"Es liegt an uns, die Kneipe nicht sterben zu lassen"

Seit dem 1. Mai bleibt die Kippe in allen Kneipen aus. Es gilt: Wer rauchen will, muss vor die Tür gehen. Im Bild Monika Saatkamp (li.) und Heike Spruch vor der „Dorfschänke“ an der Freiheitstraße.
  • Seit dem 1. Mai bleibt die Kippe in allen Kneipen aus. Es gilt: Wer rauchen will, muss vor die Tür gehen. Im Bild Monika Saatkamp (li.) und Heike Spruch vor der „Dorfschänke“ an der Freiheitstraße.
  • hochgeladen von Nina Möhlmeier

„Immer mehr Lokale machen zu. Ich öffne eins“, dachte sich Manfred Spruch. Seit Ende Juli führt der 46-Jährige die „Dorfschänke“ in Henrichenburg. Und das in Zeiten des absoluten Rauchverbots.

Angst, dass es nicht funktionieren könne, hat der 46-Jährige nicht. „Ich habe es eher als Chance gesehen, dass man etwas mit einer Gaststätte machen kann.“ Ein Blick über den Tellerrand habe ihn in seiner Einschätzung bestätigt. „Ich arbeite auch als Unternehmensberater und habe mit Engländern, Italienern und Holländern gesprochen. Sie sagen: ‚Es ist eine Frage der Zeit. In einem halben oder einem Jahr ist es völlig normal, dass man zum Rauchen vor die Tür geht.‘“ Und das glaubt auch Manfred Spruch. Schließlich werde auch überall akzeptiert, dass die Kippe in Ämtern, Restaurants etc. ausbleibe.

Natürlich habe es Schwierigkeiten gegeben und nein, auch in der Dorfschänke sei zu Anfang nicht alles rund gelaufen. „Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Wenn etwas Neues kommt, muss er sich erstmal darauf einstellen.“

Inzwischen laufe dieser „Umstellungsprozess“ aber an. „Die Diskussionen haben abgenommen“, hat Spruch beobachtet. Und so gehen die Gäste raus an den Stehtisch, wenn sie rauchen wollen. Und wenn es dort zu laut wird, sucht der Wirt das Gespräch mit ihnen. „Das Verständnis ist da. Auch wenn ein paar Bierchen getrunken wurden“, erklärt Spruch. Alles sei eben (auch) eine Frage der Kommunikation.

Im Ickerner „Haus Uebersohn“ ist das „Voll-Rauchverbot“ nach wie vor ein großes Thema unter den Gästen. Und es macht sich im Umsatz bemerkbar. „Die Einbußen liegen bei rund 40 Prozent“, sagt Pächterin Vera Romahn. 2011 übernahm die 47-Jährige das „Haus Uebersohn“ – „Ich habe gehofft, dass es gut läuft.“ Doch mit dem „Rauchverbot ohne Ausnahme“, das am 1. Mai dieses Jahres in Kraft trat, kamen auch weniger Gäste. „Das Rauchverbot ist eine absolute Bevormundung“, ärgert sich Vera Romahn. „Auch die Nichtraucher unter den Gästen finden es gemein.“

„Das Gesetz ist da und daran müssen wir uns halten. Die Situation ist nicht zu ändern“, meint Manfred Spruch. Dass man gegängelt werde, findet er trotzdem nicht okay. „Aber man muss sich mit den Gegebenheiten zurechtfinden und den Gästen eine schöne Atmosphäre bieten. In der Kneipe unterhält man sich mit Menschen und nicht nur via facebook“, sagt Spruch. Das sieht auch Vera Romahn so: „Die Kneipe steht für Gemeinschaft. Hier trifft man bekannte Gesichter, mit denen man sich austauschen kann.“

„Mir ist wichtig, dass die Kneipenkultur nicht ausstirbt.Es liegt an uns, dass wir sie nicht sterben lassen“, erklärt Manfred Spruch.

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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