Trinkhalle von Emmy Olschewski ist reif fürs Industriemuseum

Aktuell ist der Kiosk von Emmy Olschewski in einer Ausstellung auf der Henrichshütte in Hattingen zu bewundern. | Foto: LWL-Industriemuseum
  • Aktuell ist der Kiosk von Emmy Olschewski in einer Ausstellung auf der Henrichshütte in Hattingen zu bewundern.
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Der ganz große Boom der Kioske ist vorbei. Zwar gibt es sie noch, aber viele sind aus dem Stadtbild verschwunden. Doch manchmal hat auch eine Bude an einem Ort überlebt, mit dem man gar nicht rechnet. So hat es der ehemalige Kiosk von Emmy Olschewski auf Schwerin ins Westfälische Industriemuseum geschafft und ist aktuell in einer Ausstellung auf der Henrichshütte in Hattingen zu sehen.

Seit 1998 ist der Kiosk, der an der Schweriner Straße 10 stand, museumsreif. „Die Tochter von Emmy Olschewski, Ursula Rabe, und die Enkelin, Ulrike Rumpf, sind an das Museum herangetreten, da sie meinten, dass es zu schade sei, den Kiosk einfach abzureißen“, berichtet Vera Steinborn, Leiterin des Referats Sammlung beim Westfälischen Industriemuseum. Der damalige Museumsleiter, Helmut Bönnighausen, habe dann beschlossen, den Kiosk in die Sammlung aufzunehmen, da es möglich sei, damit ein Frauenleben zu zeigen und nachzuerzählen.
In der Tat begleitete die Trinkhalle Emmy Olschewski, die 1904 auf Schwerin geboren wurde, ihr ganzes Leben lang. 1921 errichtete ihre Mutter, die zweifach verwitwete Anna Jaeger, neben dem Wohnhaus an der Schweriner Straße zunächst eine Gemüseverkaufsbude, um den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sichern. Etwas später konnte Selterswasser in das Sortiment aufgenommen werden, und die Verkaufsstelle mitten in der Bergarbeitersiedlung der Zeche Graf Schwerin wurde gut angenommen.

Kiosk von der Mutter übernommen

Emmy, die 1925 heiratete und bald darauf selbst Mutter wurde, half weiterhin mit, und als Anna Jaeger 1942 starb, übernahm Emmy die Bude. Während des Krieges ging der Verkauf, wenn auch eingeschränkt, weiter. So wurden zum Beispiel Kaffee und Tabak gegen andere Dinge getauscht.
In den 1950ern folgten die Wirtschaftswunderjahre. Angebot und Umsatz wurden größer, und die Trinkhalle wurde umgebaut und erhielt ein größeres Fenster. Als die Zeche 1961 schloss, lag der Kiosk jedoch plötzlich nicht mehr an einer Hauptzugangsstraße, sondern in einem Wohngebiet. Emmy Olschewski verwirklichte daraufhin eine andere Geschäftsidee, eröffnete eine Heißmangel und verpachtete den Kiosk an ihre Großnichte.

Noch mit 91 Jahren hinter der Theke

Als ihr Mann 1967 starb, kehrte sie in den Kiosk zurück und führte ihn wieder selbst. Noch mit 91 Jahren stand sie hinter der Theke, bevor ein Nachbar die Bude bis zu ihrem Tod 1998 übernahm. Dann ging der Kiosk zusammen mit einigen Einrichtungsgegenständen, Dokumenten und Fotos in den Besitz des Westfälischen Industriemuseums über. „Da das Holz im Laufe der Jahre gelitten hatte, entschieden unsere Holzrestauratoren, ihn nicht wieder 1:1 aufzubauen“, weiß Vera Steinborn. Die Vorderfront mit Verkaufstresen und Klappe ist aber erhalten geblieben.
Diese ist mit weiteren Exponaten, die an Emmy Olschewski erinnern, noch bis zum 17. April 2017 in der Ausstellung „Zum Wohl! – Getränke zwischen Kultur und Konsum“ auf der Henrichshütte in Hattingen zu sehen und bildet dort passend zum "Jahr der Trinkhalle 2016" den Mittelpunkt.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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