Nach 67 Jahren wieder vereint

Fand ihre Freundin nach 67 Jahren wieder: Renate Kley.
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  • hochgeladen von Verena Reimann

„Ach du meine Güte, die Mädchen kenne ich doch“, waren die ersten Gedanken, die Renate Kley (82) durch den Kopf gingen, als sie den Stadtanzeiger aufschlug. Auf den Bildern der 40er Jahre erkannte sie ihre jüngere Schwester Gisela und ihre ehemals beste Freundin Margarete wieder. Nach 67 Jahren fanden sich die Freundinnen endlich wieder.
„Ich habe sofort meine Schwester Gisela in Dortmund angerufen und ihr von dem Aufruf berichtet“, erzählt Renate Kley. Schwester Gisela traute ihren Ohren kaum und rief sofort bei Margarete Schulz, die den Aufruf gestartet hatte, in Berlin an. „Bist du es, Gretchen?“, waren ihre ersten Worte. Und auch Renate Kley telefonierte im Anschluss mit Margarete Schulz. Fast eine Stunde schwelgten die beiden Freundinnen in Erinnerungen. Ob sie sich noch mal persönlich treffen werden, wissen die Frauen zwar noch nicht, aber im telefonischen Kontakt wollen sie auf jeden Fall bleiben.
Kennengelernt hatten sie sich in Kindertagen.
„Gisela ging damals in die Wilhelmschule in Castrop-Rauxel. 1942 wurden die Bombenangriffe so schlimm, dass die Schule nach Pommern evakuiert wurde. Meine Mutter begleitete meine achtjährige Schwester nach Hitzdorf. Als meine Mutter dann krank wurde, bin ich 1943 auch nach Pommern gekommen“, berichtet die Castrop-Rauxelerin.
Nur der Vater der Schwestern blieb in der Heimat, wo er als Lokaljournalist tätig war. Während im Ruhrgebiet der Zweite Weltkrieg tobte, verbrachten Renate und Gisela glückliche Kindertage in Hitzdorf (Nahe Stettin, heutiges Polen). „Schon bald wurden Gretchen (Margarete Schulz) und Hildchen (lebt heute bei Stuttgart) meine besten Freundinnen“, erinnert sich die 82-Jährige. Gemeinsam mit ihren Freundinnen verbrachte die damals 15-Jährige eine herrliche Zeit. Sie unternahmen Ausflüge in die Umgebung, badeten im See oder gingen gemeinsam ins Kino.
Doch dann kam der Tag, an dem die beiden für 67 Jahre getrennt wurden. Durch geheime Informationen erfuhr Renates Vater, dass russische Soldaten auf dem Vormarsch nach Hitzdorf waren. Kurzerhand entschied er sich, seine Frau und die beiden Töchter zurück nach Castrop-Rauxel zu holen. Dort angekommen, war die Familie Klepinski zwar vor russischen Soldaten, nicht aber vor ständigen Luftangriffen sicher. „Um meine Freundinnen in Pommern habe ich damals sehr getrauert. Zudem habe ich mir große Sorgen um sie gemacht“, berichtet Renate Kley. Erst nach und nach sickerte durch, dass die Mädchen in Hitzdorf Schlimmes durch russische Soldaten hatten erleiden müssen.
Und obwohl Renate Kley ihre Freundinnen und Pommern ihr ganzes Leben lang vermisste, möchte sie heute nicht mehr nach Hitzdorf fahren. Renate Kley: „Ich möchte einfach alles so in Erinnerungen behalten, wie ich es damals erlebt habe.

Autor:

Verena Reimann aus Oberhausen

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