Blindgängerverdacht: Generalstabsmäßige Arbeit

Bei Dieter Gerth liefen alle Fäden zusammen für die mögliche Teil-Evakuierung des Evangelischen Krankenhauses sowie für alle bei der Entschärfung eines Blindgängers erforderlichen Maßnahmen wie etwa die Sperrung der B 235 und der Autobahnabfahrten.
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Alles war vorbereitet. Bis ins Detail. Der Verdacht, auf der Baustelle der neuen Gastronomie an der Grutholzallee könnte möglicherweise ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen und die Entschärfung eine Evakuierung von Teilen des Evangelischen Krankenhauses (EvK) erfordern, hat Dieter Gerth von der Feuerwehr drei Wochen lang in Atem gehalten. Am Ende konnten alle aufatmen. Kein Blindgänger, keine Sperrung, keine Evakuierung.

Nein, bei all dem, was Dieter Gerth, bei der Feuerwehr zuständig für Bevölkerungsschutz und Kampfmittelbeseitigung, an Maßnahmen vorbereitet hatte, handelt es sich nicht um ein Konzept für eine Übung. Der Stadtanzeiger wollte wissen, was denn organisiert werden muss, bevor ein Sprengkörper entschärft werden kann.

Doch der Reihe nach: Wegen der Bauarbeiten wurde das Gelände auf mögliche Kampfmittel untersucht. "Beim Detektieren wurde vor Weihnachten eine Bodenveränderung festgestellt. Neben den genauen Koordinaten gab es auch den Hinweis auf die Tiefe von etwa 3,1 Metern", beschreibt Gerth die Ausgangslage. Ein Verdachtsmoment, wie es bei den Fachleuten heißt. "Da könnte etwas sein, muss aber nicht. Ein sofortiges Aufgraben des Erdreiches ist nicht erforderlich", erläutert Gerth die Tatsache, dass eine genaue Untersuchung des auffälligen Erdreiches erst für Dienstag vergangener Woche (10. Januar) terminiert wurde.
Dass es "nur" ein Verdachtsmoment, der sich aus der Veränderung des Magnetfeldes in der Erde ergibt, aber kein Verdachtspunkt war, verschaffte den Experten Zeit. "Bei einem Verdachtspunkt zeigt die Auswertung von Luftbildern Einschlagstellen von Sprengkörpern. Hier ist sofortiges Handeln geboten".

"Herausforderung EvK"

Trotzdem gab es eine besondere Herausforderung für Dieter Gerth: Die Nähe des EvK zum Ort des möglichen Blindgängers. In tagelanger Kleinarbeit erstellte er Grafiken, Checklisten, Karten und Zeitpläne, Handzettel und eine Ordnungsverfügung. Er informierte Polizei, THW und betroffene Verwaltungsbereiche im Rathaus, Gas- und Stromversorger sowie Nahverkehrsunternehmen. Sprach mit dem Kampfmittelräumdienst, der EvK-Verwaltung und der Baufirma, die zwischenzeitlich nur unter bestimmten Auflagen weiterarbeiten durfte. Organisierte wegen nur einer vorhandenen Zufahrt zum EvK eine Löschgruppe, die am Tage der Entschärfung direkt Position auf dem Krankenhausgelände bezogen hätte, und Wachposten, die geräumte Gebäude sichern würden. Und er klärte, wo das Notarzteinsatzfahrzeug an diesem Tage stehen würde.

Auf dem Parkplatz der benachbarten Gastronomie "Cafe Del Sol" sollte die Einsatzleitstelle errichtet werden. "Der Zufall kam uns zu Hilfe, denn der Betrieb hatte wegen Renovierungsarbeiten ohnehin geschlossen", zählt Gerth die wichtigsten Maßnahmen auf.

Mit der Krankenhausleitung besprach er, welche Gebäude und Stationen im Radius von 250 Metern hätten evakuiert werden müssen. Das ist der Bereich, in dem sich bei der Entschärfung einer Fünf-Zentner-Bombe niemand aufhalten darf. In diesem Radius liegen unter anderem die Geriatrie, die Tagesklinik, die Schwesternwohnheime und Bungalows sowie die Kindertagesstätte, die Kapelle sowie die Radiologie. "Einige Stationen hätten nur die zur Entschärfungsseite hin liegenden Zimmer räumen müssen."

Kein Patient hätte in ein anderes Krankenhaus verlegt werden müssen. Alle wären vorübergehend innerhalb des EvK-Hauptgebäudes beziehungsweise in der benachbarten Salus-Klinik untergebracht worden.

18 Sperrposten

Der Autoverkehr auf der B 235 wäre zeitweise von der A 42 bis zur Kreuzung Siemensstraße gesperrt worden. Ebenso die beiden Autobahnabfahrten Richtung Habinghorst. Allein dafür waren 18 Sperrposten vorgesehen.
Alles in allem ein Riesenaufwand? Am Ende für nichts? Sicher waren alle Beteiligten erleichtert, als es am Tag vor der geplanten Entschärfung hieß: Kein Blindgänger!

Ein besonders positives Fazit zieht Dieter Gerth: "Die Zusammenarbeit mit Polizei, THW, EvK und allen anderen hat hervorragend geklappt. Man hat ja keinen fertigen Plan in der Tasche." Und zitiert den Leitspruch eines Feuerwerkers: "Du musst an jede Bombe rangehen, als sei es die erste. Routine ist tödlich!"

Autor:

Lokalkompass Castrop-Rauxel aus Castrop-Rauxel

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