Eine Nummer für alle Fälle: Auch kuriose Anrufe gehen unter dem Notruf 112 ein

In der Leitstelle des Kreises Recklinghausen nehmen die Mitarbeiter (im Bild Frank Bischof) auch die Notrufe aus Castrop-Rauxel entgegen. | Foto: Kreis Recklinghausen
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„Wir sind ein bisschen so etwas wie Serviceberater“, sagt Sven Wehrhagen, Leiter der Leitstelle des Kreises Recklinghausen, bei der auch die Notrufe aus Castrop-Rauxel eingehen. Denn die Menschen wählen die 112 nicht nur, wenn es brennt, ein Unfall passiert oder jemand schwer erkrankt ist.

So melden sich manche, weil sie zum Beispiel vor einer Reise feststellen, dass ihr Personalausweis abgelaufen ist und sie nicht weiter wissen. „Bei uns ist immer jemand da, der dran geht“, erklärt sich Wehrhagen dieses Phänomen. Andere haben dreimal eine falsche PIN-Nummer an ihrem Handy eingegeben, sehen das Wort „Notruf“ auf dem Display und rufen in der Hoffnung auf technische Hilfe an. „Denen ist gar nicht bewusst, dass sie den Notdienst wählen.“
Doch wer wirklich wegen eines Notfalls anruft, braucht nicht zu befürchten, dass er wegen der „falschen“ Anrufe niemanden erreicht. „Unsere Kapazitäten sind so hoch, dass wir Anrufe parallel bearbeiten können“, versichert Wehrhagen. Nur bei Unwettern wie Kyrill oder Ela stößt auch die Kreisleitstelle an ihre Grenzen. „Da hatten wir bis zu 2.000 Anrufe pro Stunde. Dann müssen Anrufer Geduld haben und es klingeln lassen.“

120.000 Notrufgespräche

Mehr als 120.000 Notrufgespräche haben die Mitarbeiter der Kreisleitstelle im Jahr 2016 geführt. In den vergangenen Jahren habe es eine deutliche Steigerung gegeben. Zwar hätten die Fehlanrufe durch Handys in der Hosentasche, die trotz Tastensperre den Notruf auslösen konnten, abgenommen, weil dies bei Smartphones nicht mehr möglich ist, aber dafür stiegen die echten Notrufe.
Als einige Ursachen für den Anstieg betrachtet Wehrhagen die höhere Verbreitung von Smartphones, wodurch die Menschen mehr Möglichkeiten hätten, den Notruf zu wählen, sowie den demografischen Wandel und den dadurch zunehmenden Bedarf an Hilfe.
Auch um die Katze auf dem Baum kümmert man sich bei der Kreisleitstelle. „Katzen klettern. Das ist erst einmal nichts Ungewöhnliches. Daher klären wir, wie lange sie schon da oben ist“, verdeutlicht Wehrhagen. Sei sie auch über Nacht nicht heruntergekommen, greife die Feuerwehr ein – ein Einsatz der kostenfrei bleibt, sofern der Besitzer keine Schuld an dem Malheur der Katze hat.

Einheitliche Nummer seit 1973

Für „absolut sinnvoll“ hält Wehrhagen eine bundesweit einheitliche Notrufnummer. „Das ist ja fast etwas Neues, wenn man bedenkt, dass viele Feuerwehren ihr 100- oder 150-jähriges Jubiläum feiern“, sagt er über die 112, die 1973 auf Initiative der Björn-Steiger-Stiftung in Deutschland eingeführt wurde.
Auch den einheitlichen Polizeinotruf 110 gibt es seitdem. Die Nummer werde immer mal wieder von Hilfesuchenden statt der 112 gewählt, weiß Wehrhagen. „Die Leute sind in einer Stresssituation und bringen die Nummern durcheinander.“ Dies sei aber kein Problem, weil die Kreisleitstelle den Anruf zur Polizei weiterleite und umgekehrt.

Europäischer Tag des Notrufs 112

Die kostenlose Notrufnummer 112 wurde 1973 in Deutschland eingeführt. Mittlerweile gilt die Nummer europaweit. Da dies aber vielen Menschen unbekannt ist, erklärte die Europäische Kommission 2009 den 11. Februar zum Europäischen Tag des Notrufs 112, um auf die einheitliche Nummer aufmerksam zu machen.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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