BAHN-STREIK-HETZE

VOLLE KRAFT VORAUS
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Seit einigen Tagen ärgere ich mich über die einseitige Berichterstattung der Medien, die trotz besseren Wissens die Dinge geschickt verdrehen und völlig auf dem Kopf stellen.

AUSWIRKUNGEN:

Das die Streikmaßnahmen der GDL für Reisende sehr unangenehm und ärgerlich sind, ist eigentlich eine alte Binsenwahrheit.
Jedoch sollte man eigentlich die Kenntnis voraussetzen, wenn die Bahn streikt, kann man davon ausgehen, oder sollte zumindest damit rechnen, dass die Züge nicht fahren.
Da muss man mal flexibel sein, sich darauf einstellen und sich auf Alternativen besinnen und die angefallenen Kosten der Bahn in Rechnung stellen.

Jedenfalls hätten die betroffenen Bahnkunden endlich mal ausgiebig Zeit gehabt, um gründlich über die Hintergründe und Ursachen der Konflikte nachzudenken und die wahren Schuldigen ausfindig zu machen.
Denn es kann ja jederzeit passieren, dass sie selbst im Tarifkonflikt ihrer eigenen Branche zu Streikmaßnahmen greifen müssen, um ihre persönlichen Interessen durchzusetzen, wo auch andere in Mitleidenschaft gezogen werden.
Da wäre man wahrscheinlich froh und glücklich, solche Druckmittel zur Verfügung zu haben.
In ihrem berechtigten Ärger müsste ihnen aber auch direkt bewusst geworden sein, wie wichtig und unverzichtbar die Mitarbeiter der Bahn eben sind, was man sonst immer als gegebene Selbstverständlichkeit voraussetzt.
Von daher hätten sie eigentlich die Pflicht Verständnis zu zeigen und die Kollegen der Bahn zu unterstützen und lieber mehr Druck auf den Vorstand und die Regierung auszuüben.

BESCHULDIGUNGEN:

Eines zeigen jedenfalls die spontanen Äußerungen aus der Bevölkerung, den Medien und im Netz ganz deutlich.
Dem Großteil der Allgemeinheit hat man bereits Gehirn und Rückgrad entfernt und ihre eigene Meinung so manipuliert, dass sie glauben es ist noch ihre eigene.
Die Köpfe sind so gefüllt mit modernster Medientechnik, wie Computerspiele, iPhone, iPad, Tablet, Handys usw., dass kein Platz für vernünftiges, eigenständiges und alternatives Denken mehr bleibt und Solidarität und Gerechtigkeit zu Fremdworten geworden sind.

Besonders die demokratiefeindlichen Hetzer aus Wirtschaft und Politik zeigen mal wieder ihr wahres Gesicht und wessen Geisteskinder sie sind.
Da wird gezielt ein derartig schmutziges und verunglimpfendes Vokabular über den Gewerkschaftschef der GDL Weselsky ausgeschüttet, der mit stolzen 90 % zum Vorsitzenden gewählt wurde.
In unverantwortlicher Weise wird hier von einem von Allmacht besessenen radikalen Gewerkschaftsboss gesprochen, der die halbe Nation in Geiselhaft nimmt und das Streikrecht missbraucht.
So wird er nicht nur zum Buhmann der Nation abgestempelt, sondern er würde in seiner aggressiven harten Art, einen „heiligen Krieg führen“ und wird somit sogar in die Nähe von Terroristen gestellt.
Besonders schlimm finde ich auch die Entgleisung von Guntram Schneider, der als amtierender Minister für Arbeit, Integration und Soziales und ehemaliger DGB-Landeschef von NRW die Seiten wechselte und Herrn Weselsky voll in den Rücken fällt und unterstellt, er betreibe die Diskreditierung des Streikrechts.

HINTERGRÜNDE:

Jetzt mal ganz nüchtern betrachtet, worum geht es hier und was läuft da gerade ab.
Eine Gewerkschaft stellt eine berechtigte und nachvollziehbare Tarifforderung, die verantwortungsvoll und demokratisch von den Kolleginnen und Kollegen beschlossen und abgestimmt wurde.
Dazu muss man wissen, dass bei der Gewerkschaft nicht irgendein Spinner eine utopische Forderung stellt, sondern dass nach wirtschaftlichen Eckdaten und nachvollziehbaren arbeitmarktpolitischen Bedingungen eine sachlich begründete Forderung erarbeitet wird.
Die Unternehmerseite die nur Gewinnorientiert denkt und handelt, lehnt dies natürlich aus ihrer Sicht ab, ist erst einmal zu keinen weiteren Verhandlungen bereit, oder unterbreitet später ein unannehmbares Angebot.
Daraufhin werden Warnstreiks beschlossen und eingesetzt, um den gewerkschaftlichen Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Das ist ein ganz normaler und legitimer Vorgang, mit nur einem kleinen aber entscheidenden Unterschied.

Hier hat man es nicht mit einer Gewerkschaft zutun, die nach einigen überflüssigen Ritualien mit einem billigen faulen Kompromiss wieder an die Arbeit geschickt wird, sondern die für ihre Forderungen mit entsprechenden Streikmaßnahmen einen wirkungsvollen Druck erzeugen.
Damit wird endlich eine kleine Form der Waffengleichheit erreicht, obwohl auch hier am Ende eine Einigung erzielt wird, die man dann aber wenigstens als annehmbares und akzeptables Kompromissergebnis bezeichnen kann.
Noch vernünftiger wäre es allerdings, wenn alle Bahnbeschäftigten in einer Gewerkschaft zusammen organisiert wären und somit für alle Mitarbeiter ein ordentliches Ergebnis herausgeholt würde.

BERECHTIGTE FORDERUNGEN:

Jetzt hat die Unternehmerseite natürlich die Angst und Befürchtung, dass so etwas Schule macht und sich die anderen Gewerkschaften auch auf ihr Kampfkraft und Durchsetzungsmöglichkeiten besinnen, anstatt sich gehorsam dem Diktat der Wirtschaft zu unterwerfen.

Aber am sinnvollsten sind diese Konflikte natürlich zu lösen, indem in diesem Fall der Bahnvorstand, den berechtigten Forderungen der Gewerkschaft einfach nachkommt.
Mit den von der Bahn provozierten Streikkosten und den nun eingefahrenen Verlusten hätte man wahrscheinlich alle Forderungen bereits bezahlen können.
Im produzierenden Gewerbe der großen Unternehmen und Konzerne, entsprechen die Personalkosten sowieso höchstens 1/5 der Betriebskosten und sind schon vorher einkalkuliert und somit auch problemlos zu zahlen.
Daher haben die Beschäftigten nicht nur ein Recht darauf, einen gerechten Lohnanteil zu erhalten, sondern sie selbst sind es ja, die alle Werte und Güter erarbeiten.
Daher habe ich auch nie so richtig verstanden, warum die Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen nur einen minimalen Prozentsatz fordern, obwohl den Beschäftigten doch alles gehört.
Außerdem zahlen die Bundesbürger 80 % des gesamten Steueraufkommens, während hingegen 10 % der Reichen fast 75 % aller Finanz- und Vermögenswerte besitzen.

ENTEIGNUNG:

Tatsache ist aber doch, dass die arbeitenden Menschen die Fabriken und Firmen aufgebaut haben, doch man behauptet sie gehören uns trotzdem nicht.
Wir erarbeiten mit unserer menschlichen Arbeitskraft alle Werte und Güter unserer Gesellschaft und man sagt, sie gehören euch aber nicht.
Gemeinschaftlich erwirtschaften und erarbeiten wir also alle Gewinne und Profite, doch diese stecken sich die Vorstände, Aufsichtsräte und Aktionäre unrechtmäßig ein.
Das liegt unbestritten an unserem derzeit herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das diese kapitalistische Ausbeutung mit allen negativen Auswirkungen zulässt.
Daher existieren auch die ungleichen Macht- und Besitzverhältnisse die dieses Unrecht untermauern, obwohl unser Grundgesetz in Artikel 14 sagt: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“
Entsprechend muss auch die Frage erlaubt sein, wo sitzen denn eigentlich die wahren Schuldigen und Verursacher der ganzen gesellschaftlichen Probleme?

Ein bekannter Kabarettist hat dies mal treffend so formuliert.
„In unserer Demokratie leben die meisten Schwerverbrecher und Wirtschaftskriminellen nicht in den Gefängnissen, sondern sitzen in den Konzernspitzen, den Bankenvorständen und in der Regierung, wo sie sich skrupellos bereichern können.“
Wer hier in diesem Sinne wirklich Gewalt und Unrecht ausübt, ist das Wirtschaftssystem und die Finanzindustrie mit ihren politischen Helfern, die unsere ganze Welt in Geiselhaft genommen haben und nicht einige Lockführer die ihre Forderungen durchsetzen wollen.
Diese parasitäre Machtclique kassiert ab wie in einem Selbstbedienungsladen und enteignet die Bürger von ihrem wohlverdienten Volksvermögen.
Da wäre es doch wohl vernünftig und notwendig, wenn die Arbeiter ihre Betriebe selbst übernehmen und die Früchte ihrer Arbeit auch eigenständig ernten.
Daher müsste die gewerkschaftliche Forderung lauten, wenn ihr uns nicht unseren gerechten Anteil gebt, nehmen wir euch eben alles.
Das ist die einzige Sprache die Unternehmer wirklich verstehen.

Autor:

Rolf Zydeck aus Bottrop

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