Theatergeschichte(n): Historische Dokumente des WLT werden in Münster archiviert

Intendant Ralf Ebeling mit Filmrolle und Fotoalbum sowie Katharina Tiemann vom LWL-Archiv mit alten Zeitungsartikeln.
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  • Intendant Ralf Ebeling mit Filmrolle und Fotoalbum sowie Katharina Tiemann vom LWL-Archiv mit alten Zeitungsartikeln.
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Eleonore Zetzsche stand Ende der 1950er Jahre in Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ auf der Bühne des Westfälischen Landestheaters (WLT). Auch Ilja Richter und Angela Winkler traten hier auf. Genauere Informationen zur Historie des WLT lassen sich bald im Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster finden.

Denn große Teile der historischen Unterlagen des Theaters werden nun in Münster archiviert. 60 bis 80 Umzugskisten werden in dieser Woche ins Archiv transportiert, um dort inhaltlich und technisch aufbereitet zu werden. Dazu haben WLT und LWL-Archivamt einen zunächst zehn Jahre gültigen Vertrag miteinander geschlossen.
Zahlreiche Alben mit Programmheften und Fotos, dazu Spielzeithefte, Plakate, Zeitungsartikel, Rezensionen, Fotokästen sowie Verwaltungsdokumente haben Katharina Tiemann, LWL-Referatsleiterin für Archivische Betreuung der Bereiche Kultur und Jugend, und ihre Kollegen gefunden. Tagelang haben sie damit zugebracht, die historischen Unterlagen des WLT zu sichten und auszuwählen.
„Es war eine kleine Überraschung, dass wir Dokumente aus den 30er Jahren gefunden haben, denn wir waren nicht sicher, ob es noch welche gibt“, erzählt Tiemann. Auch mit so vielen Filmaufnahmen, die zu Dokumentationszwecken bei den Premieren gedreht wurden, hatte die Archivarin nicht gerechnet. 1933 war das WLT in Paderborn gegründet worden und ist seit 1946 in Castrop-Rauxel ansässig.
„Theaterarbeit muss man lebendig aufbewahren“, so Tiemann. Dabei geht es auch darum, regionale Kulturgeschichte zu konservieren. So zeugen etwa Fotos und Programmhefte davon, dass in der Spielzeit 1939/1940 „Minna von Barnhelm“ am WLT aufgeführt wurde. Und vergilbte, sorgfältig aufgeklebte Zeitungsartikel erinnern an das verheerende Feuer, das 1947 den Theaterfundus zerstörte. „Am Theater wissen das noch viele, aber es ist schön, es nachlesen zu können“, sagt Pressesprecherin Christine Beckmann.

Für Jedermann zugänglich

Diese Möglichkeit sollen bald alle Theaterbegeisterten haben, denn die archivierten Dokumente in Münster werden für Jedermann zugänglich sein. Tiemann rechnet damit, dass die Aufarbeitung der Unterlagen im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein wird. Dann wird es unter anderem auch ein „Findbuch“ im Internet geben.
Dort wird man zukünftig neben Ruth Leuwerik, Ilja Richter und Angela Winkler etwa auch die junge Katja Riemann finden können. „Das WLT ist ein Sprungbrett für viele junge Schauspieler gewesen“, weiß Beckmann.
Die Auseinandersetzung mit den historischen Materialien soll die Tradition des WLT stärken. „Denn alles baut auf einander auf, auch wenn wir uns immer wieder neu erfinden“, so die Pressesprecherin.
„Man hebt Sachen für die Zukunft auf“, verdeutlicht Intendant Ralf Ebeling. Die Unterlagen sollen im Archiv so aufbereitet werden, „dass man etwas wiederfindet und wir besser damit arbeiten können“. Denn wenn jemand eine Idee für eine Inszenierung habe, „gucken wir immer, wann wir es zuletzt auf dem Spielplan gehabt haben“, so Ebeling.
Nach der erfolgten Archivierung in Münster sei es außerdem nicht ausgeschlossen, dass man beim WLT die alten Unterlagen dazu nutze, sich zur Inszenierung eines lang nicht gespielten Stückes inspirieren zu lassen.

Intendant Ralf Ebeling mit Filmrolle und Fotoalbum sowie Katharina Tiemann vom LWL-Archiv mit alten Zeitungsartikeln.
An die Inszenierung von Lessings Drama „Minna von Barnhelm“ in der Spielzeit 1939/40 erinnern die Fotos und das Programmheft.
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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