber letztendlich nur dazu führen, dass die Wölfe hier ihr Jagdverhalten anpassen oder weiterziehen. Beides ist rein finanziell gesehen Wahnsinn. Es wäre wünschenswert, der Öffentlichkeit die immensen öffentlichen und meinetwegen auch privaten Gelder ganz klar vorzurechnen, die dafür ausgegeben werden, dass einigen wenigen (nicht vom Aussterben bedrohten) Raubtieren das Leben in einem völlig ungeeigneten Lebensraum ermöglicht wird. Und welchen Einschränkungen die tatsächlich betroffenen Bauern, Anwohner und Weidertierhalter bereits jetzt schon unterliegen - während NABU Experten*innen weiterhin die friedliche Koexistenz von Wolf und Mensch in einem Ballungsraum medial propagieren.

Die Wolfspopulation muss reguliert werden. Hier ist die Politik gefragt, die sich nicht länger hinter BUND Gutachten, NABU-Verein Expertisen, Befindlichkeiten privater Wolfsschützer, der gefühlten Meinung tierlieber Städter oder mangelnder Umsetzung von EU Richtlinien in nationales Recht verstecken darf.  Und wenn man in dieser Angelegenheit politisch auf BUND Gutachten oder Stellungnahmen rechtssicher vertraut, stellt sich mir die Frage, warum man dann nicht genauso konsequent auf BUND Stellungnahmen oder beauftragte Gutachten hört, wenn es um z.B. Kohleausstieg geht. Ich bin jedenfalls gegen Wolfs- und Herdenschutz um jeden Preis.

Autor:

Nic Weiden aus Bottrop

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