„Faire Lösung“ für alle? - Verbände und Wirte machen mobil gegen generelles Rauchverbot

Man sollte die Menschen entscheiden lassen, die auch betroffen sind, findet Manuela Miller. Die Kneipenbesitzerin beteiligt sich an der Bierdeckel-Aktion gegen das absolute Rauchverbot. Foto: Thiele
  • Man sollte die Menschen entscheiden lassen, die auch betroffen sind, findet Manuela Miller. Die Kneipenbesitzerin beteiligt sich an der Bierdeckel-Aktion gegen das absolute Rauchverbot. Foto: Thiele
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Noch in diesem Jahr wird der nordrhein-westfälische Landtag über die Einführung eines absoluten Rauchverbots in Kneipen entscheiden. Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA NRW, der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels und der Brauereiverband NRW machen nun dagegen mobil. Per Bierdeckel können sich Kneipenbesucher ab sofort gegen die Einführung des Rauchverbots aussprechen.

„Wir sind ganz klar für den Nichtraucherschutz“, stellt DEHOGA-Sprecher Thorsten Hellwig klar. „Nur, es sollte fair bleiben. Wo keine Nichtraucher sind, da muss man auch keine schützen.“
Das absolute Rauchverbot, das die Landesregierung für das kommende Jahr durchsetzen möchte, würde auch sämtliche Ausnahmen, wie gesonderte Raucherräume oder Raucherclubs verbieten. Sollte dies eintreffen, sieht Hellwig eine Vielzahl neuer Probleme auf die Kneipenbesitzer zukommen. „Wer nicht mehr in der Kneipe rauchen darf, geht vor die Tür. Wer etwas getrunken hat, unterhält sich dort möglicherweise auch in entsprechender Lautstärke oder entsorgt seine Kippen auf der Straße.“ Die Beschwerden seien also quasi vorprogrammiert.
Mit der Bierdeckelaktion unter dem Motto „Ja zu einer fairen Lösung für alle! Mensch. Kultur. Kneipe.“ wollen DEHOGA, Brauereiverband und Getränkefachgroßhandel nun auf die drohenden Auswirkungen eines absoluten Rauchverbots aufmerksam machen und den Kneipenbesuchern die Möglichkeit bieten, ein Zeichen zu setzen.
Rund eine Million Bierdeckel sollen, laut Thorsten Hellwig, an Kneipen aber auch an Brauereien und den Getränkefachhandel ausgegeben werden. Auf den Bierdeckeln, die auch auf der Internetseite des DEHOGA NRW (www.dehoga-nrw.de) heruntergeladen werden können, befinden sich eine Telefonnummer sowie ein HR-Code, über die man seine Stimme gegen das Rauchverbot abgeben kann. Die Stimmen werden dann gezählt und an die Landesregierung weitergeleitet. „Es geht uns darum, ein Zeichen zu setzen und den Finger in die Wunde zu legen“, erklärt Hellwig.
„Eine wichtige Aktion“, findet Mustafa Kurtoglu, Inhaber des Isi-Treff in Ickern. Der 46-Jährige blickt einem möglichen generellen Rauchverbot mit großer Sorge entgegen. „Achtzig bis neunzig Prozent meiner Gäste sind Raucher“, erklärt er. „Ich wüsste nicht, wie ich reagieren sollte. Es macht mir Angst“, bekennt er.
An der Bierdeckel-Aktion möchte sich Kurtoglu auf jeden Fall beteiligen – an einen Erfolg der Aktion glaubt er jedoch nicht: „Ich werde mitmachen, ob es aber etwas bringt, weiß ich nicht. Ich glaube eigentlich nicht, dass es auf die letztendliche Entscheidung der Landesregierung einen Einfluss nehmen wird.“ Auch Manuela Miller, Besitzerin der Kneipe „Bierteufel“ in der Castroper Innenstadt, macht sich Sorgen. Wie Thorsten Hellwig, glaubt auch sie, dass ein generelles Rauchverbot nur weitere Schwierigkeiten verursachen würde. „Wir haben schon jetzt Probleme wegen der Lautstärke am Wochenende. Wie soll das erst werden, wenn ständig die Tür auf und zu geht und die Gäste nach draußen gehen, um zu rauchen?“, fragt sie sich. Die Bierdeckel-Aktion wird es auch bei ihr geben. „Man muss die Leute nach ihrer Meinung fragen, die auch wirklich in die Kneipe gehen – insbesondere die Nichtraucher“, so Miller. Alles andere sei aus ihrer Sicht eine unangemessene Bevormundung.

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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