Bottrop Legal - Graffiti als Wegbegleiter

In einer Loge der Schalker Fußballarena verewigten sie den Ex-Kicker und Publikumsliebling Raúl an einer Wand. Am Berliner Platz gestalteten sie im vergangenen Jahr den Bauzaun am Hansa Zentrum mit einem speziellen Bottrop-Schriftzug.

Jüngst verschafften sie dem jungen museum ein neues Aussehen. Und wenn Oberbürgermeister Bernd Tischler im kommenden Jahr wiedergewählt werden sollte, würden Christian Bartoleit und Kenan Mattern nach eigener Aussage auch gerne mal dem Büro des Stadtoberhauptes ein anderes Gesicht geben. Christian Bartoleit und Kenan Mattern sind Graffiti-Künstler und in Bottrop besser bekannt als das Duo „Bottrop Legal“. Sind die zwei gemeinsam unterwegs, dann ist die Palette mit den bunten Spraydosen meist nicht weit entfernt. Ebenso wie die graue, weiße oder ein wenig trist wirkende Wand, an der sie, gekleidet mit farbverschmierten Arbeitsklamotten, ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Natürlich völlig legal – wie es der Name schon sagt.

So zuletzt auch auf dem Kulturhof an der Böckenhoffstraße. Dort besprühten die beiden Bottroper im Auftrag des jungen museums eine Fassadenseite des Gebäudes und den gegenüberliegenden Lüftungsschacht. Während die Fassadenwand eher zurückhaltend mit zwei gräulich schattierten Kreuzen und dem roten „Bottrop-Punkt“ gestaltet ist, zieren den Lüftungsschacht gleich drei Figuren: Ein kleines Mädchen, das einen Teddy umarmt. Ein Junge mit einer Sprühdose in der Hand und einem roten Halstuch, der als sogenannter Abhänger vom Dach des Schachtes herunterbaumelt. Eine Frau mit Bärenumhang. „Das ist die Bottrobärin“, erklärt Kenan Mattern, „der ruhrpottdeutsche Begriff für Bottroperin.“ Graphische schlichte Elemente auf der einen, abstrakte, phantasievolle Charaktere auf der anderen Seite. „Das ist Absicht“, sagt Christian Bartoleit, „im jungen museum stellen Künstler ihre Werke aus. Mit diesen wollen wir uns nicht kreuzen und haben uns für etwas Simples entschieden. Am Lüftungsschacht haben wir dagegen ein Graffiti-Streetart-Mix gestaltet.“ Frei nach „Bottrop Legal“ sozusagen.

Endlose Malexzesse
und Papierschlachten

Frei nach zwei freischaffenden Künstlern. Denn seit einiger Zeit sind KenOne und Chris Unnormal, wie sich die beiden nennen, hauptberuflich mit der Sprühdose auf Tour – und zwar nicht nur in Bottrop. Neben Aufträgen aus dem ganzen Ruhrgebiet war das Duo zuletzt auch in Hessen und in Süddeutschland unterwegs und verschönerte dort Wände und ganze Fassaden auf seine eigene Art und Weise. Ein kleiner Traum, der da in Erfüllung gegangen ist? „Es musste so kommen“, sagt Kenan Mattern. Kennengelernt haben die beiden Bottroper sich vor 14 Jahren. Endlose Papierschlachten und Malexzesse hätten sie sich damals geliefert, so Christian Bartoleit. Die ersten Versuche, Häuserwände zu finden, auf denen sie ihre Graffitiideen verwirklichen durften, scheiterten allerdings zunächst. „Wir haben das dann nicht mehr wirklich verfolgt“, berichten die beiden jungen Männer. Bis vor rund drei, vier Jahren. Als sie sich sagten: Einfach mal durchziehen! Und mittlerweile scheinen die Graffiti-Künste von „Bottrop Legal“ gefragter denn je zu sein. So führte das Duo zuletzt an diversen Schulen und mit dem Jugendamt Projekte mit Kindern und Jugendlichen durch. Im kommenden Sommer leiten sie zusammen mit dem jungen museum einen Workshop rund um die Kunst aus der Sprühdose.

Dass Kenan Mattern und Christian Bartoleit es so weit geschafft haben, haben sie allerdings nicht nur ihrem eisernen Willen zu verdanken, wie selbst sagen: „Unsere Mütter haben immer dahinter gestanden und gesagt: Macht euer Ding, aber macht es ganz!“ Recht hatten sie. Denn das, was das Bottroper Graffiti-Duo auf Wände, Fassaden oder andere Untergründe sprüht, hat wenig mit dem zu tun, was nachts illegal an so manchen Brückenpfeiler oder S-Bahnzug geschmiert wird.