Einmal Goya in die Augen schauen

Das Museum Voswinckelshof zeigt es neben Grafiken des Meisters sowie Werken von Otto Pankok und anderen bis 12. September als
„Visionen von Schrecken und Hoffnung“.

Sensationelles bietet das Museum Voswinckelshof ab übernächsten Sonntag einer überregionalen Öffentlichkeit. Das Kulturhauptstadt-Jahr, Dinslakens französische Partnerstadt Agen und unsere Stadtwerke als Hauptsponsor machen es möglich: Für zwölf Wochen wird unsere niederrheinische Kulturmetropole auch in der Malerei zu einem Leuchtturm der Europäischen Kulturhauptstadt!
Vom 20. Juni bis 12. September zeigt das Museum Voswinckelshof, ein originäres Selbstbildnis des berühmten spanischen Malers Francisco José de Goya y Lucientes aus dem Jahr 1783, das bisher in Deutschland noch nie zu sehen war. Der Agener Bürgermeister Jean Dionis du Séjour und sein Stadtrat schicken zwei ihrer wertvollsten Kulturgüter auf die Reise nach Deutschland - das Selbstporträt ist eines von fünf Bildern Goyas aus der Sammlung des Musée des Beaux Arts d‘ Agen (Museum der schönen Künste Agen). Es zeigt Goya, den Schöpfer u.a. der weltberühmten nackten und bekleideten Maja, im Alter von 37 Jahren, noch vor Beginn seiner Karriere als Hofmaler des spanischen Königs.
Die Stadt Agen erbte das wertvolle Gemälde 1901 von einem der Stadt verbundenen Gönner, dem Comte de Chaudordy.
Erstmals außerhalb Frankreichs gezeigt wird die zweite kostbare Leihgabe aus Agen: „Le Garrot“, ein Bild des Spaniers Eugenio Lucas y Padilla genannt Eugenio Lucas Velázquez (1817-1870).
Dieser Velázquez, ein Spätromantiker, ist durch seine Imitationen oder Nachschöpfungen der spanischen Meister bekannt. Vor allem die Arbeiten Francesco de Goyas und dessen Revolutions- und Inquisitions-Schilderungen inspirierten ihn nachhaltig, so auch hier mit der Garotten-Hinrichtungsszene.
Die beiden Agener Gemälde-Leihgaben werden in der Ausstellung namens “Visionen von Schrecken und Hoffnung“ gemeinsam mit 32 herausragenden graphischen Werken Goyas aus den Reihen „Schrecken des Krieges” und „Los Caprichos” präsentiert.

Noch nach über zwei Jahrhunderte dokumentiert das aufwühlende Spätwerk Goyas den Terror gegen unschuldige Menschen für uns und für alle Zeiten, leider waren es nicht bloße Visionen.
Die Ausstellung zeigt auch inspirierende Vorbilder Goyas aus den motiv- und titelähnlichen Grafik-Zyklen des französischen Zeichner und Radierers Jacques Callot (1592 –1635 in Nancy).

Nicht weit von Dinslaken lebte im 20. Jahrhundert der Maler Otto Pankok, der den Mut hatte, sich für Verfolgte des Dritten Reichs einzusetzen. Auch sein Werk zeigt eindrucksvoll die Wirkgewalt von Kunst gegen Kultur-Bruch und für Menschlichkeit. Ein „alter Meister“ wie Goya und ein „junger“ wie Otto Pankok belegen - erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung? – künstlerisches Engagement für die Schwachen und Verfolgten. Im Voswinckelshof zeigen großformatige Zeichnungen und Drucke Otto Pankoks Beziehung zu Düsseldorfer Sinti.

Auch Bilder der Berühmtheiten George Grosz, Käthe Kollwitz und Conrad Felixmüller und heutige Zeitgenossen stehen im Kontext der historischen Abbilder des Schreckens und Visionen von Hoffnung.

Weitere zeitgenössische Künstlerinnen der Ausstellung: Maja Bajevi verarbeitete ihre Balkankriegserlebnisse in den 1990er Jahren. In Dinslaken zeigt sie mit ihrer Video-Arbeit: „Wie möchtest Du regiert werden?“ - Ohnmacht des Menschen gegen Übergriffe. Die Berliner Künstlerin Tina Winkhaus darf „fotografische Re-Inszenierungen“ von Goyas Grafiken zeigen. Und Sigalit Landau, die als Israelin 1997 ihren internationalen Durchbruch auf der documenta X und der Biennale in Venedig erlebte, füllt mit raumgreifenden Installationen (darunter „Endlos-Lösung“) Ausstellungsfläche. Gast-Kurator Jürgen Kaumkötter, derzeit Muzeum Montanelli (MuMo), bezog im Ausstellungs-Titel die zeitgenössischen Abbilder des wirklichen Schreckens und Visionen der Hoffnung aufeinander und stellte Kunstwerke zusammen.

Aber allein einmal einem „echten Goya“ in die Augen schauen zu können macht für viele die Reise nach Dinslaken schon lohnend. (Museum Voswinkelshof: Elmar-Sierp-Platz 6 in Dinslaken, Tel. 02064-2449. Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr). Text: cd

Autor:

Evelyn Drümpelmann-Trollbergh aus Dinslaken

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