ADHS betrifft die ganze Familie

Kinderarzt Ingo Meyer (r.) und Marco Gerbert gehören zu den Gründern der Elterngruppe „Rumpelstilzchen“. 
Foto: Vera Demuth
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„Rumpelstilzchen ist das klassische ADHS-Schicksal“, erklärt Kinderarzt Ingo Meyer. Deshalb hat er die Elterngruppe, die er zusammen mit einigen Eltern gegründet hat, deren Kindern die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung haben, nach der Märchenfigur benannt.

Rumpelstilzchen hat die Begabung, Stroh zu Gold spinnen zu können. Man verspricht ihm eine Belohnung für seine Arbeit, aber als es diese trotz erfüllter Aufgabe nicht erhält, zerreißt Rumpelstilzchen sich, weil es sich ungerecht behandelt fühlt. „Das erleben auch Kinder oft, die ADHS haben“, so Ingo Meyer.
Diese Erfahrung kann Marco Gerbert bestätigen. Er selbst, seine Frau und auch die Tochter (9) und der Sohn (3) sind betroffen. „Der Vorteil ist, dass ich anderen Eltern nicht nur sagen kann, wie es ist, ein Kind mit ADHS zu haben, sondern auch erklären kann, wie es ist, als Kind betroffen zu sein“, erklärt der erste Vorsitzende der Elterngruppe.
Aber selbst wenn nur ein Kind in der Familie ADHS hat, „betrifft die Krankheit die ganze Familie“, weiß Ingo Meyer. „Die Kinder tun sich schwer, in der Schule Regeln zu befolgen und die Leistungen zu bringen, zu denen sie fähig wären. Häufig kommt dann der Vorwurf von Schule, Freunden und Familie, dass die Eltern ihr Kind nicht richtig erziehen.“
Anfeindungen dieser Art hat auch Sabine Krämer erlebt, deren 17- und 21-jährige Söhne beide ADHS haben. „Das erste Schuljahr war die Katastrophe schlechthin. Ständig musste ich ihn wieder abholen“, erinnert sich die zweite Vorsitzende der Elterngruppe an den Schulstart ihres älteren Sohnes.
Laut Statistik haben rund fünf Prozent aller Kinder ADHS. Ein Stoffwechseldefekt im Gehirn lässt sie unkontrolliert und impulsiv reagieren.
Die Elterngruppe „Rumpelstilzchen“ für aufmerksamkeitsgestörte Kinder trifft sich jeden zweiten Mittwoch um 20 Uhr im Mehrzweckraum, Marktplatz Ickern 6. „Hier können Eltern von sich erzählen, ohne herabgesetzt zu werden“, erklärt Ingo Meyer. Zudem dienen die Treffen dem Austausch und dem gegenseitigen Mutmachen. Zurzeit kommen etwa zwölf Eltern regelmäßig zusammen. Andere betroffene Eltern sind willkommen dazuzustoßen.
Beim nächsten Treffen am 8. Mai steht ein Vortrag des Recklinghäuser Mobbing-Experten Wolfgang Kindler zum Thema Mobbing an. Karten zu acht Euro gibt es vorab in der Kinderarztpraxis Dr. Höhler und Meyer, Marktplatz Ickern 6.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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