DINamare - Das Stadtwerkebad: Schwimmen, Menschen, Spurensuche

Zeichnung von Eva Bock
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Der kleine Junge planscht im Babybecken und spielt begeistert mit Wasserfontänen, die aus der Spielinsel spritzen.
Zwischendurch schlurfen Handwerker mit blauen Plastiktüten an den Füßen um das Becken herum, klettern auf Leitern, um die letzten Kabel in Schächten zu verstauen.
Ich bemerke die kritischen, an die Decke gehefteten Blicke der Erwachsenen und sehe wie Wasser munter von der Decke tropft.
Verursacht allerdings von Wasser von unten.
Einige Kinder haben sich spontan solidarisiert und halten gemeinsam alle Düsen der Wasserfontänen zu, bis auf eine. Und durch geschicktes halbes zuzwicken mit dem Daumen schaffte es eben dieser eine Wasserstrahl mit Leichtigkeit bis an die Decke.
Das geht auch zur anderen Seite, wie die Kinder begeistert feststellen.
Plötzlich Aufruhr vom Außenbereich her. Eine resolute ältere Dame in voller Bekleidung und Rollwägelchen tippelt durch die Flügeltür und erklärt dem Bademeister, sie wolle jetzt hier schwimmen gehen. „Ja, gerne“, meint dieser, “aber sie müssen durch den Kassenbereich kommen, nicht über die Bausstelle!“
Die große Neuerung, das zu öffnende Dach des Schwimmbades, schließt sich vor der nahenden Regenfront fast lautlos. Majestätisch schiebt es sich über unsere Köpfe hinweg und verschließt den Blick auf den grünlich-grauen Gewitterhimmel.
„Bis der Motor mal ausfällt“, meint ein Mann mit Brille trocken im Vorbeischwimmen.
Ich betrachte zwischen den Zügen durch die noch weit geöffneten Flügeltüren den aufkommenden Wind.
Blitze, Donner.
Windböen drücken plötzlich staubfeinen Regen in die Halle. Der Bademeister eilt, um die Türen zu schließen.
Nur eine nicht. Die klemmt.
Vergebens müht er sich und schließlich ertönt durch die Lautsprecher der Aufruf: „Liebe Badegäste, wegen des Unwetters und der nicht zu schließenden Ausgangstür bitten wir sie das Sportbecken zu verlassen, da wir bei Blitzeinschlägen nicht für Ihre Sicherheit garantieren können.“
Aufgescheucht versammelt sich alles im Bereich des kleinen Lehrschwimmbeckens. Die Kinder planschen, Fremde diskutieren und unterhalten sich miteinander, manche meckern, andere sitzen in Handtücher gehüllt auf den Bänken und blicken sehnsuchtsvoll aufs Wasser.
Das große Becken ist nun menschenleer. Die Oberfläche spiegelglatt. Draußen tobt ein Sturm.
Ich kann dem Drang nur ganz kurz mit dem Fuß ins bewegungslose Wasser zu tippen kaum widerstehen.
Der Bademeister schraubt und klopft eifrig an den Scharnieren der widerspenstigen Tür.
Der abtrocknende Wasserfleck im Kleinkinderbereich zeigt deutlichen Farbschwund an.

Menschen hinterlassen Spuren. Wie das Leben eben.

Autor:

Eva Bock aus Dinslaken

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