Demenz: Das Vergessen verstehen

Anlässlich der "Woche der Demenz" hatte das AWO Seniorenzentrum Fuhlenbrock die erfahrene Demenzexpertin Barbara Josfeld (stehend) eingeladen. Foto: Kappi
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"Demenz ist vielleicht die schlimmste Krankheit, die wir kennen", sagt Barbara Josfeld. Die langjährige Demenzberaterin schuf zur "Woche der Demenz" ein Forum im AWO Seniorenzentrum Fuhlenbrock, in dem sich Betroffene und Angehörige austauschen konnten. Dazu gab es jede Menge fachlichen Rat.

Wenn das Gedächtnis versagt und das Denken immer schwerer wird, stehen Betroffene und Angehörige vor einer schweren Situation. Demenzielle Erkrankungen wie Alzheimer verändern das Leben der Patienten und den ihnen nahestehenden Menschen so radikal, dass sie gar nicht genug Hilfe bekommen können. Anlässlich der "Woche der Demenz" hatte das Seniorenzentrum Fuhlenbrock daher eine erfahrene Expertin eingeladen.

Die Diplom-Sozialpädagogin Barbara Josfeld war acht Jahre lang als Demenzberaterin für das Bottroper Gesundheitsamt im Einsatz und weiß genau, wie fürchterlich die Krankheit sein kann. Daher sei Aufklärung sehr wichtig: "Je mehr Informationen man bekommt, desto besser kann man diese Erkrankung auch verstehen", sagt Josfeld. Noch immer sei Demenz sehr schambesetzt, erklärt die 58-jährige. Die Betroffenen versuchten oft, ihre Symptome zu verstecken oder kleinzureden. "Da heißt es dann oft, andere seien ja auch vergesslich", so Josfeld. "Die Erkrankten entwickeln Strategien, um ihre Krankheit zu verstecken, und ziehen sich immer mehr zurück." Somit müsse eine Annährung an die betroffenen Menschen auch immer deren Gefühle berücksichtigen.

Die Zuhörer im Seniorenzentrum nahmen die Möglichkeit, in der Runde auch eigene Erfahrungen einzubringen, dankbar an. Schnell entwickelten sich Gespräche zwischen erfahrenen Angehörigen und Menschen, die erst vor kurzem mit der Diagnose konfrontiert wurden. Auch ganz persönliche Erlebnisse und Fragen konnten so zur Sprache gebracht werden.

Offenheit und emotionale Nähe

Barbara Josfeld gab wichtige Tipps für den Umgang mit Betroffenen. "Man muss nicht immer alles richtig machen", betonte sie. Viel wichtiger sei es, sich auch als Angehöriger sofort Hilfe zu suchen. "Therapeutische und psychologische Unterstützung hilft pflegenden Angehörigen ungemein", erklärt sie. Da die entsprechenden Plätze aber schwer zu bekommen seien, sei es umso wichtiger, sich ein breites Hilfsnetzwerk aufzubauen. Einer der wichtigsten Schlüssel dabei sei Offenheit. "Wer offen mit der Krankheit umgeht, nimmt auch anderen Menschen die Scheu, sich zu engagieren", so Josfeld. So werde es auch für Dritte einfacher, ihre Hilfe anzubieten, wenn sie um die Situation wüssten. So werde vermieden, dass der Erkrankte immer einsamer werde.

"Wichtig ist es aber nicht nur, die Gefühle des kranken Menschen zu verstehen, sondern als Angehöriger auch selbst auf die eigenen Emotionen zu achten", betont die Expertin. "Sonst macht einen das auf Dauer auch selbst krank." Es sei also keine Schande, sich Hilfe zu holen. In Bottrop könne man etwa bei der Demenzberatung des Gesundheitsamtes eine gute Beratung finden. Klar sei aber: "Es gibt keine Patentrezepte im Umgang mit Demenzkranken. Jeder Fall muss individuell betrachtet werden."

Die Zuhörer im Fuhlenbrocker Seniorenzentrum waren dankbar für den Rat von Barbara Josfeld. "Wir hoffen mit dieser Veranstaltung den Angehörigen mehr Sicherheit im Umgang mit ihren an Demenz erkrankten Angehörigen zu geben", bestärkte auch der Einrichtungsleiter Dedor Nassowitz.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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