"Die Leute hatten Hoffnung": Castrop-Rauxeler Jugendliche besuchten Auschwitz und Krakau

Die Jugendlichen aus Castrop-Rauxel vor dem Haupttor des ehemaligen KZ-Stammlagers Auschwitz. | Foto: Stadtarchiv
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"Das ist etwas, was mich immer begleiten wird", sagt Leonie Weigt über die Gedenkstättenfahrt der VHS und des Kinder- und Jugendparlaments (KiJuPa). Gemeinsam mit 14 weiteren Castrop-Rauxeler Jugendlichen besuchte die 15-Jährige Auschwitz und Krakau.

Auf die Spuren der systematischen Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten haben sich die Jugendlichen während der einwöchigen Reise begeben, die in Kooperation mit dem Stadtarchiv und dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk stattfand.
Vor allem die Bilder haben Eindruck bei den Schülern hinterlassen. "Das ist mir am meisten im Kopf hängengeblieben", sagt Timo Eismann (15) über einen Raum im KZ-Stammlager Auschwitz, in dem hinter einer Glasscheibe Tonnenweise Haare zu sehen sind, die den Gefangenen abrasiert worden waren.
Auch Räume, die mit der Kleidung und dem Geschirr angefüllt sind, das die Inhaftierten mitbrachten, aber abgeben mussten, können besichtigt werden. "Einige Koffer waren erhalten. Da stand ein Name drauf. Die Leute hatten Hoffnung, ihren Koffer wieder zu bekommen und nach Hause zu können", berichtet Timo, und es ist ihm anzuhören, dass ihn dieser Gedanke nicht unberührt lässt.

Häftlingsnummer eintätowiert

Im Vernichtungslager Birkenau sahen die Schüler die Ruinen der Gaskammern und die Baracken, in denen die Häftlinge lebten. "Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass man ein Lager besichtigt, in dem Menschen gestorben sind", schildert Jannik Wegner (16) seine Eindrücke.
In Oswiecim trafen die Jugendlichen einen Zeitzeugen, einen heute 90-jährigen Polen, der der Heimatarmee angehörte und mit 16 Jahren nach Birkenau kam. "Er seinen linken Ärmel hochgezogen, und wir konnten sehen, wo die Häftlingsnummer eintätowiert ist", so Jannik.
Während des zweiten Teils der Reise besuchten die Jugendlichen Krakau, das dortige jüdische Viertel und die ehemalige Emaillefabrik von Oskar Schindler, die jetzt eine Ausstellung beherbergt. Viele Dokumente über die Gräueltaten der Nationalsozialisten gab es dort zu sehen. "Wir haben sie verstanden. Sie waren alle auf Deutsch. Das bringt einem näher, dass es unsere Vorfahren waren und dass es noch gar nicht so lange her ist", sagt Leonie.

Auswertung am Abend

Jeden Abend kamen die Jugendlichen zur Auswertung zusammen. "Wie kann es sein, dass niemand etwas gewusst hat?", fragt sich Lea Leidig (15) angesichts dessen, was sie auf der Reise gesehen hat. "Wie muss der Mensch beschaffen sein, um in einem KZ zu arbeiten?", gibt Jannik eine der Fragen wieder, die die Jugendlichen umtreibt.
Gefördert wurde die Gedenkstättenfahrt vom Bund, von "Aktionen – Stiftung für Menschen in Not" sowie durch Kondolenzspenden, die bei der Beerdigung des ehemaligen Ratsherrn Holke Molloisch zusammen gekommen sind.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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